Die Terroristen
sagte, dass nun nichts mehr schief gehen könnte.
Reinhard Heydt überlegte, wie er das Land verlassen könnte. Sein Aussehen und Körperbau waren in gewisser Weise nachteilig, da jede Form der Verkleidung leicht zu durchschauen war.
Am Abend des 19. lag er lange in der Badewanne und dachte nach. Irgendwie würde es schon gehen, entweder würde er sich wie Levallois außer Landes schmuggeln oder einfach bleiben und sich in der Wohnung aufhalten, bis die polizeiliche Überwachung nachließ. Eine der Grenzstationen würde er schon überwinden können, wenn er ausreichend lange wartete. Vielleicht würde es zu Gewalttätigkeiten kommen, aber Gewalt war seine Spezialität. Er war überzeugt, dass alles in Ordnung gehen würde und dass er den schwedischen Polizisten, auf die er eventuell stoßen würde, weit überlegen war. Er hatte vorher die Stockholmer Beamten beobachtet, und seine Bewunderung hielt sich in Grenzen. Sie waren sicherlich roh und konnten hart zupacken, aber jeder x-Beliebige konnte feststellen, dass sie nicht selten gegen die falsche Person einschritten und dass sie sämtlich psychologisch ungeschulte Leute zu sein schienen, die darüber hinaus ihre Waffen häufig linkisch und wenig nutzvoll handhabten.
Er wusch sich gründlich, bürstete die Zähne, rasierte sich, besprühte die Achselhöhlen mit einem Deodorant und pflegte seine blonden Koteletten. Reinhard Heydt war, was seine Hygiene betraf, sehr eigen, so eigen, dass man hätte annehmen können, er leide an einer Art Reinlichkeitsmanie. Anschließend massierte er eine Hautlotion in seinen ganzen Körper ein.
Dann breitete er saubere Handtücher auf dem Fußboden aus und ging in die Operationszentrale, wo Levallois in ein technisches Fachbuch versunken da saß, während er den Polizeifunk abhörte, dessen Mitteilungen er nicht verstand.
Reinhard Heydt zog sich einen frisch gewaschenen seidenen Schlafanzug an und hörte etwa eine Stunde lang die Gespräche im Polizeifunk ab. Messerstechereien, Vergewaltigungen, Überfälle, ein vierzehnjähriges Mädchen, das offenbar an einer Überdosis Morphinbase gestorben war, so genannte Hausfriedensbrüche, Schlägereien zwischen Betrunkenen, Narkotikahandel, Einbrüche, ein Totschlag, einige Selbstmorde, neue Raubüberfälle, besonders auf ältere Menschen, Rowdys, die die U-Bahn-Züge beschädigten, alle möglichen Arten von Störungen, Schusswechsel in einer Wohnung in Bagarmossen, mehrere schwere Verkehrsunfälle, alles in ununterbrochener Folge, Razzia auf Rauschgiftsüchtige und verdächtige Jugendliche in Humlegärden. Wessen sie verdächtigt wurden, ging aus der Meldung nicht hervor. Mehrere Festnahmen ausländischer Staatsbürger auf Grund eines neuen Gesetzes, er verstand nicht richtig, weshalb. Verschiedene Distrikte teilten mit, dass ihre Zellen voll belegt seien und die einzelnen Wachen überlastet und unterbemannt. Dann kam ein Mord: Eine Frau schien ihren Mann mit einem Plätteisen erschlagen zu haben. Das Paar war in Streit geraten, welcher Fernsehkanal eingeschaltet werden sollte. Unzählige Anrufer schienen sich über ihre Nachbarn zu beklagen, die entweder das Radio zu laut angestellt hatten oder ein Fest feierten oder Kinder hatten, die immer noch auf waren und spielten. Große Schlägerei auf Mariatorget. Neue Gewalttätigkeiten in der U-Bahn.
Stockholm war offenbar eine Stadt, in der die Polizei alle Hände voll zu tun hatte.
Reinhard Heydt legte sich hin, ohne den Polizeifunk abzustellen. Er nahm sich den Rüge vor und las das Kapitel über die Weserübung noch einmal, ehe er einschlief.
Er schlief gut und wachte voller Zuversicht auf.
Während er duschte und seine Morgentoilette erledigte, überlegte er, wie und wann er dieses graue und ungemütliche Land verlassen sollte, und glaubte, eine annehmbare Lösung gefunden zu haben. Die Durchführung würde Zeit in Anspruch nehmen, aber Zeit war etwas, das er bis jetzt glücklicherweise in ausreichendem Maße besaß.
Dann zog er einen eleganten Morgenrock über, machte ein kräftiges englisches Frühstück zurecht, setzte sich an den Tisch und verzehrte es in aller Ruhe.
Der Franzose war zeitiger aufgestanden und hatte versäumt, sein Bett zu machen, was Heydt als störend empfand und als ein Zeichen für eine nicht allzu gute Erziehung wertete.
Im Operationsraum war der Polizeifunk immer noch eingeschaltet, und Levallois hatte jetzt nicht weniger als drei technische Bücher vor sich aufgeschlagen liegen.
Er sagte nicht guten
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