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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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Allee heraufgeritten. Sie können mit ihm sprechen, sobald ihm jemand das Pferd abgenommen hat.«
    Jemand hatte sich offenbar sehr gesputet, denn Malm kam schon eine Minute später ans Telefon. Sein Tonfall hatte gedämpft und untertänig geklungen, völlig anders als im Dienst, wo er off arrogant und verärgert klang.
    Martin Beck hatte gerade genug Zeit, diesen Gedanken zu Ende zu denken, als das Telefon schon wieder klingelte. Jetzt war es die Marine. Fregattenkapitän Soundso.
    »Ich möchte nur wissen, ob Sie die großen Vertolhelikopter oder den kleineren Typ Marke Alouette haben wollen. Vielleicht eine gemischte Gruppe von beiden? Beide Typen haben ihre Vorteile.«
    »Wir wollten überhaupt keine Flugzeuge haben.«
    »Bester Kommissar«, sagte der Mann steif. »Ein Hubschrauber ist kein Flugzeug. Eher ein Luftfahrzeug.«
    »Vielen Dank für die Belehrung. Entschuldigen Sie, dass ich den falschen Ausdruck benutzt habe.«
    »Oh, es gibt viele, die das falsch sagen. Sie brauchen also keine Hubschrauber?«
    »Nein.«
    »Bei meinem Gespräch mit dem Rikspolis-Chef hatte ich aber einen anderen Eindruck gewonnen.«
    »Es hat da ganz einfach ein Missverständnis gegeben.«
    »Ich verstehe. Auf Wiederhören, Herr Kommissar.«
    »Auf Wiederhören, Herr Fregattenkapitän«, sagte Martin Beck höflich.
    Und so war es den ganzen Tag gegangen. Entscheidungen waren über seinen Kopf hinweg getroffen worden und mussten durchgedrückt oder rückgängig gemacht werden, häufig in strengem, manchmal brutalem Ton und mit scharfen Formulierungen.
    Aber nun war der Schutzplan auch fertig. Von denen, die in Kungsholmen arbeiteten, hatte besonders Melander einen Löwenanteil daran. Im Stillen. Das war sein Arbeitsstil.
    Keiner der anderen hatte allerdings auf der faulen Haut gelegen.
    Rönn zum Beispiel hatte eine Aufgabe übernommen, die zeitraubend zu sein schien.
    Nur einmal am Tag hatte er sich im Hauptquartier gezeigt, mit noch röterer Nase als sonst und mit schweren Tränensäcken unter den Augen. Gunvald Larsson hatte ihn sofort gefragt:
    »Wie läuft’s denn, Einar?«
    »Es geht. Aber es nimmt mehr Zeit in Anspruch, als ich glaubte. Und morgen habe ich nur wenige Minuten. Höchstens 15.«
    »Eher 12 oder 13.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Pass nur gut auf, Einar.«
    Martin Beck blickte lange auf Rönn. Gunvald Larsson und Rönn, zwei völlig verschiedene Menschentypen, verstanden jeder die kleinste Andeutung des anderen. Sie waren sogar Freunde. Er selbst hatte große Schwierigkeiten, mit Rönn zusammenzuarbeiten, und dass sie beide sich in der Freizeit treffen würden, um über etwas anderes als den Dienst zu sprechen, schien völlig ausgeschlossen. Es fiel ihm da schon leichter, mit Gunvald Larsson zusammenzuarbeiten, trotz dessen ungestümer Art und seiner off boshaften Kommentare. Aber auch sie waren keine Freunde, auch wenn das Verhältnis im Laufe der Jahre nach einem sehr schlechten Anfang immer besser geworden war.
    Aber Rönn und Gunvald Larsson verband tatsächlich eine enge Freundschaft; was sie vereinte, war vielleicht die Tatsache, dass beide tüchtige Polizeibeamte waren und sich bei der Arbeit vorbildlich ergänzten. Passten sie im Privatleben ebenso gut zusammen? Denkbar. Obwohl Rönn sich sein Grundwissen in einer Volksschule in Lappland angeeignet hatte, während Gunvald Larsson die besten und teuersten Privatschulen besucht hatte.
    Soweit Märtin Beck wusste, war Rönn ein einziges Mal vor Wut an die Decke gegangen, als nämlich Kollberg - ungerechtfertigt, das muss zugegeben werden - Gunvald Larsson kritisiert hatte. Und das war im Frühjahr 68 gewesen.
    Obwohl Rönn seit 26 Jahren in Stockholm wohnte, hatte er sich immer noch nicht an das Leben in der Großstadt gewöhnt. Während seiner Ausbildung hatte er in Skäne gearbeitet, aber dort hatte er sich noch mehr fehl am Platze gefühlt.
    Nun würde Rönn ganz gewiss nicht »fehl am Platze« sagen, sondern sich etwas umschriebener ausdrücken. Zum Beispiel so: Pfui Teufel, was für eine Stadt!
    In einigen Dingen war er erschreckend konsequent. So hatte er zum Beispiel sehr genau gewusst, wo er sich seine Frau zu suchen hatte, nämlich unter den Lappen, und als sein Vater starb, hatte er, einer alten ländlichen Sitte folgend, seine Mutter nach Stockholm geholt und sie in einer Wohnung untergebracht, wo er sie gelegentlich besuchen konnte. Solcher Familiensinn war mit den Jahren und den ständig wachsenden bürokratischen Reibereien in Schweden ziemlich

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