Die Terroristen
elektrische Uhr zu stellen.
Und genau in diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe pflegten nicht anzuklopfen, also musste es jemand anders sein. »Herein«, rief Gunvald Larsson.
Ein Mädchen betrat das Zimmer. Naja, wohl eher eine Frau. Zwischen 23 und 30 Jahren schätzte er sie ein. Nach einem unschlüssigen Blick auf Gunvald Larsson grüßte sie: »Hej.«
»Guten Tag«, gab dieser zögernd zurück.
Er stellte sich mit dem Rücken zum Schreibtisch, verschränkte die Arme über der Brust und fragte: »Na, was ist los?«
»Ich kenne dich natürlich. Du bist Gunvald Larsson vom Dezernat für Gewaltverbrechen.« Er schwieg.
»Dagegen wirst du mich kaum kennen.«
Gunvald Larsson betrachtete sie. Sie hatte aschblondes Haar, blaue Augen und regelmäßige Gesichtszüge. War ziemlich groß, vielleicht 1,75 oder sogar noch etwas darüber. Recht hübsch. Sie war einfach und gepflegt gekleidet: graues Polohemd, tadellos gebügelte Slacks und Schuhe mit flachen Absätzen. Sie sah ein wenig zu ruhig aus, um nicht etwas auf dem Herzen zu haben. Aber er war fast sicher, dass er sie noch niemals vorher gesehen hatte. Jedenfalls zog er die Stirn kraus und fixierte sie mit seinen porzellanblauen Augen.
»Ich heiße Ruth Salomonsson«, erklärte sie, »und arbeite hier im Haus. Ermittlungsdezernat.«
»Als was?«
»Polizeiassistent. Ich bin jetzt im Dienst. Das heißt, im Augenblick habe ich Kaffeepause.«
Gunvald Larsson dachte plötzlich an seinen Tee, er drehte sich halb um und leerte die Tasse in einem Zug.
»Willst du meinen Dienstausweis sehen?«
»Ja.«
Sie nahm ihre Identitätskarte aus der rechten Gesäßtasche und reichte sie ihm.
Gunvald Larsson sah sich den Ausweis sorgfältig an. 25 Jahre. Das konnte stimmen. Er fragte:
»Was willst du?«
»Ich weiß, dass du an einem Spezialauftrag direkt unter Kommissar Beck, dem Polizeimeister und dem Rikspolis-Chef mitarbeitest.«
»Es reicht mit Beck. Wo hast du das gehört?«
»Ach Gott, du weißt doch, wie hier im Haus geklatscht wird. Und …«
»Und, was?«
»Ja, es wird erzählt, dass ihr nach einem bestimmten Mann sucht, dessen Namen ich nicht genau weiß. Aber ich habe die Personenbeschreibung gehört.«
»Wo?«
»In der Identifikationsabteilung. Ich habe eine Freundin, die dort arbeitet.«
»Wenn du was zu sagen hast, dann spuck’s aus.«
»Willst du mich nicht bitten, Platz zu nehmen?«
»Nein, daran hatte ich nicht gedacht. Worum geht’s also?«
»Ja, also vor einigen Wochen …«
»Wann? Ich bin nur an Fakten interessiert.«
Sie blickte ihn resigniert an.
»Es war Montag, der 4. November.«
Gunvald Larsson nickte aufmunternd. »Sieh mal einer an. Was passierte also am Montag, den 4.?«
»Eine Freundin und ich hatten uns verabredet, zum Tanzen auszugehen. Wir gingen ins Amaranten …«
Gunvald Larsson unterbrach sie. »Amaranten? Tanzt man da?«
Sie antwortete nicht.
»Tanzt man im Amaranten?«, wiederholte er.
Sie schien plötzlich kleinlaut und schüttelte den Kopf.
»Was hast du und deine Freundin getan?«
»Wir wir setzten uns in die Bar.«
»Zusammen?«
»Nein.«
»Was geschah dann?«
»Ich lernte einen dänischen Geschäftsmann kennen, der sich mir als Jörgensen vorstellte.«
»Aha. Und dann?«
»Dann sind wir zu mir nach Hause gegangen.«
»So. Und was passierte dann?«
»Was glaubst du?«
»Ich habe niemals vorgefasste Meinungen. Besonders nicht, wenn es sich um das Privatleben anderer handelt.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Wir waren zusammen«, sagte sie trotzig. »Haben miteinander geschlafen, um mich gepflegt auszudrücken. Dann ist er gegangen, und ich habe ihn nicht mehr gesehen.«
Eine Ader schwoll an Gunvald Larssons rechter Schläfe. Er ging um den Tisch herum und setzte sich. Dann schlug er mit der rechten Faust so hart auf den Tisch, dass die elektrische Wanduhr stehen blieb. Zu allem Überfluss zur falschen Zeit, eine Minute und 23 Sekunden zu spät.
»Was ist das hier für ein Quatsch, verdammt noch mal«, schrie er wütend. »Was willst du, was soll ich tun? Schilder aufstellen, dass die Polizei Gratisnutten bereithält, die in der Bar des Amaranten aufgegabelt werden können? Zu welchen Zeiten bist du frei? Montags von 19 bis 23 Uhr beispielsweise?«
»Ich muss sagen, dass ich eine solche vorsintflutliche Einstellung nicht erwartet habe. Ich bin 25 Jahre alt, ledig und kinderlos und habe zumindest vorläufig vor, es auch zu bleiben.«
»25?«
»Ledig und
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