Die Terroristen
Leuten zu sprechen, deren Gedanken nicht ausschließlich um Polizeiabsperrungen, spezialausgebildete Scharfschützen, Hubschrauber und höchst unwahrscheinliche Bomben kreisten. Er hatte sich von einem Streifenwagen mitnehmen lassen und bat den Fahrer in Frejgatan, eine Querstraße weit von Rheas Haus entfernt, zu halten. Sein eigener Chauffeur hatte bereits Feierabend.
Vier Minuten nachdem Martin Beck das Hauptquartier verlassen hatte, fuhr Gunvald Larsson mit dem Fahrstuhl nach oben. Er schloss auf, und als er seine Tischlampe anknipste, fiel ihm auf, dass die Glühbirne noch warm war.
Beck, dachte er.
Er selbst war nass und sein Haar zerzaust. Unten vor dem Fenster beherrschten Halbstarke, Einbrecher, Räuber, Säufer und Rauschgiftsüchtige die dunkle, kalte und regennasse Straße.
Gunvald Larsson war müde. Er hatte in der vorhergehenden Nacht nicht geschlafen, sondern wach gelegen und an die ULAG, umherfliegende Präsidentenköpfe und ähnliche Dinge gedacht. Dann hatte er sowohl das Mittagessen wie das Abendbrot ausfallen lassen und viele Stunden lang Einar Rönn bei der Arbeit geholfen, der wirklich Unterstützung brauchte. Die meiste Zeit draußen im Regen. Gunvald Larsson hatte eine ungeheuerliche Konstitution, sowohl physisch wie auch psychisch, aber irgendwo gab es auch für ihn eine Grenze.
Sie hatten da oben einen Expresskocher, und er verwahrte Zucker und einige Teebeutel in einer der Schubladen seines Schreibtisches. Er goss Wasser in den Kocher, schaltete ihn ein und wartete. Dann hängte er zwei Teebeutel in eine Kanne und füllte sie schließlich mit dem kochenden Wasser auf.
Als der Tee etwas gezogen hatte, nahm er seine eigene private Tasse aus dem Schreibtisch. Die anderen benutzten immer Plastik- oder Einwegbecher aus gewachstem Papier.
Er setzte sich an den Schreibtisch und trank sofort einige große, heiße Schlucke, gleichzeitig zerkaute er zwei zusätzliche Zuckerstücke, ausreichend, um warm zu werden und den Blutzuckergehalt etwas anzuheben. Dann nahm er alle seine Unterlagen aus dem Ablagekorb und begann zu lesen. Er war schlechter Laune und zog die Stirn in Falten, dass sich eine tiefe Rinne über der Nasenwurzel bildete. Nach einer Weile legten sich auch seine blonden Augenbrauen in Falten.
Irgendetwas würde schief gehen. Davon war er überzeugt.
Aber was?
Er holte den Nahschutzplan der Sicherheitspolizei von Melanders Schreibtisch. Der war beinahe unleserlich wegen der vielen Abkürzungen, von denen der Text nur so wimmelte, aber er arbeitete sich trotzdem hindurch, Seite für Seite. Er ging die beigefügten Übersichtsskizzen und Tabellen eine nach der anderen durch.
Ebenso wie vor ihm die anderen aus der Gruppe, musste er zugeben, dass der Plan keiner Verbesserung bedurfte. Eric Möller war Spezialist, und seine Überlegungen waren richtig. Der Nahschutz war außerdem eine einfachere Angelegenheit. Die Kontrolle der anfälligen Gebiete, wie Möller sie nannte, sollte um Mitternacht beginnen.
Gunvald Larsson blickte zur Wanduhr. Neun Minuten vor zwölf. Da waren ein Teil der 400 Sicherheitspolizisten, von denen im Text die Rede war, bereits unterwegs, um sich nass regnen zu lassen.
Er legte die Papiere weg und begann über den Fernschutz nachzudenken. Logärden war ein geeigneter Punkt, nicht nur für Möller. Da würden sowohl der König als auch dieser verdammte Amerikaner auf einem erhöhten Platz stehen, deutlich sichtbar für gute Scharfschützen, sowohl von Blasieholmen als auch von Skeppsholmen aus, und natürlich erst recht für solche, die sich auf Strömmen und an den Kais in irgendwelchen Booten versteckt hielten.
Mehrmaliges Zurückblättern beruhigte ihn. Die fünf Denker, das heißt er selbst, Beck, Melander, Rönn und Skacke, hatten diese Möglichkeiten ebenfalls in Betracht gezogen. Die Brücke nach Skeppsholmen war bereits vor einigen Stunden gesperrt worden, und die Kontrolle der Häuser an Blasieholmen war rigoros. Besonders traf das auf das Hotel Royal mit seinen vielen Fenstern zu.
Gunvald Larsson seufzte und blätterte planlos in den Aktenstapeln. Es gab nur wenige Abwässerkanäle und andere Tunnels unter Logärden, und die waren leicht von Leuten zu kontrollieren, die entweder in Gummioveralls steckten oder sich nichts daraus machten, wenn ihre Kleidung verdreckt wurde.
Die Uhr an der Wand klickte. Die Wanduhr zeigte eine falsche Zeit an, wie üblich, genau gesagt ging sie 1 Minute und 23 Sekunden nach.
Gunvald Larsson stand auf, um die
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