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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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selten geworden. Rönn sprach kaum von seiner Frau und so gut wie niemals von seiner Mutter, aber soviel Martin Beck wusste, lebte die alte, aber nach wie vor rüstige Frau immer noch in ihrer Einzimmerwohnung auf Gärdet.
    Martin Becks eigene Mutter war im Herbst 72 im Altersheim gestorben, und er machte sich immer noch Vorwürfe, dass er sich so wenig um sie gekümmert hatte.
    Einer, der auch wie ein Galeerensklave an die Telefonhörer gebunden war, war der Chef der Ordnungspolizei. Mit Möllers neuen Vorstellungen von der Demonstrationsfrage konfrontiert, hatte er in einem letzten Fischzug weitere Polizisten aus der Provinz angefordert, dafür lautstarke Klagen der Polizeimeister aus vielen Distrikten und resignierende Kommentare anderer anhören müssen.
    Die Reichspolizeileitung hatte ein außerordentlich einfältiges Rundschreiben an sämtliche Polizeichefs verschickt, in dem man mit nicht geringer Bestürzung unter anderem Folgendes lesen konnte:
    … und wollen wir hervorheben, dass die verbrechensvorbeugenden und -abwehrenden Maßnahmen nicht nachlassen oder in irgendeiner Hinsicht fahrlässig gehandhabt werden, sondern im Gegenteil zunehmen und dass der einzelne Polizist während der aktuellen Tage angewiesen wird, gesellschaftsfeindlichen Elementen gegenüber noch bestimmter aufzutreten, sodass eventuelle Lücken und Ausfälle der Allgemeinheit nicht bekannt werden, sondern der Dienst wie üblich durchgeführt wird …
    Alle Nachfragen in dieser Angelegenheit waren an den Chef der Ordnungspolizei zu richten, und der bekam eine ganze Reihe ziemlich kitzliger Fragen vorgelegt. Beispielsweise:
    »Wie soll ich verbrechensvorbeugend arbeiten mit nur drei Mann im Dienst? Wenn außerdem alle drei auf der Wache sitzen müssen?«
    Oder:
    »Wäre es nicht das Einfachste, wenn ich einen Lurenbläser auf den Marktplatz stelle, und der gibt dann ein Ausgangsverbot bekannt, das für alle gilt mit Ausnahme der Feuerwehr und den Leuten, die zum Systembolaget müssen?«
    Letztere Frage kam aus Ystad, wo man tatsächlich über einen Lurenbläser verfügte.
    Göteborg klagte bitter:
    »Wir haben heute Abend ein Liga-Ausscheidungsspiel im Handball. Und jetzt sind alle bis auf den Torwart in Stockholm. Wie soll das denn laufen?«
    Der Chef der Ordnungspolizei wusste nichts über Handball, dagegen kannte er sich in Fußballfragen aus. Daher antwortete er:
    »In London hatte Metropolitan Police einen Ausscheidungskampf in der Southern League mitten während eines Staatsbesuches, ich glaube, das war ein griechischer Besucher. Die haben neun Mann aus der Reserve eingesetzt und trotzdem gespielt. Und gewonnen.«
    Dann legte er den Hörer auf, und da standen die Göteborger nun mit ihrem Torwart.
    Der ganze Plan schien in Ordnung zu sein. Ungefähr so, wie Martin Beck ihn hatte haben wollen. Man hatte einige Scharfschützen mit Gewehren auf verschiedenen Hausdächern vorgesehen, aber nicht besonders viele. Manche Wohnungen und Dachböden entlang dem Weg der Eskorte sollten kontrolliert werden. Verschiedene Leute sollten überwacht werden, aber das betraf nur ein paar Ausnahmefälle.
    Möllers Nahschutzspezialisten würden leichtes Spiel haben. Das heißt, bestimmte Programmpunkte würden schwieriger als andere. So zum Beispiel die Ankunft des Senators auf dem Flugplatz und sein Besuch im königlichen Schloss. Möglicherweise auch die Ehrung des toten Königs, die laut Anordnung von Regierungsseite in der Riddarholmskirche vonstatten gehen sollte. Gustav VI. Adolf hatte dort zwar nicht seine letzte Ruhe gefunden, doch die Kirche lag zentral und eignete sich ideal vom Sicherheitsstandpunkt her gesehen. Außerdem waren die meisten anderen schwedischen Könige dort begraben worden. Egal also …
    Allerdings hatte das bestimmte Änderungen des Zeitplans zur Folge, aber die waren zu verkraften.
    Das Programm des hohen Gastes war bis in die letzte Einzelheit durchgesickert und von den Zeitungen veröffentlicht worden. In der Presse kam eine gewisse Kritik zum Ausdruck, aber noch schimpfte keiner auf die Polizei.
    Zehn Minuten vor elf knipste Martin Beck alle Lampen in den Zimmern aus und schloss die Türen zum Flur ab. Mit dem unbehaglichen Gefühl, etwas versäumt zu haben; ohne dass er hätte sagen können, was.
    Er wollte den Abend und die Nacht nicht allein verbringen. Darum fuhr er zu Rhea. Sie pflegte an Mittwochabenden eine Art offenes Haus für ihre Mieter und andere Leute zu halten, und er fühlte ein starkes Bedürfnis, mit

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