Die Terroristen
hast du ihn zuletzt gesehen?«
»Am nächsten Morgen. Um sechs rum.«
»Hatte er einen eigenen Wagen?«
»Jedenfalls nicht bei sich.«
»Was gab er an, wo er wohnte?«
»Im Grand.«
»Weißt du noch mehr?«
»Nein. Nichts weiter.«
»Gut. Danke, dass du gekommen bist.«
»Nichts zu danken.«
»Ich habe vorhin ein paar unüberlegte Sachen gesagt.«
»Das mit den Gratisnutten und so«, lächelte sie.
»Nein«, widersprach Gunvald Larsson. »Über die weiblichen Polizisten. Wir müssten viel mehr davon haben.«
»Jetzt ist meine Kaffeepause aber wirklich zu Ende. Hej.«
»Einen Moment.« Gunvald Larsson klopfte mit den Knöcheln auf die Fotografie und sagte: »Dieser Kerl ist gefährlich.«
»Für wen?«
»Für jeden. Das ist vielleicht gut zu wissen, falls du ihn noch mal siehst.«
»Hat er jemanden getötet?«
»Viele Menschen. Viel zu viele.«
Martin Beck verlebte schließlich doch noch einen ganz netten Abend. Es saßen bei seiner Ankunft bereits sieben oder acht Personen um den Küchentisch herum, die er alle schon früher einmal kennen gelernt hatte.
Unter anderem einen jungen Mann, der Kent hieß und vor zwei Jahren behauptet hatte, Polizist werden zu wollen. Martin Beck hatte ihn seitdem nicht gesehen und fragte: »Wie ist es denn bei dir gegangen?«
»Mit der Polizeischule?«
»Ja.«
»Ich bin angenommen worden, aber nach einem halben Jahr hab ich Schluss gemacht. Das war das reinste Irrenhaus.«
»Wo arbeitest du jetzt?«
»Bei der Straßenreinigung. Als Müllmann. Das ist verdammt viel besser.«
Wie üblich an Rheas Küchentisch, war das Gespräch lebendig und offen, und man kam von einem Thema aufs andere.
Martin Beck saß die meiste Zeit über schweigend da und entspannte sich. Hin und wieder trank er einen kleinen Schluck aus seinem Weinglas. Er hatte sich vorgenommen, dass es nicht mehr als eins werden sollte.
Nur ein einziges Mal kam die Rede auf den berüchtigten Senator. Eine der Anwesenden wollte zum Demonstrieren gehen, andere begnügten sich damit, auf die Regierung zu schimpfen.
Dann begann Rhea über Fischsuppe aus der Gascogne und Hummer aus der Bretagne zu sprechen und beendete dadurch die politische Debatte.
Sie selbst wollte am Sonntag verreisen, zu einer Schwester, die dauernd Hilfe dieser oder jener Art benötigte.
Um ein Uhr schickte sie alle Gäste nach Hause, mit Ausnahme von Martin Beck, aber ihn konnte man auch kaum als Gast bezeichnen.
»Du bist morgen fix und fertig, wenn du dich nicht sofort hinlegst.«
Sie selbst ging gleichzeitig mit ihm zu Bett, aber nach einer halben Stunde musste sie wieder aufstehen und in die Küche gehen. Martin Beck hörte sie mit dem Ofen klappern, war aber zu müde, um an überbackene Schinkenbrote mit Tomaten und Parmesankäse zu denken. Er blieb also liegen.
Nach einer Weile kam sie wieder, wühlte einen Augenblick im Bett herum und schmiegte sich dann eng an ihn. Sie war warm und ihre Haut weich mit beinahe unsichtbaren kurzen hellen Haaren.
Auf einmal fragte sie: »Martin?«
»Mmm.«
»Ich muss dir was erzählen. Bist du noch wach?«
»Mmm.«
Wenn die Antwort als ja bezeichnet werden konnte, so war das nicht die ganze Wahrheit, jedenfalls eine gewisse Einschränkung.
»Als du vorigen Donnerstag hier warst, bist du sehr müde gewesen und vor mir eingeschlafen. Aber du weißt ja, ich bin so schrecklich neugierig, ich habe also deine Aktenmappe geöffnet und in deinen Unterlagen geblättert.«
»Mmm.«
»Dabei war eine Mappe mit einer Fotografie. Die habe ich mir auch angesehen. Darauf war eine Person namens Reinhard Heydt abgebildet.«
»Mmm.«
»Mir ist eine Sache eingefallen, die wichtig sein könnte.«
»Mmm.«
»Ich habe diesen Mann vor ungefähr drei Wochen gesehen. Einen großen, blonden Kerl in den Dreißigern. Wir sind rein zufällig aufeinander gestoßen, als ich in deiner Wohnung gewesen war. In Köpmangatan. Dann gingen wir durch die Bollhusgränd. Er war nur zwei Schritte hinter mir, da habe ich ihn vorbeigelassen. Ein nordischeuropäischer Typ, ich hielt ihn für einen Touristen, denn er trug einen Stadtplan von Stockholm in der Hand. Hatte Koteletten. Blonde.«
Martin Beck war schlagartig hellwach.
»Hat er etwas gesagt?«
»Nein, nichts. Er ging nur vorbei. Aber einige Minuten später sah ich ihn wieder. Er stieg in einen grünen Wagen mit schwedischem Nummernschild. Ich kenne mich mit Autos nicht aus und weiß nicht, was für eine Marke das war. Ich muss mir die Buchstabenkombination
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