Die Terroristen
war tatsächlich auch nicht schlecht, auch wenn der Senator insgeheim fand, dass der Mann es mit diesem Lachen nicht einmal zum Sheriff in Frankfort, Kentucky, gebracht haben würde.
Das Steingesicht saß unbeweglich da.
Der Senator hatte es aufgegeben, aus dem Fenster zu sehen, und der Regierungschef hatte alle seine Standardsätze und Plattitüden bereits im VIP-Raum verbraucht.
Der Senator spreizte unablässig die Finger seiner rechten Hand. So etwas wie Gunvald Larssons Griff hatte er bisher noch nicht erlebt, trotz hunderttausendfachen Händeschüttelns.
Nach einer kurzen Zeit scherte Gunvald Larsson aus der Kolonne aus, fuhr auf den Haltestreifen und hielt an. Der Konvoi rollte in perfekter Ordnung und angemessenem Tempo vorbei.
»Ich möchte wirklich wissen, wozu Möller die Knallkopfbrigade verwenden will?«, fragte er währenddessen.
»Das wird sich finden«, antwortete Martin Beck gelassen.
»Nun, mein lieber Heydt, werden wir sehen, wie das schwedische Schwein beißt«, zitiert Gunvald Larsson frei nach Karl XII. und Heidenstam.
Er startete den Motor, trat aufs Gaspedal und fuhr an der Autokolonne vorbei.
Der Porsche schaffte tatsächlich 225 auf der geraden Strecke.
»Guter Wagen. Wie viele haben wir davon?«
»Ein Dutzend«, gab Martin Beck zur Antwort. »Höchstens.«
»Wozu werden die benutzt?«
»Um den Rikspolis-Chef in sein Sommerhaus zu bringen.«
»Alle? Braucht der Heini alle 12 Autos dazu?«
»Hintergedanke ist wohl eher, Geschwindigkeitssünder und schnelle Rauschgifttransporte zu jagen.«
Man näherte sich jetzt Stockholm, was nicht bedeutete, dass irgendetwas weniger trübselig aussah. Der Senator blickte eine Weile hinaus, dann schien er zu resignieren.
Was hat er denn anderes erwartet, dachte der Ministerpräsident und lächelte unwillkürlich und boshaft vor sich hin. Lappen in farbenfrohen Kostümen und mit Silberglöckchen an der Kleidung? Rentiere, die heransprengen mit Reitern ohne Sattel, welche Jagdfalken auf den Schultern tragen?
Dann wurde ihm bewusst, dass das Steingesicht den Blick ein winziges Stück gewendet hatte und ihn ansah, daraufhin begann er sofort an wichtige Gespräche über Zahlungsbilanzen, Ölkrise und Handelsabkommen zu denken.
Der Regierungschef wusste nicht, dass der neue UNO-Botschafter gerade jetzt im Begriff stand, eine Erklärung vor der Hauptversammlung in New York abzugeben, die wirklich mit den sozialdemokratischen Traditionen übereinstimmte, welche sicherlich nicht einmal mehr reformistisch genannt werden konnten:
Die Juden haben ein Recht auf ihr Land, und die Palästinenser haben ein Recht darauf, für das ihre zu kämpfen.
Dass es sich um dasselbe Land handelte, gehörte sozusagen nicht zur Sache. Schweden hatte gesprochen.
Kurz darauf hielt die Eskorte. Ein weiterer Porsche mit dem Wort POLIZEI in Blockschrift auf den Seiten rauschte von hinten an der Reihe der Fahrzeuge vorbei. Außer Martin Beck und Gunvald Larsson wussten nur einige wenige Personen, worum es hier ging. Der schwarzweiße Wagen hielt neben der Limousine, und Äsa Toreil, die ihn fuhr, beugte sich zur Seite und öffnete die Tür des Beifahrersitzes. Der Regierungschef wechselte den Wagen. Äsa trat schweigend das Gaspedal durch und fuhr in Richtung auf die Stockholmer Innenstadt davon. Gleichzeitig begann die Eskorte sich wieder in Bewegung zu setzen. Die Gäste folgten der Prozedur mit uninteressierten Blicken. Das Ganze hatte weniger als 30 Sekunden gedauert.
Am Zaun von Haga Norra hatten sich besonders viele Demonstranten gesammelt, und zuerst sah es so aus, als ob sie in eine Schlägerei mit der Polizei verwickelt waren. Blickte man genauer hin, merkte man allerdings, dass die Polizei sich passiv verhielt, während die Demonstranten sich mit einer kleineren Gruppe von Gegendemonstranten stritten, die mit Flaggen der USA, des Van-Thieu-Regimes und Taiwans winkten.
Als sie Norrtull passierten, fragte Martin Beck:
»Wo ist Einar?«
»Er hält dort hinter der Ecke, auf Dannemoragatan. Wir haben die zwar von beiden Seiten gesperrt, aber ein kleines Risiko muss man trotzdem eingehen. Misstrauische Mieter und so.«
»Die kommen sowieso nicht weiter als bis zur Alarmzentrale oder der Vermittlung der Polizei«, sagte Martin Beck ruhig.
Herrgott Nöjd stand immer noch an seinem Platz. Er fror und war ganz allgemein schlechter Laune, trotzdem gelang es ihm, ziemlich gemütlich auszusehen. Dies war ganz gewiss nicht Anderslöv und die wogenden Felder auf
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