Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
auf Cape Canaveral oder Cape Kennedy, wie man wohl heutzutage sagte, anhörte.
    Melander und Skacke fühlten sich nicht qualifiziert genug für den VIP-Raum und blieben daher in ihrem Elektronikwagen sitzen. Die Funkstille auf den Wellenlängen der Polizei war total, während der normale Rundfunk und das Fernsehen mit Kommentatoren aufwarteten, die mit bedeutungsvoller Stimme die sehr vielseitige Karriere des früheren Präsidentschaftskandidaten beschrieben, ohne jedoch mit einem Wort die ideologische Einstellung oder die reaktionäre innen- und außenpolitische Tätigkeit des Betreffenden zu erwähnen. Dagegen erfuhr man, wie er wohnte, wie seine Hunde aussahen, dass er früher einmal beinahe ein Baseballstar gewesen war, dass seine Frau beinahe Schauspielerin geworden wäre, dass seine Töchter aussahen, wie Töchter normalerweise aussehen, dass er selbst im Selbstbedienungsladen einzukaufen pflegte, dass er, jedenfalls während der Wahlkampagnen, Kleidung von der Stange trug und dass einmal in Portland, Oregon, ein Attentat auf ihn verübt worden war (tatsächlich war ein Ziegel vom Dach des Rathauses heruntergeweht worden und hatte ihn am Kopf getroffen, was ihm sogleich den Ehrentitel »Mann mit dem Ziegelstein« eingetragen hatte). Das schwedische Volk wurde auch darüber informiert, wie hoch sein privates Vermögen war (übrigens erstaunlich hoch) und dass er einmal beinahe vor einen Senatsausschuss gestellt worden wäre, der Steuerhinterziehungen untersuchte, wenn er nicht zufälligerweise gerade selbst der Vorsitzende ebendieses Ausschusses gewesen wäre. Seine Frau hatte ein kostenloses Heim für elternlose Kinder eröffnet, deren Väter im Koreakrieg gefallen waren. Er hatte als junger Mann Präsident Truman zugeredet, die ersten Atombomben abwerfen zu lassen, und später war er unersetzlich in einer Reihe von Verwaltungsposten gewesen. Man hatte ihm nahe gelegt, für das Bürgermeisteramt in New York zu kandidieren (einem der undankbarsten Posten auf der Welt), aber er hatte sich geweigert, sich zur Wahl aufstellen zu lassen. Des Weiteren begann er jeden Tag mit einem einstündigen Ausritt und schwamm unter normalen Verhältnissen täglich looo Meter. Er hatte aktiv an den »Lösungen« in Thailand, Korea, Laos, Vietnam und Kambodscha mitgewirkt, sagte ein offenbar überhaupt nicht links orientierter Fernsehreporter, und zeige außerdem Frische und jugendlichen Schwung in einer Welt, in der die politische Vergreisung nur allzu deutlich war. Dazu wurden (im Fernsehen) ziemlich unmotiviert eine Reihe von Standfotos mit Mao, Tito und Franco gezeigt, die alle älter als 80 waren, und Breschnjew, der 68 war, sowie Enver Hodxa, der ebenfalls reich an Jahren war, wie alt genau, wusste man offenbar nicht.
    »Schade, dass Stalin und Churchill und Hitler und de Gaulle und Adenauer und Ulbricht und Napoleon schon tot sind«, feixte Skacke, »sonst hätten sie die ja auch noch zeigen können.«
    Die Eskorte war jetzt, eine Minute früher als nach dem Plan, geformt und bemannt.
    Der Senator und der schwedische Regierungschef nahmen auf dem Rücksitz der kugelsicheren Limousine Platz. Der Regierungschef schien ein wenig verwundert, dass auch das Steingesicht einstieg, und als der Mann den Sitz ihm gegenüber herunterklappte und sich so setzte, dass die Zigarre beinahe die Nasenspitze des Parteivorsitzenden berührte, hätte nicht viel gefehlt und er wäre richtig irritiert gewesen. Sein eigener Leibwächter hatte schön in einem anderen Auto mitzufahren.
    Der Regierungschef sprach ein gutverständliches Englisch, und der Dolmetscher zwischen den beiden Würdenträgern hatte nicht viel zu tun.
    »Okay, fahren wir los«, sagte Gunvald Larsson und drehte den Zündschlüssel um.
    Der Porsche begann zu rollen, und Martin Beck drehte sich halb um, um festzustellen, ob die Kolonne sich wie geplant in Bewegung setzte. Das tat sie.
    In dem Wagen mit den blauen Scheiben blickte der Senator interessiert auf die Landschaft, aber außer Polizisten und einer beinahe nicht zu übersehenden Menge von Demonstranten sah er lediglich das ziemlich uninteressante Stück schwedischer Landschaft, das sich zwischen Stockholm und dem abgelegenen Flugplatz ausbreitet. Er saß lange da und versuchte etwas zu finden, über das er sich lobend äußern konnte, gab jedoch schließlich auf, wandte sich an den Ministerpräsidenten und zeigte sein schönstes Kampagnelächeln.
    Schwedens politischer Führer lächelte zurück, und sein Kampagnestrahlen

Weitere Kostenlose Bücher