Die Terroristen
nahe.
»In dieser Sekunde verlässt das Auto mit dem Senator und dem Ministerpräsidenten Solna und fährt über die Stadtgrenze nach Stockholm hinein.«
Sehr, sehr nahe.
Levallois zeigte auf die kleine, schwarze Kiste mit dem weißen Knopf. Er selbst hielt zwei Drähte in den Händen, bereit, ein Ersatzsystem kurzzuschließen. Wahrscheinlich für den Fall, dass Heydt tot umfiel oder eine Fingerlähmung bekam. Der Franzose war sehr umsichtig. Es hieß, dass er niemals ein Risiko einging.
Reinhard Heydt ließ den Finger ganz, ganz leicht auf dem weißen Knopf ruhen, während er auf die Fernsehbilder blickte.
Nur noch wenige Sekunden. Er sah einen schwarzweißen Porsche und dachte, schade, da geht ein feiner Wagen zum Teufel.
Jetzt.
Er drückte den Knopf genau im richtigen Augenblick hinunter.
Aber nichts geschah.
Levallois schloss blitzschnell seine Leitungen kurz. Immer noch ereignete sich nichts.
Die Fernsehbilder zeigten, wie die Eskorte an Norrtull vorbeifuhr und in Sveavägen einbog. Dann übernahm eine feste Kamera und zeigte Bilder von der Kreuzung Odengatan und Sveavägen. Massen von Demonstranten und Neugierigen hinter dichten Polizeiketten.
Heydt fiel ein Polizist in Safarihut und Stiefeln auf, und er dachte, dass dies ein heimlicher Agent sein musste.
Dann sagte er ruhig:
»Wir haben es verfehlt. Die Bombe ist nicht explodiert. Heute ist offenbar nicht unser Tag.« Lachend setzte er hinzu:
»Herr Senator, ich schenke Ihnen das Leben, so lange es Ihnen auch immer vergönnt sein mag.«
Levallois schüttelte den Kopf. Er hatte ein Paar riesige Kopfhörer aufgesetzt.
»Nein«, widersprach er. »Die Ladung ist in dem Moment, als du auf den Knopf gedrückt hast, hochgegangen. Genau, wie sie sollte. Ich höre immer noch Erde oder irgendwas herunterfallen.«
»Aber das ist doch unmöglich«, sagte Heydt.
Im Fernsehen sah man, wie das kugelsichere Auto an der Stadtbibliothek vorbeifuhr und gleich danach an einem großen, grauen Gebäude. Er wusste, dass das die Handelshochschule war.
Die Demonstranten standen jetzt so dicht gedrängt, wie es nur möglich war, aber die Polizisten verhielten sich sehr ruhig, und niemand versuchte ihre Linien zu durchbrechen. Nirgendwo sah man eine gezogene Pistole oder einen erhobenen Gummiknüppel.
»Sonderbar«, überlegte Levallois.
»Unmöglich«, sagte Heydt. »Ich habe den Knopf im richtigen Zehntel einer Sekunde gedrückt. Was ist geschehen?«
»Weiß nicht.«
Reinhard Heydt löste die Bombe genau im richtigen Augenblick aus, sodass niemand zu Schaden kam.
Das Bombenkommando der ULAG sprengte genau gezählt 2091 Sandsäcke und einen unheimlichen Berg mit feuersicherem Isolierungsmaterial aus Glasfiber.
Der einzige Verlust, den ein Mensch zu beklagen hatte, war Einar Rönns Sportmütze, die mit in die Luft flog und nicht mehr wieder gefunden wurde.
Rönn hatte 25 Lastwagen, einen Werkstattwagen der Gaswerke, drei Krankenwagen, zwei Lautsprecherwagen sowie einen Tankwagen und einen Leiterwagen der Feuerwehr auf Dannemoragatan stehen. Außerdem kommandierte er 30 einzeln ausgewählte Männer und Frauen, die meisten davon aus der Ordnungspolizei, alle mit Schutzhelmen und die Hälfte von ihnen mit Batteriemegaphonen.
Nachdem die Eskorte vorbei war, hatte er 12 bis 15 Minuten Zeit, um die Stelle der Fahrbahn abzudämmen, unter der die Bombe vielleicht liegen konnte. Außerdem musste er alle Zufahrten sperren lassen und zusehen, dass die Leute in der Umgebung sich in Sicherheit brachten.
Die Feuerwehrautos und die Krankenwagen blieben auf Dannemoragatan stehen.
Zwölf Minuten waren dafür eine sehr kurze Zeit, aber erfreulicherweise zeigte es sich, dass die Frist länger war, 14 Minuten und 13 Sekunden.
Rönns Helm passte schlecht zu seiner Kopfform, und deshalb nahm er seine Mütze bis zum letzten Augenblick nicht ab und legte sie in der Aufregung auf den Sandsackhaufen.
Einer der Lastwagen schaffte es nicht, seine Ladung loszuwerden, weil der Anlasser nicht funktionierte, aber das machte nicht viel aus. Das einzige Ergebnis der Detonation war ein gigantischer Pilz aus Sand und weißen Glasfiberflocken sowie ein umfassendes Loch in der Gasleitung, dessen provisorische Abdichtung mehrere Stunden in Anspruch nahm.
Und in dem Augenblick, als die Sprengung mehrere Häuserblocks so zum Vibrieren brachte wie ein gutartiges Erdbeben, saß der missliebige Senator bereits im Reichstagshaus und trank Ramlösa, ein echtes schwedisches Mineralwasser, während
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