Die Terroristen
Dagegen hat irgendein schwachsinniger Stockholmer Sigbrits Haus als Sommervergnügen gekauft, als Sommerhaus also.«
Er lachte laut.
»Und dann ist was Komisches mit Bertil Märd passiert.«
»Was denn?«
»Ich wollte was mit ihm besprechen, Erbschaftsangelegenheiten und so. Da stellte sich heraus, dass er sein Haus und das Restaurant und alles, was er sonst noch besaß, verkauft hat und wieder zur See fährt. Jemand soll ihm das geraten haben. Ich frage mich nur, wer.«
Martin Beck antwortete nicht. Den Rat hatte nämlich er selbst erteilt.
»Na, wir haben es weiter versucht mit englischen Briefen und so und bekamen schließlich einen elegant aufgemachten Brief von einer Reederei in Taipeh auf Taiwan, in dem man uns mitteilte, dass Kapitän Märd vier Monate vorher in Liberia eingestellt worden war und nun Schiffsführer des Frachtschiffes MS Taiwan Sun war, das sich gerade mit einer Ladung Espartogras auf dem Weg von Sfax nach Botafogo befand. Da gab ich auf. Aber ich frage mich eins: Märd war durch den Alkohol völlig heruntergekommen und konnte hier nicht gesundgeschrieben werden. Wie kann er dann Kapitän auf einem so großen Schiff werden?«
»Wenn du dem richtigen Arzt in Monrovia 500 Dollar unter die Nase hältst, kannst du sicher eine Bescheinigung darüber bekommen, dass du sowohl ein Holzbein als auch ein Glasauge hast. Das einzige, was mich wundert, ist, dass Märd selbst nicht schon früher darauf gekommen ist.«
»Aha«, grinste Nöjd, »dann warst du es also, der …«
Martin Beck nickte. Und Nöjd fuhr fort:
»Dann gab es einige Details in den Ermittlungsunterlagen des Mordes selbst, die mich gewundert haben, wenn du es nicht übel nimmst. Da hieß es zum Beispiel, dass der Mörder, wie hieß es doch gleich, einen Herzinfarkt bekam und starb, als die Polizei ihn festnehmen wollte.«
»Ja?«
»Herzinfarkte bekommt man nicht so auf Bestellung. Als ich später den Arzt dieses Mannes zufällig in Trelleborg traf, stellte sich heraus, dass er an einem schweren Herzfehler gelitten hatte. Er durfte nicht rauchen, nicht Kaffee trinken, nicht Treppen steigen und sich nicht aufregen. Tatsächlich durfte er nicht einmal fi…«
Rhea trat ins Zimmer und Nöjd brach ab.
»Was durfte er nicht?«, fragte sie.
»Ficken.«
»Der arme Mann«, sagte Rhea und ging wieder in die Küche.
»Noch eins. Als sein Wagen gestohlen wurde, war er nicht abgeschlossen, und die Garagentüren standen weit offen. Warum? Ja, natürlich weil er hoffte, dass jemand den Wagen klauen würde, denn er wusste, dass er ein Beweisstück im Fall Sigbrit Märd war. Der Wagen hatte seit dem Mord so dagestanden, vorher aber nicht. Wenn seine zänkische Frau ihn nicht dazu gebracht hätte, hätte er bis heute nicht gemeldet, dass der Wagen gestohlen worden ist.«
»Du müsstest eigentlich in die Mordkommission kommen«, schlug Martin Beck vor.
»Was? Ich? Bist du wahnsinnig? Ich werde niemals mehr an so etwas denken, das verspreche ich.«
»Wer hat hier was von einer zänkischen Frau gesagt?«, rief Rhea aus der Küche.
»Sie ist doch wohl kein Rotstrumpf?«, fragte Nöjd halblaut. »Das glaube ich nicht. Aber manchmal hat sie rote Strümpfe an.«
»Das bin ich gewesen«, rief Nöjd zurück.
»Gut. Solange du nicht mich damit meinst. Das Essen ist fertig. Schnell in die Küche, ehe es kalt wird.«
Rhea kochte gerne, besonders für sich selbst und Leute, die gewisse Ansprüche stellten. Dagegen hatte sie Schwierigkeiten mit Gästen, die alles in sich hineinschaufelten, unterschiedslos und ohne Kommentare.
Der Polizeiinspektor aus Anderslöv war ein idealer Gast. Er war selber ein Experte in Küchenfragen und kostete alles sehr sorgfältig, ehe er sein Urteil abgab. Und wenn er etwas sagte, war das sehr positiv.
Als sie ihn einige Stunden später auf Skeppsbron in ein Taxi verfrachteten, befand er sich in einem Zustand, der seinem Namen, der auf schwedisch so viel wie »zufrieden« bedeutet, alle Ehre machte.
Am Freitag, den 22. November stand Herrgott Nöjd wieder an seinem Platz auf Sveavägen, genau gegenüber der Bibliothek. Als die Eskorte vorbeirollte, hob Martin Beck die Hand zu einem Gruß, und Gunvald Larsson bemerkte säuerlich:
»Ist das wieder der Elchjäger, dem du zuwinkst?«
Martin Beck nickte.
Er und Gunvald Larsson hatten am Tag zuvor ein Geldstück hochgeworfen, um zu entscheiden, wer von ihnen an dem offiziellen Essen teilnehmen sollte, und dies eine Mal hatte Martin Beck Glück gehabt, was zur
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