Die Terroristen
Folge gehabt hatte, dass Herrgott Nöjd zu einer guten Mahlzeit gekommen war.
Aus der Festlichkeit in Stallmästargärden war eine traurige Geschichte geworden, aber sowohl der Senator als auch der in aller Hast eingesetzte neue Regierungschef hatten das Gesicht gewahrt. Beide hatten in ihren Tischreden von dem »tragischen Ereignis« gesprochen, weiter war keiner von ihnen gegangen. Im Übrigen waren die Ansprachen von den üblichen politischen Faseleien von Freundschaft, Friedenswillen, Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt geprägt gewesen.
Gunvald Larsson fand, dass es sich so anhörte, als ob die beiden Staatsmänner den gleichen Ghostwriter für ihre Reden in Anspruch genommen hatten.
Möllers Nahschutz hatte dieses Mal keine Lücken gezeigt, und kein Mitglied des SK-Bataillons war zu sehen. Die meisten waren in Alarmbereitschaff, und einige waren nach Hause entlassen worden; der einzige, der jedenfalls seiner eigenen Meinung nach arbeitete, war Richard Ullholm. Insgesamt schaffte er 11 Anzeigen an den Justiz-Ombudsman, ein Ergebnis, mit dem sogar er selbst recht zufrieden war. In den meisten Fällen begnügte er sich mit Anschuldigungen über Schlendrian, Untauglichkeit und Kommunismus, aber in der Anzeige gegen Martin Beck ging er einen Schritt weiter, indem er daraufhinwies, dass er persönlich beleidigt worden war. Ullholm war jetzt Polizeiinspektor, und als solcher konnte er es nicht dulden, dass jemand ihn anwies, nicht dazustehen und herumzuschreien. Und wenn derjenige auch eine noch so hohe Stellung bekleidete.
Gunvald Larsson fand den Abend zum Einschlafen langweilig und äußerte sich nur ein einziges Mal. Er betrachtete die kolossale Beule unter dem Jackett des Steingesichts und fragte Eric Möller, der sich zufällig auch gerade in der Garderobe aufhielt:
»Wie kommt es, dass dieser Typ im Ausland bewaffnet auftreten darf?«
»Spezialgenehmigung.«
»Spezialgenehmigung? Von wem erteilt?«
»Der Betreffende ist nicht mehr am Leben«, antwortete der nicht aus der Fassung zu bringende Möller.
Der Chef der Sicherheitspolizei entfernte sich, und Gunvald Larsson kam ins Grübeln. Seine juristischen Kenntnisse waren nicht überwältigend, und er fragte sich, in welchem Ausmaß die Zugeständnisse toter Personen, ungesetzliche Handlungen zu begehen, als gültig anzusehen waren und, falls das zutraf, für wie lange. Eine Antwort fand er nicht. Nach einer Weile ging ihm auf, dass der Mann mit dem Steingesicht ihm eigentlich Leid tat.
Was für ein verdammter Job, überlegte Gunvald Larsson, besonders wenn man mit einer nicht angezündeten Zigarre in der Schnauze umherlaufen musste.
Das Lächeln des Senators war gedämpft, ebenso wie die Stimmung auf dieser Veranstaltung insgesamt, und es wurde kein langer Abend.
Trotzdem kam Gunvald Larsson erst gegen halb zwei in seine Wohnung in Bollmora zurück. Er duschte, zog einen frisch gewaschenen Schlafanzug an, las eine halbe Seite Jul. Regis und schlief ein.
Zu dieser Zeit hatte der Senator bereits anderthalb Stunden in der sicheren Obhut der Botschaft geschlafen. Das Steingesicht hatte seine Pflicht für diesen Tag ebenfalls getan und ruhte sich aus, die Zigarre, die Kanone und eine Dose Bier ordentlich auf dem Nachttisch aufgereiht.
Am nächsten Morgen wurde eifrig über die Frage spekuliert, ob der König den Lunch absagen würde oder nicht. Er hätte das gut tun können unter Hinweis auf die Ereignisse des letzten Tages und die Tatsache, dass er selbst gerade erst von seinem Staatsbesuch aus Finnland heimgekommen war.
Aber der Hof ließ nichts von sich hören, und die Spezialgruppe ließ den gesamten verwickelten Plan ablaufen, der eigens für diese Gelegenheit ausgearbeitet worden war. Wie der Adjutant vorausgesagt hatte, war der König im Grunde nicht ängstlich. Er ging hinaus auf Logärden, begrüßte den Senator persönlich und hieß ihn im Schloss willkommen.
Das Einzige, das darauf hindeutete, dass es Kontakte zwischen dem Hof und der Botschaft der USA gegeben haben musste, war die Tatsache, dass das Steingesicht in dem kugelsicheren Wagen sitzen blieb, der dann, als der Senator heil die vom Standpunkt der Sicherheit her gefährliche Treppe hinaufgelangt war, schließlich im Schlosshof selbst abgestellt wurde. Als Martin Beck dort vorbeiging, sah er durch das blau getönte Glas den Leibwächter die Zigarre zur Seite legen, um eine Dose Budweiser und etwas, das zweifellos eine Butterbrotdose war, hervorzuholen.
Abgesehen von diesem
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