Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
möglicherweise diesen Mann gesehen?«, fragte Benny Skacke zum 850. Mal und zeigte das Foto.
    »Ja«, antwortete die Dame, die ihm öffnete. »Er hatte ein grünes Auto und hat hier im Haus gewohnt. Zwölf Treppen hoch, zusammen mit zwei Japanern. Die wohnen da übrigens immer noch. Ein kleiner und ein riesengroßer. Aber dieser Mann auf dem Bild ist vor ungefähr drei Wochen abgereist. Alle drei waren sehr höflich und freundlich, wenn man sie im Fahrstuhl gesehen hat. Geschäftsleute. Das ist eine Firmenwohnung.«
    »Die Japaner wohnen also noch hier?«, vergewisserte sich Rönn.
    »Ja, aber die hat man ziemlich lange Zeit nicht draußen gesehen. Und vorher haben sie große Kartons mit Lebensmitteln, die sie im Selbstbedienungsladen drüben bei der Bushaltestelle gekauft hatten, getragen. Mir schien, als ob das vor allem Konserven waren.«
    Die Frau gehörte offenbar zu dem aufmerksamen Typ oder, deutlicher: sie war grässlich neugierig. Skacke ließ die Gelegenheit zu einer Frage nicht ungenutzt verstreichen:
    »Können Sie uns sagen, wann einer der Japaner zuletzt draußen oder im Fahrstuhl gesehen worden ist?«
    »Nicht nach dem fürchterlichen Mord auf Riddarholmen.« Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn: »Sie glauben doch wohl nicht…«
    Und Rönn beruhigte sie sofort: »Nein, keineswegs.«
    »Außerdem ist ja die, die den Mord beging, sofort festgenommen worden«, fügte Skacke hinzu.
    »Ach ja, klar«, sagte die Frau. »Und das Mädchen konnte sich ja auch wohl kaum als zwei Japaner verkleiden.« Dann ergänzte sie: »Über die beiden Gelben kann man übrigens nichts Schlechtes sagen. Auch nicht über den Herrn auf dem Foto. Er war wirklich ein schneidiger Mann.«
    Siebzehn Tage waren seit dem Attentat und dem völlig überraschenden Mord vergangen, und im Hauptquartier der Ermittlungsgruppe hatte man jetzt zwei schwierige Probleme zu lösen.
    War Heydt noch im Lande, oder hatte er es geschafft, zu verschwinden? Wie sollte man das Problem mit den beiden Japanern angehen, die sicher bis an die Zähne bewaffnet waren und höchstwahrscheinlich den Befehl hatten, verzweifelten Widerstand zu leisten und sich schließlich eher selbst zusammen mit eventuellen Angreifern in die Luft zu sprengen, als sich freiwillig zu ergeben.
    »Ich will diese verdammten Hunde lebend haben«, sagte Gunvald Larsson und blickte düster aus dem Fenster.
    »Glaubst du, dass das die ganze Terroristengruppe war?«, fragte Skacke. »Die beiden und Heydt?«
    »Wahrscheinlich waren sie zu viert«, meinte Martin Beck. »Und der Vierte ist uns wohl schon durch die Lappen gegangen.«
    »Wie kommst du darauf?«, wollte Skacke wissen. »Weiß ich nicht.«
    Er riet häufig richtig, obwohl viele Leute das Intuition nannten. Aber nach Martin Becks eigener Meinung spielte Intuition in der praktischen Polizeiarbeit keine Rolle, er zweifelte sogar daran, dass es eine solche Eigenschaft überhaupt gab.
    Einar Rönn befand sich im Bezirk Tanto in einer Wohnung, die die Polizei sich beinahe mit Gewalt hatte beschaffen müssen, auf jeden Fall aber mit Schmiergeldern und dadurch, dass man dem rechtmäßigen Mieter ein Zimmer mit Vollpension in einem der luxuriöseren Hotels der Stadt besorgt hatte.
    Gegen Einsicht war er durch eine Netzgardine geschützt, die undurchsichtig war, solange er dahinter kein Licht anmachte. Und das tat er nicht. Rönn war Nichtraucher und die seit mehreren Jahren halb volle Zigarettenschachtel der dänischen Marke Prince, die er mitunter in der Jackentasche bei sich trug, benutzte er inzwischen nur, um besonders nikotinsüchtigen Ganoven daraus anzubieten.
    Innerhalb von 6 Stunden hatte er die Japaner nur zweimal durch seinen ausgezeichneten Feldstecher gesehen. Beide Male waren sie mit Maschinenpistolen bewaffnet gewesen, und Rönn dachte im Stillen darüber nach, dass sie sich überhaupt nicht ähnlich waren und dass der Mythos, demzufolge alle Koreaner und Chinesen und Leute aus der Gegend sich einander ähnelten, eben nur ein Mythos war - ebenso wie der von den Lappen und Zigeunern - und weiter nichts.
    Der Abstand zwischen den Häusern betrug etwa 400 Meter, und wenn Rönn ein guter Schütze gewesen wäre, was er ganz sicher nicht war, und wenn er ein gutes Gewehr mit blitzschneller, automatischer Nachladeeinrichtung und Zielfernrohr gehabt hätte, dann hätte er den Mann, der sich als Erster an dem Vorhang zeigte, unschädlich machen können.
    Nach zehn Stunden wurde Rönn abgelöst. Ihm machte die ganze Sache

Weitere Kostenlose Bücher