Die Terroristen
die Wand kommt man nur mit Hilfe einer schallgedämpften pneumatischen Bohrmaschine. Da künstlich erzeugte laute Geräusche deren Interesse vermutlich nicht völlig von dem Wanddurchbruch ablenken können und sie die ganze Zeit über die Tür beobachten werden, so hat der, der vom Balkon aus kommt, meiner Meinung nach die beste Chance.«
»Drei Mann?«
»Ja, bist du nicht auch auf diese Lösung gekommen?«
»Doch, aber welche drei?«
»Zwei stehen sozusagen fest«, sagte Gunvald Larsson. »Du und ich.«
»Es war ja unsere Idee. Sehr schwer durchzuführen. Können wir die Verantwortung mit jemandem teilen?«
»Kaum. Aber wer …?«
»Skacke«, schlug Gunvald Larsson wenn auch deutlich zögernd vor.
»Er ist zu jung«, entgegnete Martin Beck. »Er hat kleine Kinder und bemüht sich sehr um seine berufliche Karriere. Außerdem ist er immer noch ziemlich unerfahren, besonders in praktischen Dingen. Ich würde es nie ertragen können, ihn tot da in der Wohnung liegen zu sehen, so wie ich Stenström tot in dem Bus habe liegen sehen.«
»Wen könntest du dir denn sonst tot da oben liegend vorstellen?«, fragte Gunvald Larsson mit ungewöhnlicher Schärfe in der Stimme.
Martin Beck antwortete nicht.
»Und Melander ist zu alt«, sagte Gunvald Larsson. »Er würde natürlich mitmachen, aber er wird bald 55 und kann mit Fug und Recht von sich behaupten, dass er solche Arbeiten lange genug getan hat. Außerdem ist er ein wenig langsam. Wir sind übrigens auch die ältesten in der Mannschaft. Selbst wenn wir nicht langsam sind.«
»Bleibt also …«
»Einar«, vollendete Gunvald Larsson. Er seufzte tief. »Ich habe stundenlang darüber nachgedacht. Einar hat gewisse Nachteile, die wir beide sehr gut kennen, aber er hat jedenfalls einen großen Vorteil. Er hat lange mit uns zusammengearbeitet und weiß, wie wir denken.«
Martin Beck sehnte sich nach Kollberg. Es war sicher richtig, dass Rönn wusste, wie Gunvald Larsson dachte, aber es war ebenso sicher, dass er kaum wusste, wie Martin Beck dachte, jedenfalls gab er davon nichts zu erkennen.
»Wir müssen mit ihm reden«, sagte Martin Beck. »Dies ist kein Auftrag, den man so einfach den Leuten erteilt und anordnet, so und so machen wir es jetzt.«
»Er kommt gleich.«
Während sie warteten, wurde Strömgren in die Wohnung in Tanto geschickt, Skacke war offenbar zu müde, um sich darüber zu wundern. Er legte sein Gewehr in seinen Kasten, der so aussah, als ob sich darin irgendein Musikinstrument befände. Dann verließ er das Haus, setzte sich in sein ziemlich neues Auto, fuhr nach Hause und legte sich schlafen.
Rönns rote Nase tauchte erst kurz vor 9 im Türspalt auf. Er hatte sich Zeit gelassen, unter anderem wegen Gunvald Larssons Tonfall, der keine freudigen Überraschungen angekündigt hatte. Aber auch, weil er schon ziemlich lange keine Zeit mehr gehabt hatte, sich ein wenig zu entspannen. Folglich hatte er für den Weg in die Stadt die U-Bahn genommen, denn er verabscheute das Autofahren gründlich.
Nun war er jedenfalls da, sagte hej und setzte sich, wobei er seine Kollegen abwartend beobachtete.
Martin Beck fand, als langjähriger Freund von Rönn könnte Gunvald Larsson das Gespräch führen. Und das tat Gunvald Larsson auch.
»Ich und Beck haben viele Stunden darüber nachgedacht, wie wir an die Burschen in Tanto herankommen können. Und jetzt glauben wir, auf eine denkbare Lösung gekommen zu sein.«
Denkbar ist das richtige Wort, überlegte Martin Beck, während Gunvald Larsson damit begann, den Plan zu erklären.
Rönn saß eine ganze Weile schweigend da und sah sie an. Martin Beck nur einen kurzen Augenblick, so als ob er ihn bereits allzu oft gesehen hatte und wusste, was er von ihm zu halten hatte. Dagegen nahm er sich viel Zeit für Gunvald Larsson. Die Stille war beinahe nicht mehr auszuhalten. Da sie gleich zu Beginn Melander gebeten hatten, alle Gespräche anzunehmen, bestand nicht mal die Hoffnung, dass ein Klingeln des Telefons den Bann brechen konnte. Nach vielen Minuten meinte Rönn trocken:
»Da, wo ich herkomme, nennt man so etwas Selbstmord.«
Rönn stammte aus Arjeplog. Die beiden Verbrechen, die sich in dieser Gemeinde abgespielt hatten, waren geschehen, als Rönn seinen Heimatort bereits verlassen hatte.
Auf eigenartige Weise glichen sich die beiden Ereignisse irgendwie, unterschieden sich jedoch dadurch, dass die Polizei es geschafft hatte, eins aufzuklären, während ihr das bei dem anderen nicht gelungen war.
In dem
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