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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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Gunvald Larsson besah sich das alles mit tiefem Widerwillen.
    Er mochte Lappland sicher ganz gern, jedoch nur im Sommer.
     
    Rönn und Melander froren überhaupt nicht. Sie saßen jeder auf seinem vergleichsweise bequemen Stuhl in einer Rabine mit Glaswänden, die die Polizei in Heisingborg für sie extra aufgestellt hatte. Zwei elektrische Heizöfen verbreiteten eine behagliche Wärme darin, und in regelmäßigen Abständen kamen junge Polizisten mit Kaffee in Thermoskannen, Plastikbechern und großen Tellern mit Keksen und dänischen Blätterteigstücken. Man hatte den größten Teil des Fußgängerverkehrs an der Kabine mit den Glaswänden vorbeigeführt, und wenn einer der Reisenden besondere Aufmerksamkeit erforderte, standen zwei vortreffliche Ferngläser zur Verfügung.
    Außerdem hatten sie Funkverbindung mit den Polizeibeamten, die die Autofahrer und Eisenbahnreisenden kontrollierten.
    Rönn und Melander sahen trotzdem genauso mürrisch aus wie vorher. Ihr Weihnachtsfest schien verdorben zu sein.
    Sie sprachen nicht viel, es sei denn, sie fanden einen öffentlichen Fernsprecher und konnten ihre Frauen anrufen und sich beklagen.
     
    So sah es am Freitag, dem 20. Dezember aus, 4 Tage vor Heiligabend. Der Sonnabend wurde schlimmer, da noch mehr Leute freihatten und der Strom der Menschen über den Öresund enorm war. Es war beinahe so, dass man sich nach der verhassten Brücke sehnte. Eine Brücke konnte man wenigstens absperren.
    Als Martin Beck auf den Rai vor die Abfertigungshalle der Tragflügelboote kam, nachdem er gezwungen war, sich durch hysterische Menschenmassen zu drängen, die keine Buchungszeiten auf ihren Fahrkarten hatten, aber darauf hofften, trotzdem mit dem nächsten Boot mitzukommen, zeigte es sich, dass der Steuermann, der die Fahrkarten für die Loberen kontrollierte, das Boot, das gleich abfahren sollte, Däne war und sehr misstrauisch gegenüber Personen, die behaupteten Rriminalkommissare zu sein, ihre Dienstausweise aber nicht finden konnten. Martin Beck hatte die Jacke gewechselt, und natürlich war sein Ausweis im Hotelzimmer liegen geblieben. Schließlich befreite ihn Benny Skacke aus der Verlegenheit, der inzwischen mit allen fahrkartenknipsenden Steuerleuten gut bekannt war.
    Martin Beck trat hinaus in den feuchten, peinigend scharfen Wind, der so typisch für den Winter in Südschweden und besonders für Malmö ist. Er betrachtete seinen getreuen Mitarbeiter, hinter dem eine Reihe von Weihnachtsmännern stand und Reklamezettel für einen Teil dessen verteilte, was Dänemarks Hauptstadt trotz wirtschaftlicher Rrise und drohender Abwertung zu bieten hatte.
    Skacke sah entsetzlich aus. Seine Wangen waren leicht blauviolett, die Stirn dagegen kreidebleich, ebenso die Nase, und über dem wollenen Halstuch war die Haut beinahe durchsichtig.
    »Wie lange hast du hier gestanden?«, fragte Martin Beck.
    »Seit halb sechs«, antwortete Skacke zitternd. »Oder eher Viertel nach fünf. Seit Abfahrt des ersten Bootes. «
    »Du gehst jetzt sofort und nimmst was Warmes zu dir«, sagte Martin Beck im Befehlston. »Jetzt. Sofort!«
    Skacke verschwand, aber eine Viertelstunde später stand er wieder da. Seine Gesichtsfarbe war jetzt wieder beinahe normal.
    Am Sonnabend passierte weiter nichts, abgesehen davon, dass einige Leute stockbetrunken waren und sich zu schlagen begannen. Martin Beck dachte daran, dass er kürzlich einen Umlauf gelesen hatte, demzufolge die Schweden, Amerikaner und möglicherweise die Finnen sich häufiger prügelten als andere Völker. Ohne Zweifel roch das nach Verallgemeinerung, aber manchmal schien es beinahe zu stimmen.
    Gegen 10 Uhr abends ging Martin Beck zurück zum Hotel. Der übereifrige Skacke blieb da, fest entschlossen, auf seinem Posten auszuharren, bis das letzte Boot abgelegt hatte. Offenbar hegte er kein besonderes Zutrauen zu seinen ehemaligen Kollegen von der Polizei in Malmö.
    Martin Beck holte den Zimmerschlüssel und ging auf den Fahrstuhl zu, überlegte es sich aber anders und trat in die Bar. Die war mit Gästen gut besetzt, wie stets um diese Zeit vor Weihnachten, aber einer der Barhocker war frei, und er setzte sich hin.
    »Hallo, guten Abend«, begrüßte ihn der Barmann mit dem untrüglichen Gedächtnis. »Whisky mit Eiswasser, wie üblich?«
    Martin Beck zögerte. Eiswasser hörte sich nicht besonders verlockend an nach den Stunden auf dem windigen Kai. Er schielte zu dem Gast neben sich, der etwas Goldgelbes aus einem großen Glas trank. Das

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