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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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vieren laufen, um als Hund durchzugehen. Wenn es nicht sogar so ist, dass man Hunde nicht mit über die Grenze nach Dänemark nehmen darf. Die Füchse haben dort die Tollwut.«
    »Na ja, es gibt viele hoch gewachsene Männer, Heydt ist zum Beispiel nicht ganz so groß wie Gunvald Larsson.«
    »Aber mit dem kann man ja auch kleine Kinder zu Tode erschrecken«, sagte Mänsson und nahm einen neuen Zahnstocher aus der Bleistiftschale.
    »Was meinst du denn, du weißt doch alles über diesen Verkehr?«
    »Mmm. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt etwas weiß. Am leichtesten ist die Eisenbahnfähre Malmöhus zu kontrollieren. Da hat er keine Chance. Danach die so genannten großen Boote 0rnen, Gripen und Öresund. Etwas verzwickter wird es mit den Autofähren in Limhamn, Hamlet und Ofelia, und wie sie nun heißen. Und dann kommt das Schlimmste, die Abfertigungsstelle der Flugboote, da ist es das reinste Chaos.«
    »Tragflügelboote«, verbesserte Martin Beck.
    »Okay, trotzdem ist da die Hölle los. Die kommen und fahren in einer Tour, und die ganze Zeit über ist das Abfertigungsgebäude so mit Leuten voll gestopft, dass man kaum die Nase hineinstecken kann.«
    »Ich verstehe.«
    »Du verstehst überhaupt nichts, bevor du das Ganze nicht mit eigenen Augen gesehen hast. Die Leute, die die Fahrkarten kontrollieren sollen, werden niedergetrampelt, und die Zöllner und die Polizisten von der Passkontrolle haben einen Raum, wo sie sich verstecken und Raffee trinken können, sonst würden sie innerhalb von zehn Minuten platt wie die Pfannkuchen sein. Man könnte sie ihren Frauen unter der Tür hindurchschieben, wenn sie nach Hause kommen.«
    Mänsson brach ab, denn der Zahnstocher hatte sich zwischen zwei Zähnen verklemmt.
    »Was macht denn Skacke?«
    »Benny? Steht draußen auf dem Rai und friert. Völlig blau im Gesicht. Und da hat er praktisch die ganze Zeit über gestanden, seit er gestern hier eintraf.«
     
    Auch Gunvald Larsson fror, obwohl er sowohl mehr als auch weniger Anlass dazu hatte. Natürlich war es an der norwegischschwedischen Grenze um mehrere Grade kälter als in Malmö. Aber auf der anderen Seite war er für diesen Anlass zweckmäßiger gekleidet, nämlich in Skistiefel, Wollsocken, lange Unterhosen (die er verabscheute), dicke Kordhosen, Schafspelzjacke und Krimmermütze.
    Er stand fast genau auf der Grenze, mit dem Rücken gegen einen Riefernstamm gelehnt, und betrachtete aufmerksam den unendlichen Strom von Autos, das Zollhäuschen, die Grenzschranke und die provisorische Wegsperre und hörte zerstreut dem Hagelschauer von Verwünschungen und Flüchen zu, den die Autofahrer auf die wissbegierigen Polizisten herniederprasseln ließen. Gab es nicht die Passfreiheit? Wie war das denn mit der Zusammenarbeit der skandinavischen Länder? War es plötzlich ebenso schwer, nach Norwegen einzureisen wie nach Saudi-Arabien? Lag das an dem Öl in der Nordsee? Oder daran, dass alle schwedischen Polizisten Idioten waren? Warum, verdammt noch mal, soll ich Heydt heißen? Und was geht es im Übrigen die Polizei an, wie ich heiße? Solange ich schwedischer Staatsbürger bin und wir in Skandinavien die Passfreiheit haben, geht es die Polizei gar nichts an, ob ich Birnenzweig oder Dick und Doof heiße. Guckt euch doch an, was für eine Autoschlange ihr hier habt.
    Gunvald Larsson seufzte und blickte auf die Fahrzeugschlange. Die begann tatsächlich erstaunlich lang zu werden, während die Autos, die aus der entgegengesetzten Richtung kamen, aus dem lieben, alten Nachbarland ungehindert nach Schweden hineinsausten. Einige der Polizisten an der Sperre benahmen sich außerdem ungewöhnlich dämlich. Jeder Beamte war ja mit Heydts Fotografie und einer ausführlichen Personenbeschreibung ausgestattet. Sie wussten, dass er ein schlechtes Schwedisch, dagegen einigermaßen gut Dänisch sprach. Außerdem, dass er etwa 30 Jahre alt und 1,95 groß war. Trotzdem gab es einige, die ohne weiteres kahlköpfige Sechzigjährige mit auffallendem värmländischen Dialekt bis zu zehn Minuten aufhielten. Aber gegen die Dickfälligkeit und Dummheit des Polizeikorps anzugehen, hatte Gunvald Larsson Jahre seines Lebens gekostet. Jetzt war es an der Zeit, dass ein anderer Don Quichote ihn ablöste.
    Fast alle Autos hatten Dachgepäckträger, beladen mit Skiern, Motorschlitten und Rengeweihen. Die Rengeweihe wurden von einem skrupellosen Geschäftsmann bereits auf der schwedischen Seite der Grenze zu schwindelnden Überpreisen verkauft.

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