Die Terroristen
Politiker zu tun gehabt. Man hat also umfassende Erfahrungen, und ich kann mir vorstellen, dass die Polizei und die Sicherheitskräfte dieses Landes das Beste sind, was es auf diesem Gebiet gibt. Ich bin überzeugt, dass wir vieles lernen können, wenn wir deren Methoden und Hilfsmittel studieren.«
Martin Beck überflog den Brief, der in englischer Sprache, sehr formell und in verbindlichem Ton abgefasst war. Der Präsidentenbesuch war für den 5. Juni geplant, also in knapp vier Wochen, und der Repräsentant der schwedischen Polizeibehörde wurde eingeladen, sich zwei Wochen vorher einzufinden, um jede Einzelheit in der wichtigsten Phase der Vorbereitungen kennen zu lernen. Der Namenszug war elegant und völlig unleserlich, aber in Maschinenschrift darunter verdeutlicht. Der Name sah spanisch aus, war lang und schien irgendwie adlig und vornehm zu sein.
Als der Brief die Runde gemacht hatte und wieder in der grünen Mappe lag, sagte der Rikspolis-Chef:
»Die Frage ist, wen wir schicken sollen.«
Stig Malm hob nachdenklich den Kopf und blickte an die Decke, sagte aber nichts.
Martin Beck fürchtete, vorgeschlagen zu werden. Noch vor fünf Jahren, bevor er sich aufgerafft und sein unglückliches Eheleben aufgegeben hatte, hätte er einen solchen Auftrag voller Freude übernommen, nur um von zu Hause fortzukommen. Jetzt dagegen hatte er überhaupt keine Lust, auf Reisen zu gehen, und schlug eilends vor:
»So was ist doch vor allem eine Aufgabe für die Sicherheitsabteilung.«
»Ich kann nicht fort«, entgegnete Möller sofort. »Erstens muss ich in der Abteilung anwesend sein, weil wir bestimmte zeitraubende Probleme mit der Umorganisation in der Abteilung A haben. Zum anderen sind meine Leute noch am besten über solche Dinge informiert. Ich fände es zweckmäßiger, wenn jemand fährt, der in Sicherheitsfragen bisher noch wenig Erfahrung hat. Ein Kriminalbeamter, schlage ich vor, oder vielleicht jemand von der Ordnungspolizei. Derjenige, der dorthin reist, muss ja nach seiner Rückkehr sein Wissen sowieso uns allen vermitteln, und auf diese Weise ziehen wir alle unseren Nutzen daraus.«
Der Rikspolis-Chef nickte.
»Da magst du Recht haben, Eric. Außerdem können wir, wie du eben selbst gesagt hast, hier zur Zeit nicht auf dich verzichten. Und auf dich auch nicht, Martin.«
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, atmete Martin Beck erleichtert auf.
»Außerdem spreche ich nicht Spanisch«, ergänzte der Chef der Sicherheitspolizei.
»Meinst du wirklich, dass einer von uns Spanisch spricht?«, fragte Malm und lächelte kollegial.
Er wusste ganz genau, dass nicht einmal der Rikspolis-Chef die Sprache der Kastilianer beherrschte.
»Ich kenne einen, der das tut«, erklärte Martin Beck.
Malm hob die Augenbrauen. »Wer denn? Einer von der Kriminalabteilung?«
»Ja. Gunvald Larsson.«
Malm zog die Augenbrauen noch einen Millimeter höher. Dann lächelte er misstrauisch und gab zu bedenken:
»Aber den können wir doch wohl kaum losschicken.«
»Warum nicht?«, fragte Martin Beck. »Ich finde, er ist für so eine Aufgabe gut zu gebrauchen.«
Er bemerkte selbst, dass sein Ton ein wenig gehässig klang.
Normalerweise pflegte er sich nicht lautstark für Gunvald Larsson einzusetzen, aber Malms Tonfall reizte ihn, und außerdem war er daran gewöhnt, dass er und Stig beinahe immer verschiedener Meinung waren. Deshalb ging er beinahe automatisch gegen ihn an.
»Er ist ein Flegel und absolut nicht repräsentativ für das Polizeikorps.«
»Spricht er wirklich Spanisch?«, fragte der Rikspolis-Chef zweifelnd. »Wo hat er das gelernt?«
»Er war in mehreren spanischsprachigen Ländern während seiner Zeit als Seemann«, erläuterte Martin Beck. »Diese Stadt hat einen großen Hafen, also ist er bestimmt schon einmal dort gewesen. Außerdem spricht er fließend Englisch, Französisch und Deutsch. Und ein wenig Russisch. Guck in seiner Akte nach, da steht alles drin.«
»Er ist trotz allem ein Flegel«, beharrte Malm.
Der Rikspolis-Chef sah nachdenklich aus.
»Ich werde mir mal seine Papiere ansehen. Ich habe tatsächlich auch schon an ihn gedacht. Es stimmt, er tritt oft rüde und unhöflich auf, und er neigt gelegentlich zur unnötigen Gewalt. Aber man darf auch nicht übersehen, dass er einer unserer besten Kriminalinspektoren ist, auch wenn es ihm schwer fällt, sich an Befehle zu halten und die Vorschriften zu beachten.«
Er wandte sich an den Chef der Säkerhetspolis. »Was meinst du, Eric? Hältst du ihn
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