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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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einzigen. Er wusste auch, dass er als aufsässig und schwierig galt und sein Anstellungsvertrag häufig genug am seidenen Faden hing.
    Diese Tatsache beunruhigte ihn jedoch nicht im Mindesten.
    Jeder andere Polizeibeamte in seiner Stellung und Gehaltsgruppe hätte wenigstens ein gewisses ungutes Gefühl gehabt, ständig Gefahr zu laufen, suspendiert oder ganz einfach entlassen zu werden. Nicht so Gunvald Larsson, so etwas war für ihn kein Anlass, nachts schlaflos im Bett zu liegen.
    Unverheiratet und ohne Kinder, hatte er niemanden, der von ihm abhängig war. Zu seiner Familie, deren snobistische Überheblichkeit er verachtete, hatte er schon lange sämtliche Verbindungen abgebrochen.
    Um seine Zukunft machte er sich überhaupt keine Gedanken.
    Während seiner Jahre bei der Polizei hatte er oft an die Möglichkeit gedacht, in seinen alten Beruf zurückzukehren. Jetzt wurde er bald fünfzig und sah ein, dass er wahrscheinlich nie mehr zurück auf See gehen würde.
    Als der Tag seiner Abreise sich näherte, merkte Gunvald Larsson, dass er sich eigentlich auf diesen Auftrag freute, der als bedeutend und wichtig galt, aber sicher nicht schwer auszuführen sein würde.
    Zumindest brachten die beiden Wochen ihm eine Unterbrechung der täglichen Arbeitsroutine. Er fing an, diese Reise wie einen Urlaub zu betrachten.
    Am Abend vor dem Reisetag stand Gunvald Larsson nur mit einer Unterhose bekleidet in seinem Schlafzimmer in Bollmora und betrachtete sich in dem großen Spiegel auf der Innenseite der Schranktür.
    Er war begeistert von dem Muster der Unterhose, gelbe Elche auf blauem Grund. Von dieser Art besaß er weitere fünf Stück. Ein halbes Dutzend der gleichen Sorte, allerdings grün mit roten Elchen, war bereits in dem großen Schweinslederkoffer verpackt, der aufgeklappt auf dem Bett lag.
    Gunvald Larsson war 1,96 groß und ein kräftiger, muskulöser Mann mit großen Händen und Füßen. Er hatte gerade geduscht und sich routinemäßig auf die Badezimmerwaage gestellt, die 111,2 kg anzeigte. Während der letzten vier Jahre, vielleicht waren es auch fünf gewesen, hatte er gut zehn Kilo zugenommen, wie die Speckfalte oberhalb des Gummibands der Unterhose deutlich bewies.
    Er zog den Bauch ein und überlegte, dass er vielleicht ein wenig häufiger in die Trainingsräume der Polizei gehen sollte. Oder mit dem Schwimmen beginnen, wenn das Becken in dem neuen Polizeihaus fertig wurde.
    Ansonsten war er mit seinem Aussehen ganz zufrieden.
    Er war 49 Jahre alt, aber sein Haar war voll und kräftig, und der Haaransatz war nicht zurückgewichen. Seine Stirn war niedrig und hatte zwei deutliche Falten.
    Er trug das Haar kurz geschnitten, es war so blond, dass man die grauen Strähnen nicht sah. Nass und frisch gekämmt, lag es jetzt glatt und glänzend am Kopf an, aber wenn es trocknete, würde es sich aufrichten und borstenartig und widerspenstig aussehen. Die Augenbrauen waren buschig und hatten die gleiche helle Farbe wie das Haar, und die Nase war groß und wohlgeformt. Die hellen, porzellanblauen Augen wirkten klein in dem kraftvollen Gesicht und schienen ein wenig zu eng zusammenzustehen, was zur Folge hatte, dass manchmal, wenn sein Blick leer und versonnen schien, ein trügerischer Eindruck von Einfältigkeit entstehen konnte. Wenn er böse war, und das kam nicht selten vor, bildete sich über der Nasenwurzel eine Zornesfalte, und der hellblaue Blick konnte den hartgesottensten Verbrechern, aber ebenso Untergebenen, einen gehörigen Schrecken einjagen. Seine Zornesausbrüche waren inzwischen in den sechs Stockholmer Wachtbezirken ebenso bekannt und gefürchtet wie früher, wenn nicht auf den sieben Meeren, so doch zumindest unter den Besatzungen und Bootsleuten der Schiffe, auf denen er das Kommando geführt hatte.
    Und im Großen und Ganzen war er, wie gesagt, zufrieden mit seinem Aussehen.
    Der einzige, der niemals Gunvald Larssons Zorn zu spüren bekam, war Einar Rönn, Erster Kriminalassistent beim Stockholmer Dezernat für Gewaltverbrechen und sein einziger Freund. Rönn war ein sanftmütiger und wortkarger Norrländer mit roter, ständig laufender Nase, die sein Gesicht so vollständig beherrschte, dass man andere Einzelheiten seines Aussehens kaum bemerkte. Er trug in sich eine niemals nachlassende Sehnsucht nach seiner heimatlichen Landschaft rund um Arjeplog in Lappland.
    Im Gegensatz zu Gunvald Larsson war er verheiratet und hatte einen Sohn. Seine Frau hieß Unda und sein Sohn Mats, und er selbst hatte

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