Die Terroristen
begonnen oder arbeiteten im Garten.
Mehrere Tage lang gingen die Polizisten von Tür zu Tür, und als praktisch jeder Einwohner in dem betreffenden Teil von Rotebro befragt worden war, konnte man nur bedauernd feststellen, dass niemand etwas oder jemanden gesehen hatte, das oder der mit dem Mord in Verbindung gebracht werden konnte. Pärsson und seine Leute, das heißt hauptsächlich Äsa Toreil, arbeiteten auch nach einer Theorie, derzufolge der Mörder in der Nachbarschaft wohnte. Aber sie hatten noch niemanden gefunden, der Petrus kannte oder ein Motiv für den Mord an ihm hatte.
Martin Beck und Skacke bemühten sich, Walter Petrus’ Privatleben, sein Betätigungsfeld als Produzent und die wirtschaftlichen Verhältnisse zu durchleuchten.
Besonders beim letzten Punkt hatten sie es nicht leicht. Petrus schien Steuern in großem Umfang hinterzogen zu haben, seine Produkte verkaufte er im Ausland, und man konnte davon ausgehen, dass er dicke Konten auf Schweizer Banken hatte. Es war auch nicht daran zu zweifeln, dass er bei seiner Buchführung und seinen Steuererklärungen gemogelt und dass er tüchtige Juristen zu Rate gezogen hatte. All dies waren Dinge, von denen Martin Beck nicht viel verstand, und er überließ es gerne den Experten auf diesem Gebiet, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen.
Die AB Petrus Film war in einem älteren Gebäude in Nybrogatan untergebracht. Die frühere Etagenwohnung war geschmackvoll renoviert worden und bestand aus sechs Zimmern und einer Küche. Die drei Angestellten hatten jeder ein Arbeitszimmer, und ihre modernen Büromöbel passten überhaupt nicht in diese Umgebung mit Kachelöfen, Eichenpaneelen und Stuckdecken. Walter Petrus selbst hatte hinter einem enormen Schreibtisch aus Jakaranda residiert, in einem großen, schönen Eckzimmer mit hohen Fenstern. Außerdem gab es einen Vorführraum mit Platz für zehn Zuschauer und ein Zimmer, das offenbar als Archiv und Lager benutzt wurde.
Martin Beck und Skacke verbrachten zwei Vormittagsstunden im Vorführraum, um sich eine Meinung über die Erzeugnisse bilden zu können, die Walter Petrus’ produktive Filmgesellschaft hervorgebracht hatte. Sie sahen einen Film von Anfang zu Ende und Ausschnitte aus sieben anderen Filmen, einer immer kläglicher als der andere.
Skacke drehte und wendete sich zu Beginn geniert in seinem Sessel, aber nach einer Weile begann er zu gähnen. Die Filme waren durchweg von sehr schlechter technischer Qualität, und sie, wie Maud Lundin es getan hatte, künstlerisch zu nennen war nicht nur stark übertrieben, sondern ganz einfach gelogen. In diesem Punkt war sie nicht aufrichtig gewesen, überlegte Martin Beck, es sei denn, sie ließ es an Urteilsvermögen überhaupt fehlen.
Die Schauspieler, wenn man die Gruppe offenbarer Amateure, die sich auf der Leinwand bewegten, überhaupt so nennen durfte, traten vorwiegend nackt auf. Das Kleiderkonto konnte keinen großen Posten im Budget des Filmes ausgemacht haben. Sofern jemand Kleidungsstücke anhatte, geschah das nur in der Absicht, sich ihrer so schnell wie möglich zu entledigen.
Drei Teenager kamen abwechselnd und manchmal gleichzeitig in sämtlichen Filmen vor. Eine von ihnen schien peinlich berührt zu sein, genierte sich und blickte hin und wieder unsicher in die Kamera, während sie auf ein deutliches Kommando von jemandem, der hinter der Kamera stand, mit der Zunge spielte, die Augen rollte und mit dem Körper bauchtanzartige Bewegungen vollführte. Die jungen Männer waren schön gewachsen und mit Ausnahme eines Negers alle blond. Die Requisiten waren spärlich, und die Aktivitäten spielten sich in der Hauptsache auf der gleichen alten Couch ab, bei der lediglich zwischendurch der Überzug ausgewechselt wurde.
Nur einer der Filme schien eine Art Handlung oder Story, wie es in der Fachsprache heißt, zu haben. Es war der bereits von Maud Lundin erwähnte Love in the Midnight Sun.
Er war offenbar in Stockholms Schärengarten gedreht worden und begann damit, dass die Hauptperson, ein Mädchen von 15 Jahren, hinaus auf eine Insel ruderte, um dort die Mittsommernacht nach alter schwedischer Sitte zu feiern. Im Boot führte sie einen Korb mit einer Flasche Schnaps, Schnapsgläsern, Tellern, Silberbesteck, ein weißes Leinentuch, einen Kopf Salat und einen Laib Brot mit sich. Nachdem sie den Korb und eine Flugangel an Land getragen hatte, zog sie sich sofort aus, langsam und mit eigenartig gespreizten Bewegungen, offenem Mund und halb
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