Die Terroristen
von einem großen parkartigen Garten umgeben, und die Auffahrt zum Haus war von hohen Pappeln eingefasst. Zwei große Eisentore standen zum Weg hin offen, und der Taxischauffeur fragte, ob er hineinfahren sollte, aber Martin Beck bat ihn, draußen vor dem Tor zu halten, bezahlte und stieg aus.
Während Martin Beck durch die Allee ging, besah er sich genau das Haus und die Umgebung. Die Hecke zum Weg hin war dicht, mannshoch und exakt und kunstvoll geschnitten. An der Innenseite der Hecke teilte sich die Auffahrt und führte nach rechts auf eine große Garage zu. Der riesige Garten schien sehr gut gepflegt zu sein, die Rasenflächen waren an den Kanten, wo schmale Kieswege sich zwischen beschnittenen Büschen und Staudenbeeten hinschlängelten, sorgfältig abgestochen, und der Höhe der Pappeln und dem Alter der Obstbäume nach zu urteilen, musste er bereits vor langer Zeit angelegt worden sein.
In so einer Umgebung konnte man ein Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende erwarten, von denen es in dieser vornehmen Gegend viele gab. Aber das Haus, dem Martin Beck sich auf dem frisch geharkten Kiesweg näherte, war eine moderne architektonische Schöpfung in zwei Etagen mit flachem Dach und riesigen Fenstern.
Eine Frau in mittleren Jahren in schwarzem Kleid und weißer Schürze öffnete die Tür, noch bevor er den Klingelknopf berührt hatte. Sie ging ihm schweigend in eine große Halle voraus, vorbei an einer breiten Treppe, die ins Obergeschoss führte, durch zwei weitere Räume und blieb in einer breiten gewölbten Öffnung stehen, die in ein sonnenüberflutetes Zimmer führte, dessen eine Wand ganz aus Glas bestand.
Der Fußboden aus hellen kunststoffbeschichteten Fichtenbrettern lag eine Stufe tiefer, was Martin Beck nicht gleich bemerkte, sodass er in den Raum hineinstolperte, in dem Walter Petrus’ Witwe ihn in einem Deckstuhl liegend, der in der Ecke drüben an der Glaswand stand, erwartete. Auf der Terrasse davor standen mehrere ebensolche Stühle aufgereiht wie auf dem Sonnendeck eines Passagierdampfers.
»Hoppla«, sagte sie und winkte der schwarz gekleideten Frau mit einer Handbewegung, mit der man sonst Fliegen verscheucht.
Als die Frau sich umgedreht hatte und weggehen wollte, änderte Frau Petrus ihre Absicht und rief:
»Nein, warten Sie einen Moment, Frau Pettersson.«
Sie blickte zu Martin Beck und fragte:
»Etwas zu trinken, Herr Kommissar? Kaffee, Tee, Bier oder vielleicht einen Drink? Ich selbst möchte ein Glas Sherry haben.«
»Danke«, sagte Martin Beck. »Ich nehme gern ein Bier.«
»Ein Bier und ein großes Glas Sherry«, sagte sie im Befehlston. »Und bringen Sie einige der holländischen Käsehappen mit, Frau Pettersson.«
Martin Beck dachte an den Umstand, dass die Witwe von Valter Petrus Pettersson eigentlich den gleichen Nachnamen hatte wie ihr Dienstmädchen, oder wie man die glücklicherweise immer seltener werdende Berufsgruppe auch immer bezeichnen wollte. Sie waren vermutlich auch etwa gleichaltrig.
Er hatte sich einige Daten über sie besorgt und wusste unter anderem, dass sie auch vor ihrer Heirat Pettersson geheißen hatte. Kristina Elvira mit Vornamen, obwohl sie sich jetzt Chris nannte, dass sie 57 Jahre alt war und seit 28 Jahren mit Petrus verheiratet gewesen war. In ihrer Jugend hatte sie im Büro gearbeitet, etwas später, bevor sie geheiratet hatten, war sie Sekretärin in der Firma gewesen, die Petrus damals geleitet hatte. Der Filmproduzent Walter Petrus war eine Neuschöpfung jüngeren Datums, lange Jahre hindurch hatte er noch Valter Pettersson geheißen und mit notdürftig hergerichteten schrottreifen Autos gehandelt, eine lukrative, aber kaum sehr ehrenwerte Beschäftigung, die er durch die härteren Gesetze und die verschärften Kontrollen bei den Mitgliedern der Branche aufzugeben gezwungen gewesen war.
Martin Beck stand immer noch mitten im Zimmer und blickte auf die Frau in dem Deckstuhl.
Sie hatte blonde, gefärbte Haare, und ihre Haut war unter der Schminke sonnengebräunt. Bekleidet war sie mit einer schwarzen Shantungbluse über maßgeschneiderten, schwarzen Leinenslacks. Sie war sehr schmal und ihr Gesicht sah müde und vergrämt aus unter der modernen, leicht gekrausten Frisur.
Er ging auf sie zu, und sie reichte ihm gnädig eine schmale, faltige Hand, während er ihr sein Beileid aussprach und sich entschuldigte, sie leider belästigen zu müssen - Phrasen, die er, wie ihm schien, Hunderte von Malen in ähnlichen Situationen benutzt hatte.
Er
Weitere Kostenlose Bücher