Die Terroristen
Schulkinder hatten sich versammelt, um dem Präsidenten zuzujubeln, und beinahe 50 davon wurden getötet. Alle Polizisten oder Sicherheitsbeamten, die sich am Platz aufhielten, wurden ebenfalls getötet oder schwer verletzt. Der Präsident wurde in Stücke gerissen. Das war auch das einzige Mal, dass die Täter gesehen wurden. Sie waren maskiert und trugen eine Art Kommandouniform. Sie jagten in mehreren verschiedenen Autos davon und konnten nicht aufgespürt werden. Dann gibt es noch einen Fall aus dem Monat März in Japan, wo ein bekannter und umstrittener Politiker eine Schule besuchte. Auch diesmal wurde das Gebäude gesprengt, und der Politiker kam zusammen mit vielen anderen Menschen um. Man glaubt, dass auch dies ein Werk der ULAG war, aber die Radiosendung, die gehört wurde, war so unklar, dass niemand das mit Sicherheit sagen kann.«
»Ist das alles, was du über die ULAG weißt?«, fragte Martin Beck. »Ja.«
»Habt ihr diese Angaben selbst zusammengestellt?«
»Nein.«
»Wann habt ihr sie denn bekommen?«
»Vor ungefähr 14 Tagen.«
»Darf man fragen, von wem ihr sie bekommen habt?«, erkundigte sich Gunvald Larsson.
»Das darfst du, aber ich bin dir keine Antwort schuldig.«
Alle wussten es ja trotzdem. Möller gab mit resignierter Miene zu:
»Von der CIA.«
Der einzige, der daraufhin reagierte, war der Polizeimeister, der wissen wollte:
»Was bedeutet das eigentlich?«
Möller antwortete nicht. Martin Beck, der einsah, dass der Polizeimeister fragte, weil er es tatsächlich nicht wusste, erklärte ihm:
»Das bedeutet Central Intelligence Agency.«
»Das ist Englisch«, erklärte Gunvald Larsson boshaft.
»Dass wir Beobachtungsergebnisse mit den USA austauschen, ist wohl kein Geheimnis«, bemerkte Möller gekränkt.
»Beobachtungsergebnisse austauschen ist ein hübscher Ausdruck«, feixte Gunvald Larsson. »Das hört sich gut an.«
»Vorher hat die Sicherheitspolizei also nichts über die ULAG gewusst?«, fragte Martin Beck.
»Nein.« Möller blieb ungerührt. »Nicht mehr, als was ich in den Zeitungen gelesen habe. Es sieht ja nicht so aus, als ob es sich um eine kommunistische Gruppe handelt.«
»Oder eine arabische«, ergänzte Gunvald Larsson.
»Nein«, bestätigte Möller, total uninteressiert.
»Lasst uns doch jetzt einmal anhören, was Larsson zu sagen hat«, schlug der Rikspolis-Chef vor. »Was weißt du von der ULAG, oder wie die nun heißen, über das hinaus, was wir gehört haben?«
»Eine ganze Menge. Es ist zum Beispiel typisch, dass wir einen Sicherheitsdienst haben, bei dem man voraussetzt, dass er sich um solche Sachen wie internationale Terroristengruppen kümmert, der aber diejenigen vollständig außer Acht lässt, die nicht sozialistisch oder palästinensisch sind.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Möller.
»Vermutlich stimmt es auch nicht, dass ihr zwei faschistische Terroristen habt reinmarschieren und den jugoslawischen Gesandten umlegen lassen, ohne ihnen vorbeugend auch nur einen Strohhalm in den Weg zu legen. Und sie dann habt laufen lassen.«
»So kann man das nicht ausdrücken«, sagte Möller.
Er zeigte keine Neigung, die Geduld zu verlieren, und Gunvald Larsson begann einzusehen, dass der Mann viel zu gefühllos war, um sich reizen zu lassen. Daher ging er zum Kern der Sache über und fuhr fort:
»Ich weiß ebenso viel über die ULAG, wie Möller da auf seinem Zettel stehen hat, und noch ein bisschen mehr. Ich habe nach dem Attentat vom 5. Juni selber an den Ermittlungen teilgenommen, und ich möchte darauf hinweisen, dass es Länder gibt, deren Sicherheitspolizei sich nicht darauf beschränkt, die vervielfältigten Rundbriefe der CIA zu abonnieren.«
»Mach es nicht zu ausführlich, Gunvald«, riet Martin Beck.
Gunvald Larsson blickte ihn von der Seite an. Er mochte Martin Beck nicht besonders, bewunderte aber seine Fachkenntnisse und vor allem seinen Scharfblick. Im Übrigen war sich Gunvald Larsson bewusst, dass er zur Langatmigkeit neigte und es ihm nicht gelungen war, dies im Laufe der Jahre abzulegen.
»Wenn wir uns diese Attentate ansehen«, begann er wieder, »so lassen sich gewisse Schlüsse ziehen. Dass sie sich zum Beispiel stets gegen einen hohen Politiker richten, aber auch, dass diese Politiker wenig miteinander gemein haben. Costa Ricas Präsident war fast Sozialdemokrat, die beiden Afrikaner waren reine Nationalisten. Die Vietnamesen, die im Gegensatz zu dem, was Möller sagte, keine Nordvietnamesen waren, sondern zur PPR,
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