Die Terroristen
also der provisorischen Regierung in Südvietnam gehörten, waren Kommunisten. Der Präsident des indischen Teilstaates war liberaler Sozialist und der Japaner ultrakonservativ. Der Präsident, dessen Heimgang ich Gelegenheit hatte mitzuerleben, war Faschist und Repräsentant einer alten, fest verwurzelten Diktatur. Wie man das auch dreht und wendet, es lässt sich kein klares politisches Muster erkennen. Weder ich selbst noch jemand anders ist in der Lage, eine glaubhafte Erklärung zu liefern.«
»Vielleicht führen sie ausschließlich bestellte Arbeit aus?«, gab Martin Beck zu bedenken.
»Daran habe ich auch gedacht, aber es erscheint mir unwahrscheinlich. Irgendwie kann diese Lösung nicht stimmen. Was mir andererseits auffällt ist, dass alle Attentate so gut geplant und durchgeführt wurden. Mit den unterschiedlichsten Methoden, und alle haben perfekt funktioniert. Die Leute beherrschen ihr Handwerk und sind absolut gemeingefährlich. Das deutet darauf hin, dass sie bestens trainiert und ausgebildet sind. Außerdem scheinen sie umfangreiche Geldmittel im Hintergrund zu haben. Und ich glaube auch, dass sie ein Hauptquartier haben.«
»Wo?«, fragte Martin Beck.
»Ich weiß nicht. Ich könnte raten, aber das will ich lieber sein lassen. Aber unabhängig davon, welche Ziele sie schließlich verfolgen, kann ich mir nur schwer etwas Schrecklicheres vorstellen als eine Terroristengruppe, deren Attentate jedes Mal gelingen.«
»Erzähl uns jetzt, was da unten passiert ist«, mahnte der Rikspolis-Chef.
»Es dauerte eine Weile, bis man sich Klarheit verschafft hatte. Die Explosion war von äußerster Heftigkeit, und außer dem Präsidenten und dem Gouverneur kamen 26 Personen ums Leben. Die meisten waren Polizisten und Sicherheitsbeamte, aber Taxifahrer und Droschkenkutscher, deren Wagen in der Nähe standen, mussten auch dran glauben. Sogar eine Person, die auf einer anderen Straße ging, wurde getötet, sie wurde von dem Autowrack erschlagen. Dass die Detonation so gewaltig war, lag daran, dass die Sprengladung an einer der Hauptgasleitungen der Stadt befestigt worden war. Man kann es sich nur erklären, dass die Bombe von einem Terroristen über Funk ausgelöst wurde, der sich selbst in ziemlich weiter Entfernung von dem Platz aufhielt.«
»Und welche Fehler hat die Polizei deiner Meinung nach gemacht?«, erkundigte sich Martin Beck.
»Die Sicherheitsmaßnahmen selbst waren beinahe fehlerlos. Es waren im Großen und Ganzen die gleichen, die der amerikanische Secret Service nach dem Mord an Kennedy ausgearbeitet hat. Meiner Meinung nach hätte man aber, da man wusste, wie unpopulär dieser Gast war, den Weg der Kolonne nicht vorher bekannt geben sollen.«
»Dann hätte man dem Volk aber die Gelegenheit genommen, mit Flaggen zu winken und zu jubeln«, wandte der Polizeimeister ein.
»Und außerdem ist es eine Heidenarbeit, den Weg der Kolonne dauernd zu ändern«, sagte Möller. »Ich erinnere mich noch gut, was für ein Hin und Her das bei dem Besuch von Chruschtschow war.«
»Ich erinnere mich auch, dass er bei seiner Abreise gesagt hat, er hätte noch nirgendwo auf der Welt so viele Polizistenrücken gesehen«, bekräftigte Martin Beck.
»Das war nun allerdings seine eigene Schuld. Der Kerl hatte ja nicht eine Spur von Angst.«
»Die Weltlage war damals eine andere. Es gab nicht ganz so viel Not und Verzweiflung.«
Der Rikspolis-Chef äußerte sich nicht dazu. Er hatte damals diese Stellung noch nicht innegehabt, und so gut wie niemand hatte voraussehen können, dass er es je so weit bringen würde.
»Ein anderer Fehler«, nahm Gunvald Larsson wieder das Wort, »war, dass die vorbeugenden Maßnahmen zu spät in Kraft traten. Die Kontrollen in den Häfen und auf den Flugplätzen wurden erst zwei Tage vor dem Staatsbesuch verschärft. Aber Leute wie diese Burschen von der ULAG brauchen längere Zeit zur Vorbereitung. Die kamen Wochen vorher.«
»Das ist ja das reinste Ratespiel«, sagte Möller.
»Nicht ganz. Die Polizei da unten hat eine Menge interessanter Dinge herausbekommen. Außerdem sind die Angaben zu dem Attentat in Indien nicht ganz so dürftig, wie du gesagt hast. Ein Polizist, der schwer verletzt wurde und später starb, sagte aus, dass die Terroristen nur insoweit maskiert waren, als sie eine Art Helm getragen hätten, ungefähr solche, wie Bauarbeiter sie haben. Er gab auch an, dass von den dreien, die er gesehen hat, zwei Japaner waren und der dritte Europäer, ein großer Mann in den
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