Die Terroristen
Machenschaften aufgedeckt hatten, ins Gefängnis geworfen, während führende Mitglieder der Regierung dem Volk weiterhin direkt ins Angesicht logen. Offensichtlich belog man sich in dem inneren Kreis auch gegenseitig, und daher gab es Leute, die zumindest die Möglichkeit in Betracht zogen, dass der Sicherheitschef des Landes tatsächlich nicht wusste, was in den ihm unterstellten Abteilungen alles vor sich ging.
Dreißig Minuten verspätet traf Eric Möller im Konferenzzimmer ein. Wenn er wirklich Blindekuh gespielt hatte, dann musste es dabei heiß hergegangen sein, denn der Sicherheitschef hatte ein verschwitztes Gesicht und atmete tief und keuchend. Im Übrigen war er etwa gleichaltrig mit den anderen am Tisch Sitzenden, brachte aber sehr viel mehr Gewicht mit auf die Waage. Darüber hinaus hatte er einen Kranz fuchsroter Haare um seinen sonst haarlosen Schädel und große Ohren, die auffallend abstanden.
Auch wenn Möller passionierter Spion oder Gegenspion oder was auch immer war, so musste es ihm außergewöhnlich schwer fallen, verkleidet aufzutreten.
Keiner der anderen kannte ihn näher. Er hielt sich abseits. Das lag vielleicht an seinem Beruf, denn eins ist sicher: Es muss doch ein eigenartiges Gefühl sein, wenn man versucht, Kommunisten in einem Land nachzuschnüffeln, das mit seiner Meinungsfreiheit prahlt und in dem es vollständig rechtmäßig ist, Sozialist zu sein, in dem es außerdem seit langer Zeit eine wohletablierte kommunistische Partei gibt und darüber hinaus Leute, die sich als noch weiter links stehend bezeichnen. Außerdem behauptete die kapitalistische Regierungspartei in Stunden übersteigerter Redseligkeit von sich selbst, sozialistisch zu sein.
Der einzige der Anwesenden, der Eric Möller wirklich verabscheute, war Gunvald Larsson, und der fragte:
»Wie geht es deinen Freunden von der Ustascha? Trefft ihr euch immer noch zum Tee am Sonnabendnachmittag im Garten? Und warum hat Franco jene Flugzeugentführer noch nicht davon begnadigt, im Hotel Ritz wohnen zu müssen?«
Der Sicherheitschef war jedoch noch zu sehr außer Atem, um antworten zu können.
Der Rikspolis-Chef eröffnete jetzt die Sitzung, berichtete von dem am Donnerstag, dem 21. November, bevorstehenden Besuch des durchaus unpopulären Senators, erwähnte, dass Gunvald Larsson interessantes und brauchbares Material von seiner Studienreise mitgebracht habe, und deutete dann kurz auf die Schwierigkeit der Aufgabe und deren enorme Bedeutung im Hinblick auf das Ansehen der Polizei hin. Dann ging er zu den verschiedenen Spezialaufgaben über, die jeder der Anwesenden in dem derzeitigen Stadium zu übernehmen hatte.
Schade, dass ich den Kopf nicht in Formalin aufbewahrt mitbringen konnte, dachte Gunvald Larsson. Dann hätte ich ihnen wirklich interessantes und eindruckvolles Material vorlegen können.
Die Nachricht, dass er zum ersten Mal in seinem Leben zum Chef eines operativen Kommandos ernannt worden war, erreichte Martin Beck mitten in einem Gähnen.
Er unterdrückte es, so gut er konnte, und fiel seinem höchsten Vorgesetzten ins Wort.
»Moment mal, wenn ich bitten darf. Sprichst du von mir?«
»Das tue ich, Martin«, bestätigte der Rikspolis-Chef herzlich. »Was ist die Sache denn anderes als eine vorbeugende Ermittlung? So was ist doch dein Bier, und das macht dich so geeignet für diesen Posten. Du erhältst jede Unterstützung, kannst anfordern, wen du willst und dein Personal so einsetzen, wie du es für richtig hältst.«
Martin Beck wollte erst abwinken, aber dann dachte er, Herrgott noch mal, er kann mir ja ohne weiteres den Befehl erteilen. Dann merkte er, dass Gunvald Larsson ihn in die Seite knuffte, und wandte sich ihm zu.
»Ich glaube, die Herren Mordspezialisten besprechen die Sache besser allein unter sich«, sagte der Polizeimeister, der immer versuchte, humorvoll zu wirken, es aber nicht war.
Gunvald Larsson murmelte: »Sag, dass du die Organisation des gesamten Schutzaufgebots übernimmst, die Voruntersuchungen, den Fernschutz und alles.«
»Wie denn?«
»Mit Personal von der Riksmordkommission und dem Dezernat für Gewaltverbrechen. Nur dass ein anderer den Nahschütz übernimmt, zum Beispiel darauf achtet, dass niemand vorspringt und dem Senator die Rübe wegpustet.«
»Jetzt müsst ihr aber mit der Sprache raus«, mahnte der Rikspolis-Chef.
Gunvald Larsson warf Martin Beck einen schnellen Blick zu, beurteilte seine Standhaftigkeit als nicht sehr großartig und antwortete für
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