Die Terroristen
ihn:
»Wir meinen, dass Beck und ich sämtliche Vorbereitungen und schließlich den gesamten Fernschutz übernehmen können, und zwar mit Leuten aus der Riksmordkommission und dem Dezernat für Gewaltverbrechen. Was wir dagegen liebend gern anderen überlassen wollen, ist der Nahschutz, das heißt wenn jemand kommt und dem geehrten Gast mit einem Ziegelstein den Schädel einschlagen will oder etwas Ähnliches. Das ist eine Aufgabe, wie geschaffen für Möller und seinen Anhang.«
Der Rikspolis-Chef räusperte sich und fragte schnarrend: »Wie siehst du die Dinge, Eric?«
»Nun«, meinte Möller, »das schaffen wir schon.« Er schnaufte immer noch.
»Gerade diese Teilaufgabe ist in Wirklichkeit beinahe beschämend einfach«, sagte Gunvald Larsson. »Ich würde mich erbieten, sie mit den zwanzig dümmsten Polizisten der Stadt zu lösen. Und Möller hat ja mehrere hundert verkleidete Holzköpfe in den Büschen versteckt stehen. Ich habe gehört, dass einer davon den Regierungschef fotografiert hat, als der seine Rede zum 1. Mai hielt, und dann sagte, er schiene ein gefährlicher Kommunist zu sein.«
»Schluss jetzt, Larsson«, befand der Rikspolis-Chef. »Es reicht. Du übernimmst also den Auftrag, Beck?«
Martin Beck seufzte, nickte aber zustimmend. Er sah bereits die Probleme vor sich, die auf ihn zukommen würden. Endlose Sitzungen, geschäftige Politiker und Militärs, die sich in alles einmischen würden. Aber trotzdem. Einerseits konnte er sich einem direkten Befehl nicht widersetzen, andererseits schien Gunvald Larsson irgendeine Idee zu haben, wie die Sache gelöst werden konnte. Es war ihm ja bereits gelungen, ihnen die Sicherheitspolizei vom Leibe zu halten, und das war schon mal ein sehr guter Anfang.
»Bevor ich mich anderen Dingen zuwende«, fuhr der Rikspolis-Chef fort, »möchte ich über eine Sache Auskunft haben. Eine Frage, die unser Freund Möller beantworten können müsste.«
»Selbstverständlich«, sagte der Sicherheitschef gelassen und öffnete seinen Aktenkoffer.
»Ja, also diese Organisation USCH, oder wie die nun heißt, was wissen wir über die?«
»Nein, USCH hieß sie nicht«, wandte Malm ein und strich sich übers Haar. »Sie hieß ULAG.«
»Stimmt. Also, was wissen wir von der?«
Möller zog ein Papier aus seiner Mappe und sagte lakonisch:
»So gut wie gar nichts. Das heißt, wir wissen, dass sie mehrere Attentate begangen hat. Alle sind geglückt. Zum ersten Mal ist sie im März letzten Jahres aktiv geworden, als Costa Ricas Präsident in Tegucigalca beim Verlassen seines Flugzeugs erschossen wurde. Mit dem Attentat hatte niemand gerechnet, und dementsprechend hatte man keine allzu strengen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Wenn die ULAG nicht selbst die Verantwortung dafür auf sich genommen hätte, würde man den Mord sicher als die Tat eines Verrückten angesehen haben.«
»Erschossen?«, fragte Martin Beck.
»Ja, offenbar von einem Scharfschützen, der in einem Lieferwagen versteckt war. Der Polizei ist es nicht gelungen, den oder die Schuldigen ausfindig zu machen.«
»Und das nächste Mal?«
»In Malawi, während einer Konferenz zweier afrikanischer Staatschefs, bei der es um eine Grenzregulierung ging. Das ganze Gebäude flog plötzlich in die Luft, und mehr als 40 Personen wurden getötet. Das war im September. Die Sicherheitsmaßnahmen waren umfassend gewesen.«
Möller wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gunvald Larsson dachte mit Befriedigung daran, dass seine eigene Kondition trotz allem gar nicht so schlecht war.
»Die nächsten zwei Attentate erfolgten im Januar. Ein nordvietnamesischer Minister zusammen mit einem General und drei Mitgliedern seines Stabes wurde getötet, als ihre Autos mit Granatwerfern beschossen wurden. Sie waren unterwegs zu einer Begegnung mit einigen hoch gestellten südvietnamesischen Persönlichkeiten. Der Konvoi wurde von Soldaten begleitet. Zuerst wollten böse Zungen wissen, dass andere Kräfte hinter den Mördern gestanden hätten, aber die ULAG erklärte sich in einer Radiosendung verantwortlich. Bereits eine Woche danach schlug die Organisation in einem der nördlichen Teilstaaten Indiens wieder zu. Als der Präsident des betreffenden Staates eine Eisenbahnstation besuchte, warfen mindestens fünf Männer gleichzeitig Handgranaten, teils auf den Zug und teils in die Bahnhofshalle selbst. Danach feuerten die Terroristen mit Maschinenpistolen mehrere Salven ab. Das war der bisher blutigste Überfall. Mehrere hundert
Weitere Kostenlose Bücher