Die Terroristen
Dänemark war und im Kongeskibet Lunch aß, stand das in so gut wie keiner Zeitung. Er war als Privatmann da und wollte keine Publizität haben. Das hat er selbst gesagt. Stellt euch vor, Reagan …«
»Wenn ich an dem Tag frei hätte, würde ich selbst hingehen und gegen den Saukerl demonstrieren«, meinte Gunvald Larsson. »Der ist doch noch viel schlimmer als Reagan.«
Alle blickten Gunvald Larsson misstrauisch und ernst an. Außer Martin Beck, der eigenen Gedanken nachzuhängen schien. Alle, immer noch mit Ausnahme von Martin Beck, dachten: Ist das wirklich der richtige Mann auf dem richtigen Platz?
Dann erinnerte sich der Rikspolis-Chef an Gunvald Larssons merkwürdigen Sinn für Humor und schloss, dass dies wohl einer seiner Scherze sei. Er nahm das Wort:
»Ich finde, die Konferenz war für uns alle nützlich und aufschlussreich. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Ich danke euch allen.«
Martin Beck hatte zu Ende gedacht; er wandte sich an Eric Möller und erklärte:
»Ich habe diesen Auftrag angeboten bekommen, und ich habe ihn angenommen. Das besagt, dass du dich an meine Anweisungen zu halten hast. Also: keine Vorbeugehaft für Personen, die anderer Ansicht sind, als du es bist, es sei denn, es liegen gravierende Gründe vor und dass wir anderen, in erster Linie ich selbst, es genehmigen. Du hast eine wichtige Aufgabe erhalten, den Nahschutz, und solltest in erster Linie daran denken. Du darfst auch nicht vergessen, dass wir ein freies Demonstrationsrecht haben, und ich möchte keine Provokationen vonseiten der Polizei und unnötige Gewaltanwendung. Vergiss nicht, dass Demonstrationen vorsichtig angefasst werden sollen und dass du in dieser Sache mit dem Polizeimeister und dem Chef der Ordnungspolizei zusammenarbeiten musst. Alle Pläne müssen mir vorgelegt werden.«
»Und all die subversiven Kräfte im Land? Sollen wir die einfach außer Acht lassen?«
»Meiner Auffassung nach sind die subversiven Kräfte ein Produkt deiner Fantasie und deines Wunschdenkens. Du hast eine wichtige Aufgabe. Demonstrationen sind nicht zu vermeiden, aber sie dürfen nicht mit Gewalt unterdrückt werden. Wenn die Ordnungspolizei sinnvolle Anweisungen erhält, gibt es keine Schwierigkeiten. Ich will bei deinen Planungen beteiligt sein. Über deine 800 Spione kannst du natürlich allein verfügen, vorausgesetzt, es geschieht im Rahmen der Legalität. Hast du mich verstanden?«
»Verstanden«, knurrte Möller. »Aber dir ist sicher bekannt, dass es höhere Instanzen gibt, an die ich mich wenden kann, wenn ich es für richtig halte.«
Martin Beck antwortete nicht.
Der Polizeimeister trat vor den Wandspiegel und rückte seinen weißen Seidenschlips zurecht.
»Meine Herren«, wiederholte der Rikspolis-Chef. »Die Konferenz ist beendet. Die praktische Arbeit beginnt. Ich setze großes Vertrauen in euch alle.«
Damit war die Besprechung beendet.
Auf dem Weg hinaus wandte sich Gunvald Larsson an Malm:
»Versuch das mal mit den Zuckerstangen beim nächsten Mal. Vielleicht klappt es.«
Martin Beck blickte die beiden verständnislos an.
Etwas später am gleichen Tag erhielt Martin Beck den Besuch von Eric Möller, etwas noch nie Dagewesenes.
Martin Beck selbst hielt sich noch in Kungsholmsgatan auf, obwohl er eigentlich längst an seinem Schreibtisch in Söder sitzen oder in Rotebro oder Djursholm sein sollte. Es lag ihm viel daran, den Petrus-Mord aufzuklären, bevor der neue Auftrag zu viel von seiner Zeit in Anspruch nahm, denn noch setzte er nicht das gleiche Vertrauen in Benny Skackes Fähigkeiten, einen geplanten Mord mit allen seinen soziologischen und psychologischen Zusammenhängen zu überblicken, wie er es in ähnlichen Fällen bei Kollberg getan hatte. Lennart Kollberg war ein außerordentlich tüchtiger Kriminalbeamter gewesen, systematisch und einfallsreich, und Martin Beck hatte manchmal das Gefühl gehabt, dass Kollberg ihm in vielen Punkten überlegen gewesen war.
An Skackes Ehrgeiz und Energie war nichts auszusetzen, aber einen hervorragenden Scharfsinn hatte er noch nie bewiesen, und blendend würde er wohl niemals werden. Sicherlich war er noch steigerungsfähig, wenn man an seine relative Jugend dachte, er war gerade erst 35 geworden, und es war ihm bereits gelungen, erste Zeichen bewundernswerter Hartnäckigkeit und völliger Furchtlosigkeit zu zeigen, aber Martin Beck würde noch lange abwarten müssen, ehe er Skacke vertrauensvoll schwierige Ermittlungen zu eigenverantwortlicher
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