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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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grinste. »Natürrlich gibt es den einen oder anderren Navigatorr, der eigentlich Berenguer heißt anstatt Berengário, oder Jimeno statt Ximeno, aber was soll’s? Solange das Schiff dorrt ankommt, wo es hinsoll –«
    »Wo führt uns diese Geschichte hin?«, unterbrach Agnes.
    Fernandes zog die Augenbrauen hoch. Offenbar ließen sich die Männer, wenn sie Geschäftliches zu besprechen hatten, mehr Zeit für Geplauder. Sein Lächeln kehrte zurück.
    »Mein Bruder Simon war Navigatorr auf einem Schiff, das von Sir Walter Raleigh ausgerüstet wurrde. Daher stammen meine guten Kontakte im Überseehandel, obwohl ich hier in Prag ferrn von jedem Ozean –«
    »Raleigh ist dieser Engländer, der Virginia gegründet hat«, sagte Agnes. »So viel weiß ich auch.«
    Boaventura Fernandes hatte sich schnell an Agnes’ Gesprächsführung gewöhnt. Sein Lächeln flackerte nicht einmal.
    »Aber der Kapitän des Schiffes war nicht Raleigh, sonderrn ein Mann namens White«, sagte Fernandes. »Ein Freund von Raleigh. Sie fuhren mit über hunderrt Menschen an Bord in die Neue Welt, Männer, Frauen, Kinder, alles. Sie wollten sich auf einer Insel, die dem Festland vorrgelagert ist, Roanoke, mit den Soldaten verreinigen, die bei einem errsten Kolonisierungsverrsuch ein Jahr zuvorr dorrt zurückgeblieben waren.«
    Fernandes legte eine Pause ein und nahm einen weiteren Schluck Wein. Als er sich über die Lippen leckte, waren sie dunkel, als hätte er Blut getrunken.
    »Die Soldaten warren verrschwunden«, flüsterte er. »Alle bis auf einen. Sie fanden seine Knochen im Eingang einerdunklen Höhle, die bis in die Hölle zu führen schien, so tief war sie. Alles Suchen nach den anderren war verrgebens.«
    »Sie können fortgesegelt sein«, sagte Agnes unsicher.
    »Natürrlich«, sagte Fernandes. »natürrlich können sie forrtgesegelt sein. Weiß mein Freund Niklas eigentlich, dass wir uns hier unterrhalten?«
    Agnes war für ein paar Augenblicke aus dem Gleichgewicht. »Ja«, sagte sie dann.
    »Ah. Gut. Ich dachte nur, weil ich sonst den Haupteingang zu nutzen errlaubt bin und nicht die Türr für die Dienstboten.« Fernandes’ Lächeln hätte als Vorlage für die Statue eines freundlichen Engels dienen können.
    »Mein Fehler«, sagte Agnes’ Magd. »Entschuldigen Sie bitte meine Dummheit, Herr.«
    »Keine Urrsache, keine Urrsache.« Er wandte sich Agnes zu. »Vierrzehn schwerrbewaffnete Soldaten spurrlos verrschwunden!«, schnappte er. Agnes fuhr erschrocken zurück. »Und ein fünfzehnter tot. Die Eingeborrenen in der Nähe schwörren, dass sie nichts wissen, und erzählen vom bösen Geist, der aus dem Wald kommt und die Herrzen der Menschen vergiftet.« Er lehnte sich zurück und trank. »Aber natürrlich können sie auch einfach nur forrtgesegelt sein.«
    »Bitte erzählen Sie weiter«, sagte Agnes und ärgerte sich darüber, dass er sie überrascht hatte.
    »Das war vor etwa fünf Jahren«, erklärte Fernandes. »Die Siedler ließen sich trotzdem auf der Insel nieder und bauten Häuser. Es warr schon spät im Jahr, Juni, zu spät, um noch eine Ernte einzufahren. Die Siedler planten, mit den Eingeborrenen zu handeln, aber die Eingeborrenen warren plötzlich feindselig und furrchtsam. Ein Kind wurrde geborren; doch am nächsten Tag fanden sie einen der ihren tot im flachen Wasser der Bucht. Er warr allein hinausgegangen, um Krabben zu fangen; niemand weiß, wer oder was ihn getötet hat.«
    »Die Eingeborenen«, schlug Agnes vor.
    Fernandes nickte. »Die Eingeborenen des Landes, in dem Sie ein neues Leben aufbauen wollen? Viel Verrgnügen.«
    Agnes schwieg. Sie begann zu ahnen, dass sie den Mann unterschätzt hatte und dass sie froh sein konnte, dass er ihr offenbar wohlgesonnen war. Dass er durchschaut hatte, dass sie nicht mit Zustimmung ihres Elternhauses handelte, stand außer Frage. Sie wünschte sich Cyprian und seine herausfordernd gelassene Art zur Unterstützung und schob den Gedanken dann sofort beiseite. Die Zeit, von anderen Menschen durch die Schwierigkeiten getragen zu werden, war vorbei. Sie würde ihm erst wieder in die Augen sehen, wenn sie sagen konnte: ›Dies habe ich allein vollbracht. Dies ist mein Leben. Ich brauche niemanden, um es zu führen.‹ Um dann anzufügen: ›Aber ich würde mir wünschen, dass du es mit mir teilst.‹
    »Hm?«, sagte sie, weil sie bemerkte, dass Fernandes weitergesprochen hatte.
    »Die Siedler drängten White, nach England zu segeln und dorrt um Unterrstützung zu bitten. Mein

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