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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Angelegenheit, Gnädigste. Eher etwas Erfreuliches. Meine Bekannte möchte das Kind aus dem Findelhaus holen und zu sich nehmen, aber der Mann, der es dort hineingebracht hat, hat verfügt, dass dies nicht geschehen darf.«
    »Vielleicht weiß er, was er tut?«
    »Er ist überzeugt, alles unter Kontrolle zu haben.«
    »Warum gehen Sie nicht zu meinem Gatten? Er ist der Richter; er kann eine Verfügung treffen, die alle anderen aussticht, wenn das Findelhaus sich in seiner Jurisdiktion befindet.«
    »Das tut es.«
    »Na also.«
    »Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum Ihr Gatte, der sehr verehrte Oberstlandrichter, meine Bitte nicht abschlagen sollte oder wenigstens beim Verursacher all dieses Leids nachfragt, wieso dieser das Kind im Findelhaus zulassen wünscht.« Andrej war über sich selbst erstaunt, welche gedrechselten Worte aus seinem Mund fielen, obwohl er der Frau in ihrem teuren Gewand inmitten ihrer Kunstschätze am liebsten ins Gesicht gespuckt hätte. Er rief die Erinnerung in sich wach, wie sie mit gerafften Röcken auf Meister Scotos Lager kniete und ihn bat, ihren Hintereingang zu begatten, und an das Vokabular, das sie bemüht hatte, während der Alchimist diesem Wunsch nachgekommen war, und das bis vor die Tür auf die Gasse zu hören gewesen war.
    »Aber ich habe einen Grund, Sie bei dieser obszönen Sache zu unterstützen?«
    »Sagen wir, ich hoffte, Sie würden es um der alten Tage und gemeinsamer Bekannter willen tun.«
    Er erkannte, dass sie ahnte, worauf es hinauslief; aber sie musste es genau wissen. »Wer ist dieser gemeinsame Bekannte, dieser Ihr ehemaliger Herr?«
    Andrej kostete den Augenblick aus. »Giovanni Scoto.«
    Sie musterte ihn. »Mhm«, sagte sie zuletzt. Dann befahl sie über die Schulter, ohne sich umzublicken. »Lass uns allein.«
    Die Magd schlurfte hinaus. Andrej nutzte die Unterbrechung, sein Lächeln zu entkrampfen; die Mundwinkel taten ihm schon weh.
    »So ein hübscher kleiner Bursche«, sagte Madame Lobkowicz und musterte Andrej erneut. »So eine nette Larve und so ein eleganter, schlanker Körper; selbst die spanische Gockeltracht steht dir gut. Und steckst doch voller Fäulnis.«
    Andrej antwortete nicht.
    »Außerdem gewitzt«, fuhr sie fort. »Kein verdächtiges Wort, solange wir zu dritt waren. Kein Zeuge dieses miesen, verdammten kleinen Erpressungsversuchs einer Kröte.« Sie holte Atem. »Ich fände noch ganz andere Worte für dich, du Nichts, wenn ich nicht eine Dame wäre.«
    Keine Angst, ich kenne die Farbigkeit deines Wortschatzes, dachte Andrej. Er erwiderte ihren Blick und erkannte, wiesehr sein Schweigen sie verunsicherte. Sie wedelte sich mit der Hand Luft zu.
    »Ich brauche bloß alles abzustreiten. Wer wird dir glauben, wenn mein Wort gegen das deine steht?«
    »Jedermann weiß, dass Ihr Wort mehr gilt als meines.«
    »Das will ich meinen!«
    »Umso mehr würde jeder sich fragen, warum ich mir die Mühe machen sollte, Sie anzuschwärzen, wenn nichts dahintersteckt.«
    Sie presste die Lippen zusammen.
    »Ich darf Sie aber beruhigen, Gnädigste. Ich werde Sie nicht kompromittieren, ganz gleich, wie Sie sich entscheiden. Ich habe nur eine Bitte geäußert, das ist alles.«
    »Nicht kompromittieren, wie? Glaubst du, ich könnte meinen Mann nicht beschwichtigen, und wenn du ihn noch so voll mit deinem Gift pumpst?«
    »Natürlich könnten Sie das.«
    Sie kniff die Augen zusammen. Ratlosigkeit wich plötzlichem Erschrecken. »Der Kaiser?«, flüsterte sie.
    Andrej schwieg beharrlich.
    »Das sieht dir ähnlich«, keuchte sie. »Endlich eine andere Geschichte, was? Was willst du ihm erzählen? Dass Margarete Lobkowicz mit dem ehemaligen Alchimisten Seiner Majestät fertig ist und nun darauf brennt, Majestät selbst zwischen die Schenkel zu bekommen? Das würdest du tun, du kleines Schwein, ich seh’s dir an. Und der Kaiser? Jeder weiß, dass er die Dienstmägde in der Küche bumst und seine Verlobte sich mit seinem Bruder begnügen muss, weil er bei einer Gleichgestellten keinen hochbringt.« Sie griff sich an den engen Kragen. Ihr Gesicht war verbissen. »Was bin ich Besseres als eine Dienstmagd für ihn? Könnte ich mich ihm verweigern, ohne unseren Ruin zu riskieren? Das hast du fein eingefädelt, du kleines Aas, mir damit zu drohen, dieses … dieses monströse Ding auf mich aufmerksam zu machen, damit es mir Gewalt antut! Ich wünsche dir, dass du zusehen musst, wie deine Metze und ihr Balg verrecken, bevor man dich bei lebendigem Leib

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