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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Verbindungen zu haben und hat eine hervorragende Analyse der Situation im Herzen des Reichs abgeliefert, aber vom Codex – nichts!«
    »Glauben Sie, wir haben aufs falsche Pferd gesetzt?«, fragte Hernando de Guevara vorsichtig.
    Kardinal de Gaete blickte auf und musterte ihn. »Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass er sich auf Abwegen befände.«
    »Sie haben ihm einen Mann hinterhergeschickt, der ihn überwacht?«
    Die Kardinäle wechselten einen Blick. »Nicht wir «, sagte Kardinal de Gaete. »Unser Freund Kardinal Facchinetti hat es getan. Er weiß natürlich nicht, dass sein Spion auch an uns berichtet.«
    » Bevor er an Kardinal Facchinetti berichtet«, sagte Kardinal von Madruzzo und grinste.
    »Nur ein gütiges Schicksal hat uns davor bewahrt, dass Papst Urban den Codex vor uns gefunden hat«, sagte Kardinal de Gaete. »Ein Mann allein kann seiner Macht nicht standhalten.«
    Pater Hernando versuchte von der Seite in Kardinal de Gaetes Mienenspiel zu lesen, aber das Schildkrötengesicht war so verschlossen wie ein Stein. Offensichtlich warteten die beiden Kardinäle darauf, dass Pater Hernando von selbst darauf zu sprechen kam, wie mit der Gefahr umgegangen werden musste, dass nach seinem Vorgänger nun Papst Gregor bei seinen Nachforschungen auf den Codex aufmerksam werden könnte. Mit plötzlicher Erbitterung erkannte Hernando, dass er genau dies tun würde. Was war die Alternative? Es gab keine Alternative; was zählte, war, das Ringen um die Seelen der Menschen zu gewinnen, weil Jesus nicht am Kreuz gestorben war, nur damit die Vertreter seiner Kirche sich dem Erzfeind geschlagen gaben. Aber er würde den Teufel tun und sich die Blöße geben, einen direkten Vorschlag zu machen.
    »Ich habe gehört«, sagte er, »dass die Heidenpriester in der Neuen Welt einen Saft aus Baumharz gewonnen hatten, den sie den Unglücklichen verabreichten, die sie als Menschenopfer ausersehen hatten. Der Genuss des Saftes ließ die Opferihr Schicksal mit gleichgültigen Augen sehen; ihr Herz schlug langsamer, ihr Atem ging ruhiger, ihre Gliedmaßen bewegten sich träger. Ich habe gehört, dass es gar nicht so einfach war, die richtige Mischung herzustellen; wenn man zu viel von dem Baumharz nahm, bestand die Gefahr, dass die Opfer vergiftet wurden.«
    »Interessant, was man alles so hört«, sagte Kardinal de Gaete.
    »Würde man diesen Saft jemandem unbemerkt verabreichen können, sagen wir, jemandem, den man beseitigen will, ohne dass es jemand anderer bemerkt?«, fragte Kardinal von Madruzzo mit gespielt gleichgültiger Miene. »Sagen wir, einem bestimmten Mann in Rom?«
    De Gaete und Pater Hernando wechselten einen kurzen Blick. Pater Hernando hatte einen kurzen Moment lang den Eindruck, dass der alte Kardinal die Augen verdrehte.
    »Natürlich nicht«, sagten beide fast gleichzeitig.
    Kardinal von Madruzzo dachte nach. »Der Vorkoster«, sagte er schließlich. »Verdammt sei er.«
    »Ich habe von einem König gehört«, sagte Pater Hernando, »der ständig krank war. Einer nach dem anderen wurden seine Vorkoster dahingerafft, weil sie seine Medizin kosten mussten – was dem Kranken helfen sollte, brachte die Gesunden mit der Zeit um. Der letzte Vorkoster schließlich verfiel auf den Trick, nur noch so zu tun, als würde er kosten. Das rettete ihm das Leben, und der König war ohnehin dem Tod geweiht.«
    »Das«, begann Kardinal von Madruzzo.
    »… ist ebenfalls sehr interessant«, sagte Kardinal de Gaete. Er sah einen Moment lang zu Boden, dann klopfte er sich den Staub vom Purpur. »Pater Hernando, ich halte es für richtig, wenn Sie nach Rom gehen. Es ist wichtig, dass jemand aus unserem Kreis dort die Fortschritte des Heiligen Vaters überwacht – und seinen Gesundheitszustand.«
    »Ich danke für Ihr Vertrauen«, sagte Pater Hernando und küsste die Ringe der beiden Kardinäle. Er hatte das Gefühl, danach einen bitteren Geschmack auf den Lippen zu haben.
    7
    Agnes kniete vor dem Altar. Sie versuchte zu beten, aber was immer ihr als Gebetsfloskeln einfiel, hallte in ihrem Kopf wider wie eine fremde Sprache. Eigene Worte fand sie nicht – das Einzige, was in ihr rief, war die Frage: Warum?
    Der fremde Dominikanerpater – mittlerweile wusste sie, dass er Pater Xavier hieß, dass seine Verbindung zu Niklas Wiegant weit in die Vergangenheit zurückreichte und dass ihr Vater überzeugt war, dass er ihm seinen Wohlstand verdankte – war längst abgereist, doch statt dass sich die Situation gebessert hätte,

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