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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Cyprian. Er sagte nichts. Niklas lächelte schwach. Cyprian sah aus dem Augenwinkel, dass der Dienstbote, der ihm die Tür geöffnet hatte, und ein weiterer, der sich zu ihm gesellt hatte, sich strafften. Es würde der Angelegenheit nicht helfen, von den zweien aus dem Haus geworfen zu werden. Noch weniger würde es helfen, sie zwischen Eingangstür und Treppenaufgang zu Kleinholz zu verarbeiten, auch wenn es das war, was Cyprians Fäuste sich wünschten; eine unsinnige Wut war in ihm gewachsen, seit er den Bischofspalast verlassen hatte, und er wusste nicht einmal, ob sie daher kam, dass Bischof Khleslungerührt vorausgesetzt hatte, er würde den Weg nach Prag antreten, allem Gerede von Demission, Aussteigen und Lass-mich-gehen-vor-mir-liegt-ein-neuer-Weg zum Trotz. Cyprian atmete langsam aus und bemühte sich, zu überhören, wie der eine der Dienstboten spöttisch murmelte: »Was is’, geh ’ma heim?«.
    Niklas Wiegant blieb bei ihm, bis Cyprian auf der Straße stand. Cyprian blickte zu ihm nach oben.
    »So erringen Sie ihre Liebe nicht wieder«, sagte er leise.
    Niklas Wiegants Augen wurden schmal. Er setzte zu einer Entgegnung an, schloss aber dann den Mund. Cyprian hörte ihn seufzen. Niklas schüttelte den Kopf, dann drehte er sich um und schlüpfte zurück ins Haus. Die Dienstboten deuteten ein Grinsen an und verschränkten die Arme vor der Brust. Cyprians Blick fiel auf das jahrelang vertraute Gesicht der Kindermagd. Ihre Augen rollten nach rechts, dann kehrten sie wieder zurück und erwiderten seinen Blick. Ihre Lippen zuckten.
    Cyprian senkte den Kopf und wandte sich ab. Die Tür schloss sich. Er hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die die Augen der alten Frau gerollt waren. Über den Köpfen der Passanten in der Kärntner Straße und den ausladenden Wappen- und Hinweisschildern an den Häusern erhob sich der gedrungene Umriss des Turms über dem Kärntnertor.
    Eine der Dienstmägde aus dem Wiegant’schen Haushalt stand neben dem Aufgang zur Mauerkrone und trat von einem Fuß auf den anderen. Als sie Cyprian erblickte, wandte sie sich ab und schaute in eine andere Richtung, um nicht irgendwann lügen zu müssen, wenn man sie befragte, ob sie den plötzlich in Ungnade gefallenen jungen Herrn Khlesl gesehen habe. Die Wachen auf der Mauerkrone ignorierten Agnes – sie war mittlerweile ein vertrauter Anblick. Cyprian begann zu lächeln, als er sie sah, obwohl ihm nach nichts weniger zumute war.Es war tragisch – in all den Jahren zuvor hatte es kaum einen Tag gegeben, an dem sie nicht beisammen gewesen waren; und nun waren plötzlich wenige Augenblicke kostbar. Agnes erwiderte sein Lächeln nicht. Sie war bleich.
    »Warum tust du das?«, fragte sie. Er konnte an ihren Augen sehen, dass sie geweint hatte. Er hatte sie umarmen und festhalten wollen, doch jetzt hingen seine Hände unbeweglich an seinen Seiten herab.
    »Was habe ich denn getan?«, fragte er.
    »Warum lässt du mich im Stich? Hast du uns schon aufgegeben?«
    Cyprian musterte sie. Ihre Worten schienen in seinem Schädel hin- und herzuspringen wie das Echo in einer engen Höhle. Langsam sagte er: »Was meinst du damit?«
    »Tu doch nicht so! Dein Onkel ist der größte Geheimniskrämer der Welt, und ich werde im goldenen Käfig gehalten – wenn die Neuigkeiten trotzdem von so einer verschlossenen Auster wie Bischof Khlesl bis zu mir gedrungen sind, dann pfeifen es in den restlichen Bezirken wahrscheinlich schon die Spatzen von den Dächern!«
    Einer der Wächter warf ihnen einen schiefen Blick zu. Cyprian nahm Agnes am Arm und zog sie beiseite. Sie machte sich los. Cyprian fühlte sich völlig hilflos angesichts ihrer Wut, und zugleich erkannte er, wie sein eigener Zorn, den er von der Begegnung mit seinem Onkel und danach mit Niklas Wiegant mitgebracht hatte, sich ebenfalls wieder bemerkbar machte.
    »Wovon redest du?«, fragte er heiser. »Prag?«
    »Natürlich rede ich von Prag! Von was denn sonst?«
    »Ich weiß doch selbst erst seit einer Stunde, was mein Onkel vorhatte.«
    »Ach was! Seit einer Stunde? Zu so einer langen Stunde sagt man woanders ein paar Tage!«
    »Hör mal, Agnes, ich war eben beim Bischof, und was ichdort …« Cyprian unterbrach sich. Hatte er nicht vorhin zu Kardinal Facchinetti gesagt, er stecke schon so tief in der Geschichte, dass es keine Rolle mehr spielte, was er noch erfuhr und was nicht? Agnes hingegen steckte nicht darin; und er, Cyprian, würde den Teufel tun, sie hineinzuziehen.
    »Was du

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