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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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dort … was ? Hast du mit ihm über das Geld verhandelt, das er dir mitgibt, damit du in dieser – in dieser Stadt der Städte überleben und deinen Spaß haben kannst? In diesem ach so tollen Prag, von dem sogar mein Vater schwärmt und von dem meine Mutter glaubt, der Teufel persönlich spucke jeden Morgen seine Galle in die Gassen?«
    Cyprian schwieg. Sie starrte ihn aufgebracht an. Als er nicht antwortete, verschloss sich ihr Gesicht. »Schweig mich nur an«, murmelte sie voller Bitterkeit.
    »Wer hat dir das alles gesagt?«, fragte Cyprian.
    »Ja, woher weiß ich es, da ich es ja sicher nicht von dir weiß?«
    »Agnes …«
    »Was soll das, Cyprian? Warum fängst du auf einmal an, mir etwas zu verheimlichen? Warum lässt du dich auf eine Reise nach Prag ein, wenn sich hier alles gegen unsere Liebe verschworen hat?«
    »Agnes, woher weißt du es?«
    Sie zischte: »Meine Mutter hat es mir erzählt.«
    »Was?«
    »Dein ehemals protestantischer Freund ist klüger als du!«, sagte Agnes, und obwohl sie ihre Stimme nicht verstellte, war Cyprian allein schon vom Tonfall klar, dass sie ihre Mutter zitierte. So viel Verachtung hinter jedem Wort zu verstecken war die Spezialität von Theresia Wiegant. »Er hat eingesehen, dass er ein nutzloses Ziel verfolgt, wenn er dir weiterhin nachstellt.« Agnes schnaubte. »Das hat sie gesagt. Weißt du, wie es sich für mich angehört hat? Weißt du das? Cyprian Khlesl hat dich aufgegeben, weil ihm bewusst geworden ist, dass du einnutzloser Bastard bist, der nicht mal im Haus eines ehemaligen Ketzers willkommen ist. So hat es sich für mich angehört.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Alle Wächter auf der Mauerkrone starrten offen zu ihnen herüber. Einer fing Cyprians Blick auf und schüttelte halb mitleidig, halb missbilligend den Kopf. In Cyprian stieg blinder Zorn auf. Er musste sich zwingen, nicht die Fäuste zu ballen. Er wusste, dass er Agnes in den Arm nehmen sollte, um diese unerwartete Untiefe in ihrer Liebe zu umschiffen, aber er stand starr und mit hochgezogenen Schultern vor ihr.
    »Woher weiß es deine Mutter?«
    »Woher weiß ich es? Woher weiß sie es?«, schrie Agnes. »Das ist doch völlig egal! Woher weiß sie es? Weil sie bei deinem verfluchten Onkel war, du Holzkopf!«
    »Wann?«
    In Agnes’ tränennassen Augen funkelte der Hass. »Übrigens war ich bei Seiner Exzellenz dem Bischof, meine Liebe«, sagte sie mit dem Tonfall ihrer Mutter. »Da du uns ja seine Beziehungen zum Hof so warm ans Herz gelegt hast, habe ich dort vorgesprochen, um mit ihm zu klären, dass es nicht einer Heirat zwischen dir und seinem Neffen bedarf, um für beide Seiten gewinnträchtige Geschäfte zu machen.«
    »Verdammt«, sagte Cyprian fast gegen seinen Willen. »Der alte Drachen …«
    »Dein Onkel hat sie nicht mal warten lassen, Cyprian. Ganz süß muss er gewesen sein, verehrte Frau Wiegant hinten und verehrte Frau Wiegant vorne, und das Ganze ist von den jungen Leuten in der ersten Aufwallung übertrieben dargestellt worden, keine Sorge, verehrte Frau Wiegant, mein Neffe reist sowieso innerhalb der nächsten Tage für eine längere Zeit nach Prag.«
    »Dieser … intrigante …«, murmelte Cyprian und schluckte den Rest hinunter. »Er hat es schon die ganze Zeit über vorgehabt. Der Kardinal hat seine Pläne nur noch bestätigt.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt, Cyprian!?«
    »Weil ich gottverdammt noch mal nicht gehe!«, brüllte er.
    Die Wachen packten die Spieße fester. Ihr Anführer zögerte, dann machte er sich langsam auf den Weg zu ihnen. »Hör auf, die junge Dame so anzuschreien, Freundchen, sonst kannst du deine Kräfte mal an uns auslassen«, sagte er und schob Cyprian sein Kinn ins Gesicht.
    Mit dem Kraftaufwand, mit dem sich aus einem Sünder ein Heiliger hätte machen lassen, beherrschte sich Cyprian und murmelte nur: »Schon gut. Es ist nichts.«
    Agnes wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ihre Hände hinterließen weiße Striemen auf ihren Wangen. Dann ließ sie den Kopf hängen. Cyprian tat das Herz weh, als er sie dabei beobachtete. Er machte einen Schritt auf sie zu. Der Schritt war so schwer, als wate er durch Schlamm. Ich liebe sie doch, dachte er, warum ist es so schwierig, auf sie zuzugehen? Er streckte die Hand aus und strich leicht über ihren Oberarm. Er fühlte, wie sie sich versteifte, doch dann löste sich ihre Anspannung.
    »Was?«, wisperte sie. »Was hast du gesagt?«
    »Ich gehe nicht. Mein Onkel hat fest

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