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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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als säße sie neben einem Eremiten.
    Rosamund aß für ihr Leben gern gedünstete Pilze, erklärte er. Das war allgemein bekannt. Eine faule Dienerin, die losgeschickt worden war, um welche für ihre Herrin zu sammeln, hatte einen Korb voll von einem alten unbekannten Weib geschenkt bekommen und ihn in die Küche gebracht, ohne sich noch die Mühe zu machen, weitere zu suchen.
    »Rosamund hat sie nicht alle gegessen, sondern einige für später aufgehoben, und als ich bei ihr war, ließ ich mir den Rest bringen, um ihn mitzunehmen. Ich habe mir gedacht, du könntest vielleicht bestimmen, aus welchem Gebiet sie stammen oder so – du kennst dich doch mit Pilzen aus, nicht wahr?«
    Ja, sie kannte sich mit Pilzen aus. Während er noch sprach, begann Adelia gehorsam, sie mit ihrem Messer umzuwenden.
    Es war eine schöne Sammlung, auch wenn die Pilze inzwischen schrumpelig waren. Butterröhrlinge, im Volksmund auch »Rotzer« genannt, Hallimasch, Ziegenbart, Rötelritterlinge, Semmelstoppelpilze. Eine schmackhafte, aber vor allem vielseitige,
extrem
vielseitige Mischung. Manche dieser Exemplare wuchsen ausschließlich auf Kalkböden, andere in Nadelwäldern, wieder andere auf freiem Feld oder unter Laubbäumen.
    Wer auch immer sie gesammelt hatte, er hatte sein Netz, ob nun mit Absicht oder nicht, weit ausgeworfen und es damit unmöglich gemacht, die Pilze einem bestimmten Herkunftsort zuzuordnen.
    »Wie ich schon sagte, es war Absicht, keine Frage«, stellte der Bischof fest. »Das alte Weib hat klipp und klar gesagt, die Pilze sollten ausschließlich für Lady Rosamund sein, und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Verschwunden. Die Hexe hat ein paar Giftpilze druntergemischt, verstehst du, und gehofft, die arme Frau würde daran sterben, und nur durch die Gnade Gottes …«
    »Rowley, sie ist tot«, sagte Adelia.
    »Was?«
    »Wenn Rosamund von diesen Pilzen gegessen hat, dann ist sie tot.«
    »Nein, ich hab dir doch gesagt, es ging ihr wieder besser, als ich sie zuletzt gesehen habe. Viel besser.«
    »Ich weiß.« Auf einmal tat er Adelia furchtbar leid, und sie wünschte, sie könnte ihm ersparen, was sie ihm nun sagen musste … »Aber das ist leider der normale Verlauf.« Sie spießte den tödlichen Pilz mit dem Messer auf und hob ihn hoch. »Es ist typisch für diese Sorte, dass es denjenigen, die sie gegessen haben, eine Zeitlang vermeintlich bessergeht.«
    Unscheinbar, mit weißen Lamellen, der Hut inzwischen zu einem gewöhnlichen Braun vertrocknet, aber noch immer recht angenehm duftend. »Der Grüne Knollenblätterpilz wächst überall, ich habe ihn schon in Italien gesehen, in Sizilien, Frankreich und hier in England, wo man ihn auch Teufelshaube nennt. Ich habe seine Wirkung gesehen, habe Leichen von Menschen seziert, die ihn gegessen hatten – zu viele Leichen. Er ist immer,
immer
tödlich.«
    »Nein«, sagte er, »das kann nicht sein.«
    »Es tut mir leid, es tut mir so leid, aber wenn sie einen davon gegessen hat, und selbst wenn es nur ein Stückchen war …« Sie konnte es ihm nicht ersparen. »Zuerst Erbrechen und Durchfall, Unterleibskrämpfe, dann ein oder zwei Tage, in denen sie sich scheinbar erholt hat. Doch die ganze Zeit über hat das Gift Leber und Nieren angegriffen. Es gibt absolut keine Heilung. Rowley, sie ist tot.«

[home]
Kapitel drei
    A usgeschlossen, dass der Bischof nun noch von England in die Normandie eilen würde, um einen tobenden König zu beruhigen. Die Geliebte des Königs war tot; der König würde selbst nach England kommen und wie ein Dämon durch die Lüfte reiten, um zu verwüsten und zu brandschatzen und vielleicht sogar im Zorn seine eigene Frau zu töten, falls er sie finden konnte.
    Also ritt auch der Bischof im Morgengrauen los, ein weiterer Dämon, der in die Welt entlassen wurde, um dem König zuvorzukommen, die Königin zu finden und sie in Sicherheit zu bringen, um an Ort und Stelle zu sein, den wahren Schuldigen zu suchen, um sagen zu können: Mylord, haltet ein! Ich bringe Euch Rosamunds Mörder.
    Um Armageddon zu verhindern.
    Der Bischof nahm nur mit, wer und was seinem Vorhaben dienen konnte, was lächerlich wenig war im Vergleich zum üblichen Tross Seiner Lordschaft: zwei Waffenknechte, einen Reitknecht, einen Sekretär, einen Boten, einen Fuhrwagen, Reit- und Ersatzpferde sowie einen arabischen Arzt, einen Hund, zwei Frauen und einen Säugling – sollte Gott ihnen beistehen, falls sie nicht Schritt halten könnten.
    Sie hielten Schritt. So gerade

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