Die Teufelshaube
gekrönte Haupt gebeugt, und Eleanor von Aquitanien begann zu beten. »Allmächtiger Gott«, sagte sie, »Dank sei Dir von einer demütigen Königin. Du hast Deine Hand erhoben und diese, meine Feindin, zu einem Eisklumpen erstarren lassen. Selbst im Tod noch sandte sie ihre Kreatur gegen mich, doch Du hast der Klinge Einhalt geboten, damit ich, die unschuldig Betrogene, weiterleben kann, um Dir, meinem Herrn und Erlöser, zu dienen.«
Als Montignard ihr auf die Beine half, war sie erstaunlich gelassen. »Ich habe es gesehen«, sagte sie zu Adelia. »Ich habe gesehen, dass Gott dich zum Werkzeug meiner Rettung auserwählt hat. Bist du die Haushälterin? Man sagt, die Dirne hatte eine Haushälterin.«
»Nein. Ich heiße Adelia Aguilar. Ich vermute, das da ist die Haushälterin. Ihr Name ist Dakers.« Als sie auf die liegende Gestalt zeigte, betropfte sie sie mit ihrem Blut.
Königin Eleanor nahm es nicht zur Kenntnis. »Was machst du dann hier, Mädchen? Wie lange lebst du schon hier?«
»Nein, nein. Ich bin hier fremd. Wir sind erst vor etwa einer Stunde angekommen.« Eine Ewigkeit. »Ich war vorher noch nie hier. Ich bin vor kurzem erst die Treppe heraufgekommen, und habe … das da gefunden.«
»War diese Kreatur bei dir?« Eleanor deutete nachlässig auf die noch immer am Boden liegende Angreiferin.
»Nein. Ich habe sie nicht gesehen, erst gerade eben, sie muss sich irgendwo versteckt haben, als sie uns auf der Treppe gehört hat.«
Montignard trat näher und wedelte mit einem spitzen Dolch vor ihrem Gesicht herum. »Du erbärmliches Wesen, du sprichst mit deiner Königin. Erweise ihr Ehrerbietung, oder ich schlitz dir die Nase auf.« Er war ein gertenschlanker junger Mann mit sehr lockigem Haar und jetzt auch sehr mutig.
»Mylady«, fügte Adelia schleppend hinzu.
»Schluss damit, Monty«, zischte die Königin und wandte sich dem Mann im Kettenhemd zu. »Ist hier alles gesichert, Schwyz?«
»Gesichert?« Mit nach wie vor ausdrucksloser Miene gelang es Schwyz dennoch, den Eindruck zu vermitteln, als wäre der Turm ungefähr so robust wie eine Pusteblume. »Wir haben vier Männer in einer Barkasse gefangen genommen und drei hier unten.« Auch er sprach die Königin nicht formell an, wie Adelia bemerkte, doch Montignard drohte nicht damit, ihm die Nase aufzuschlitzen; der untersetzte Mann sah mit seinen stämmigen Beinen eher aus wie ein Fußsoldat als ein Ritter, und zweifelsohne hätte er die Haushälterin auf ein Nicken von Eleanor hin durchspießt wie einen zappelnden Fisch. Und Montignard gleich mit.
Ein Söldner, befand Adelia.
»Haben die drei Männer da unten dich mitgebracht?«, fragte die Königin.
»Ja.« Großer Gott, sie war müde. »Mylady«, schob sie nach.
»Warum?«
»Weil der Bischof von St. Albans mich gebeten hat, ihn zu begleiten.« Sollte Rowley doch ihre Fragen beantworten. So was konnte er gut.
»Rowley?« Die Stimme der Königin hatte sich verändert. »
Rowley
ist hier?« Sie wandte sich an Schwyz. »Wieso erfahre ich das nicht?«
»Vier Männer in dem Boot und drei unten«, wiederholte Schwyz gleichmütig. Er hatte einen leichten fremdartigen Akzent. »Wenn unter ihnen ein Bischof ist, dann weiß ich nichts davon.« Und es war ihm auch egal. »Bleiben wir die Nacht über hier?«
»Bis der junge König und der Abt von Eynsham eintreffen.«
Schwyz zuckte die Achseln.
Eleanor betrachtete Adelia genauer. »Wieso hat Seine Lordschaft von St. Albans eine seiner Frauen mit zum Wormhold Tower gebracht?«
»Das kann ich nicht sagen.« Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, den Ablauf der Ereignisse zu schildern und noch dazu begreiflich zu machen. Sie war so müde, so schockiert, so niedergedrückt von den Schrecknissen hier, dass sie nicht einmal die Unterstellung abstritt, »eine seiner Frauen« zu sein, obschon sie sich unwillkürlich fragte, wie viele das wohl sein mochten.
»Wir werden ihn fragen«, sagte Eleanor munter. Sie blickte zu der sich windenden Gestalt auf dem Boden hinunter. »Hebt sie hoch.«
Der Höfling Montignard drängte nach vorn und katapultierte das Messer der verhinderten Mörderin übertrieben dramatisch mit dem Fuß quer durch den Raum. Er zerrte sie unter Schwyz’ Stiefel hervor auf die Beine, schlang ihr einen Arm um die Brust und drückte ihr mit der anderen Hand seine Dolchspitze an den Hals.
Die Frau war tatsächlich der leibhaftige Tod – zumindest eine überzeugendere Verkörperung des Todes, als sie in den Mysterienspielen auf den
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