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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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irgendwer die Brücke als Galgen benutzt. Zwei schimmernde verrenkte Gestalten hingen dort mit einem Strick um den Hals. Als Adelia aufschaute, blickte sie in zwei tote Gesichter, die verwundert schräg zu ihr herabstarrten, sah zwei Paar gestreckte Füße, als wären ihre Besitzer mitten in einem anmutigen kleinen Tanzsprung gefroren.
    Niemand sonst schien davon Notiz zu nehmen oder sich dafür zu interessieren. Walt und Jacques benutzten die Ruder, um das Boot weiterzustaken, damit es die Barkasse nicht noch zusätzlich verlangsamte. Dakers saß jetzt neben ihr, die Kapuze übers Gesicht gezogen. Irgendwer hatte das Segel um sie beide gelegt, um sie warm zu halten.
    Sie schoben sich an der Brücke vorbei und kamen zu einer breiteren Flussbiegung, wo die Themse an einer der Weiden von Godstow entlangfloss – und die war erstaunlicherweise noch als Weide zu erkennen. Ein launischer Wind hatte sie von Schnee freigefegt, so dass eine weite Fläche aus überfrorenem Gras und Erde die einzige Farbe in eine weiße Welt brachte.
    Und hier blieb die Barkasse stehen, weil das Eis zu dick geworden war, um noch weiter voranzukommen. Egal,
egal
 – denn vom Kloster aus führte eine Narbe den Hang hinunter zum Ufer, wo mit Schaufeln bewaffnete Männer riefen und winkten, und in den beiden Booten riefen und winkten alle zurück, als wären die anderen diejenigen, die von der Außenwelt abgeschnitten waren und nun ein rettendes Segel erspäht hatten, das sich ihnen näherte …
    Erst jetzt merkte Adelia, dass sie die Nacht nur mit geborgter Kraft überstanden hatte, die ihrem Körper jetzt so rasch entzogen wurde, dass sie plötzlich der schläfrigen Mattigkeit nahe war, die mit dem Tod kommt. Es war verdammt knapp gewesen.
    Sie mussten aus den Booten aufs Eis steigen und darüberlaufen, um festen Boden zu erreichen. Wächters Pfoten rutschten weg, er fiel hin und schlitterte ein Stück, ehe er knurrend wieder auf die Beine kam. Ein Arm legte sich stützend um Adelias Taille, und als sie aufsah, blickte sie in Mansurs Gesicht. »Allah ist barmherzig«, sagte er.
    »Irgendjemand ganz bestimmt«, sagte sie. »Ich hatte solche Angst um dich. Mansur, wir haben Rowley verloren.«
    Er trug sie halb, während sie neben ihm über das Eis und dann über das platt gedrückte Gras der Weide stolperte.
    In der kleinen Menschenmenge weiter vorn erblickte sie Eleanors kerzengerade Gestalt, ehe sie in dem Tunnel verschwand, der zur Klostertür führte, ein steiler schmaler Pfad, mit doppelt mannshohen Schneewänden auf beiden Seiten. Er war für Rosamunds Sarg gegraben worden; stattdessen wurde jetzt eine Art Sänfte hindurchgetragen, die aus Rudern und Segeltuch bestand, unter der die gekrümmte Leiche eines Söldners lag.
    Aber trotzdem ein wunderschöner Tunnel. Denn an seinem Ende stand eine ältere Frau, deren bemühte Gelassenheit ihre Erleichterung verriet. »Ihr habt euch aber Zeit gelassen.«
    Als Adelia ihr stammelnd in die Arme fiel, sagte Gyltha: »Natürlich geht’s ihr gut. Gesund und munter wie eine Hummel. Meinst du, ich kann nich auf sie aufpassen? Menschenskind, Mädchen, du warst doch bloß einen Tag weg.«

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Kapitel acht
    F alls die Vorstellung, die rund vierzig erschöpften, durchnässten, halb erfrorenen Männer, Frauen und Hunde, die da durch ihr Tor getaumelt kamen, zu verpflegen und unterzubringen, bei ihr Missmut auslöste, so ließ sie es sich nicht anmerken, obgleich sie bestimmt noch missmutiger wurde, als sie unter den Ankömmlingen die Königin von England und den Abt von Eynsham entdeckte, beide keine Freunde von Godstow, von der Söldnertruppe ganz zu schweigen.
    Sie kam gar nicht auf den Gedanken, dass sie eine Besatzungsmacht begrüßte.
    Sie ließ ihren Gästen heiße Milch mit Rum bringen. Sie räumte ihr Haus für Königin Eleanor und deren Zofen, brachte den Abt und Montignard samt Dienern und den Dienern der Königin im Gästehaus der Männer unter und quartierte Schwyz beim Torwächter ein. Sie ließ die Hunde und Falken der Königin in die Zwinger und Käfige der Abtei bringen, verteilte die restlichen Söldner möglichst weit auseinander, indem der eine beim Schmied, der andere in der Bäckerei und die übrigen bei alleinstehenden – und alten – Laienbrüdern Quartier erhielten, deren Häuser im Innern der Klostermauern ein eigenes kleines Dorf bildeten.
    »So sind sie alle hübsch aufgeteilt, und keiner von denen in der Nähe von irgendwelchen Frauen«, sagte Gyltha anerkennend. »Ganz

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