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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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schön durchtrieben, diese Ma Edyve.«
    Gyltha war es gewesen, die der Äbtissin von den Ereignissen in Wormhold berichtet hatte. Adelia war zu müde dazu und fühlte sich außerdem nicht in der Verfassung, ihr von Rowleys Tod zu erzählen.
    »Sie glaubt nich dran«, sagte Gyltha bei ihrer Rückkehr. »Genauso wenig wie ich. So, und jetzt kümmer ich mich erst mal um euch beide.«
    Mansur mochte es nicht, wenn er umsorgt wurde, und beteuerte immerzu, dass es ihm gutgehe, doch anders als Adelia, Jacques und Walt war er, als er die Barkasse stakte, der Kälte im Freien ausgesetzt gewesen, und sie und Gyltha waren beunruhigt.
    »Sieh dir an, was du mit deinen Händen gemacht hast, du großer Tölpel«, sagte Gyltha, deren Sorge sich stets in Form von Ärger äußerte. Mansurs Hände bluteten an den Stellen, wo das Holz der Stakstange erst seine Handschuhe und dann seine Haut durchgescheuert hatte.
    Adelia hatte eher Angst um seine Finger, die da, wo sie aus den kaputten Handschuhen geragt hatten, weiß und glänzend waren. »Erfrierung.«
    »Sie bereiten mir keine Schmerzen«, sagte Mansur stoisch.
    »Werden sie aber bald«, versprach Adelia.
    Gyltha lief zu Mansurs Unterkunft, um ihm trockene Kleidung zu holen, und brachte einen Eimer warmes Wasser aus der Küche mit, in das sie die Hände ihres Geliebten tauchen wollte, doch Adelia bremste sie. »Warte, bis es etwas abgekühlt ist.«
    Sie hielt Gyltha auch davon ab, das Kohlenbecken näher an ihn heranzuziehen. Ihr Vater hatte Frostbeulen und Erfrierungen genauer untersucht, nachdem er diese Erscheinung in den Alpen beobachtet hatte, wo sie jedes Jahr einige Wochen verbrachten – einmal hatte er sogar allein wegen seiner Studien einen ganzen Winter dort überstanden –, und er war zu dem Schluss gelangt, dass das Erwärmen der befallenen Körperpartien ganz allmählich zu erfolgen hatte.
    Die kleine Allie, der das Vergnügen, sich am Kohlenbecken zu verbrennen, stets versagt blieb – es stand in einem Schutzgitter –, unternahm den Versuch, sich den Eimer über den Kopf zu stülpen. Adelia hätte das daraus resultierende Gerangel zwischen Gyltha und diesem ungewöhnlichen Kind sicherlich genossen, wenn ihr selbst die Zehen nicht schrecklich wehgetan hätten, da das Blut anfing, in steif gefrorene Muskeln zurückzuströmen.
    Sie dachte darüber nach, ob sie sich und Mansur mit einem schmerzlindernden Sud aus Weidenrinde behandeln sollte, und verwarf den Gedanken dann wieder. Sie waren beide Stoiker, und da ihre Zehen und Finger rot wurden, ohne Blasen zu werfen, konnten die Erfrierungen nicht allzu schlimm sein. Sie sollte die Arznei besser für diejenigen aufheben, die es schlimmer erwischt hatte.
    Sie kroch ins Bett, um behaglicher zu leiden. Wächter folgte ihr mit einem Satz, und sie hatte weder die Kraft noch den Willen, ihn wegzuscheuchen. Der Hund hatte auf dem Boot seine Körperwärme mit ihr geteilt; was waren da schon ein paar Flöhe, wenn sie jetzt ihre mit ihm teilte?
    »Was habt ihr mit Dakers gemacht?«, fragte sie.
    »Ach die.« Gyltha war nicht angetan gewesen von diesem Skelett auf zwei Beinen, das Adelia durch das Klostertor gezerrt hatte, ohne überhaupt zu merken,
dass
sie es zerrte, doch sie hatte erkannt, eben
weil
Adelia sich mit diesem Geschöpf abplagte, dass es möglichst am Leben erhalten werden sollte. »Ich hab sie Schwester Havis übergeben, und die hat sie an Schwester Jennet im Klosterspital übergeben. Sie wird versorgt, das hässliche Ding.«
    »Gut gemacht.« Adelia schloss die Augen.
    »Willst du denn nich wissen, wer hier alles aufgetaucht is, als ihr weg wart?«
    »Nein.«
    Als sie aufwachte, war es Nachmittag. Mansur war ins Gästehaus der Männer gegangen, um sich auszuruhen. Gyltha saß neben dem Bett und strickte – eine Fertigkeit, die sie während ihrer Zeit als Aalhändlerin bei ihren skandinavischen Kundinnen abgeguckt hatte.
    Adelias Augen ruhten auf Allies rundlicher kleiner Gestalt, die sich auf dem Allerwertesten über den Boden schob, den Hund jagte und Grimassen schnitt, um den einsamen kleinen Zahn zu zeigen, der in ihrem Unterkiefer zum Vorschein gekommen war, nachdem ihre Mutter sie das letzte Mal gesehen hatte. »Ich schwöre, ich lass dich nie wieder allein«, versprach sie ihr.
    Gyltha schnaubte. »Wie oft soll ich dir noch sagen, es war bloß ein Tag und eine Nacht.«
    Doch Adelia wusste, dass die Trennung länger gewesen war. »Fast wäre es für immer gewesen«, sagte sie und fügte schmerzerfüllt

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