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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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es Cuninghames Leute waren, die ihn mitgenommen haben. Sie trugen die gleichen Uniformen wie wir. Kaum dass wir angekommen waren und in der Küche unseres Vaters saßen, tauchten sie auf und haben alles durchkämmt. Einige Männer aus dem Dorf haben versucht, sie aufzuhalten, aber es waren mindestens zehn. Du weißt, wie unglaublich stark sie sind. Bevor wir uns mit Mistgabeln und Dreschflegeln bewaffnen konnten, sind sie in sämtliche Häuser eingedrungen, haben wahllos Menschen getötet und alles in Brand gesteckt. Während Malcolm nach draußen lief, hat unser Vater mir befohlen, mich im Keller zu verstecken. Er dachte, dass sie es auf Malcolm und mich abgesehen hätten. Ich wollte erst nicht – doch dann sagte er, wenn sie uns nicht finden, ziehen sie vielleicht wieder ab. Ich konnte das nicht glauben, weil sie schon so viel zerstört hatten. Trotzdem habe ich getan, was er sagte.« Micheal stockte einen Moment und blickte John hilfesuchend an. Der Junge wirkte wie ein Häufchen Elend. Ihm war anzusehen, dass er sich heftige Vorwürfe machte. »Er war mein Vater, ich musste ihm gehorchen. So ist es doch, oder?«
    Tränen liefen ihm über das Gesicht. John strich ihm über die verschwitzen Locken und drückte ihn an seine Brust. »Natürlich musstest du ihm gehorchen.«
    »Sind sie alle tot?« Micheals Stimme war kaum zu hören, sein Blick irrte über den Hof.
    John nickte stumm. »Ich befürchte, ja«, murmelte er. »Die Mörder haben niemanden am Leben gelassen.«
    »Wir müssen sie beerdigen, sonst werden ihre Leichen von den Raben und Wölfen gefressen.« In Micheals hellen Augen spiegelte sich das Grauen, das er empfand.
    »Wir haben keine Zeit, jemanden zu beerdigen«, erklärte Paddy. »Wir sollten unverzüglich aufbrechen. Wenn es Cuninghames Häscher waren, die sie auf dem Gewissen haben, und sich Malcolm in ihrer Gewalt befindet, werden sie ihn foltern, damit er uns und unser Lager verrät. Wenn es schlecht läuft, wird er ihnen sagen, wo David, Randolf und die Frauen zu finden sind.«
    John sah alarmiert auf. »Du hast recht. Wir sollten verschwinden. Wenn es Tag wird, werden die Bewohner der umliegenden Dörfer die Toten an diesem Ort finden und ihnen ein christliches Begräbnis bereiten.«
    Micheal setzte sich hinter John auf den Rappen. Der Junge klammerte sich an John und legte den Kopf an seine Schulter, als ob er bei ihm Schutz suchen wollte.
    »Es ist meine Schuld, John. Habe ich recht?« Micheals Stimme klang immer noch erstickt.
    »Ich hätte Malcolm davon abhalten müssen, nach Hause zu laufen. Stattdessen bin ich mit ihm gegangen.«
    »Wenn überhaupt jemand irgendeine Schuld trägt«, bemerkte John leise, »bin ich es. Ohne mein Handeln wäre keiner von euch je in diese Lage geraten.«
    »Aber was ist, wenn sie nur wegen uns hierhergekommen sind?«, fragte Micheal verzweifelt. »Unsere Familie könnte noch leben, wenn wir …«
    »Das glaube ich nicht«, fiel John ihm ins Wort. »Es wirkte auf mich, als hätten sie solche Überfälle schon öfter begangen.« Er beließ es dabei und trieb sein Pferd an. Er wollte den Jungen von grausamen Einzelheiten verschonen, die ihm bei der Untersuchung der Leichen aufgefallen waren.
    »Unser Großvater erzählte uns früher oft schaurige Geschichten«, fuhr Micheal leise fort. »Nicht immer sollen es Soldaten sein, die Dörfer außerhalb von Festungsmauern überfallen und sie anschließend niederbrennen. Manchmal sind es die Schergen des Teufels, die bei Nebel erscheinen und nicht nur Menschen schänden, sondern auch ihre Seelen mit sich nehmen. Später wird dann gesagt, es seien Soldaten des Königs gewesen. Aber dann kann es niemand mehr beweisen. Weil die, die es gesehen haben, tot sind, und diejenigen, die sie finden, nicht wissen, was genau geschehen ist.«
    »Davon habe ich nie zuvor gehört«, gestand John.
    »Vielleicht kommt das daher, dass du aus den Highlands stammst«, erwiderte Micheal mit treuherzigem Blick. »Mein Großvater sagte auch, dort gehe es so barbarisch zu, da getraue sich noch nicht einmal der Teufel hin.«
    John musste lächeln, obwohl ihm der Kummer des Jungen und die Sorge um Malcolm das Herz zusammenzogen. Er tätschelte Micheals Hand und gab dem Rappen die Sporen, um Paddy und Ruaraidh, die schon vorausgeritten waren, zu folgen.

13

Auf der Flucht 1647 – »Blutsbande«
     
    Madlen hatte sich gut überlegt, was sie tat. Der Entschluss, bei einbrechender Dunkelheit das Lager zu verlassen, kam nicht von ungefähr. Rosie

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