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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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und alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war.«
    Mit gezückten Degen ritten die Männer im Halbdunkel auf eine abgebrannte Scheune zu. Das Haus dahinter gehörte Malcolms und Micheals Eltern. Die Mutter war kurz nach deren Geburt gestorben, aber der Vater hatte noch zweimal jüngere Frauen geheiratet und mit ihnen insgesamt vierzehn weitere Kinder gezeugt. Für Micheal und Malcolm war kein Platz mehr gewesen, nachdem der älteste Bruder zusammen mit dem Vater die Farm übernommen hatte.
    John spürte, wie sich seine Eingeweide verkrampften, als er auch hier den intensiven Blutgeruch wahrnehmen konnte.
    Im Haus lagen neun Tote, weitere sieben im Hof. Zwei Tote fand John in einer kleinen Kapelle, die der Hausherr in Ermangelung einer richtigen Dorfkirche hatte erbauen lassen. Alle Toten wiesen ausnahmslos das gleiche Mal auf. Ein blutunterlaufenes Loch im Rücken, das von keinem gewöhnlichen Dolch stammen konnte.
    Als John zu Paddy und Ruaraidh zurückkehrte, setzte er eine entschlossene Miene auf. »Ich glaube, dass es Cuninghames Leute waren«, erklärte er, »die hier ihr Unwesen getrieben haben.«
    Mit einem Nicken forderte er Paddy auf, von seinem Pferd abzusteigen, damit er die Toten besser untersuchen konnte.
    An einer Frau, deren Kleider zerrissen waren und die mit seltsam abgewinkelten Beinen auf dem hölzernen Küchenboden lag, demonstrierte John, worauf er hinauswollte. Vorsichtig strich er einen Teil ihres zerrissenen Mieders zur Seite und zeigte Paddy den Einstich.
    »Heiliger Christ!« Der Ire bekreuzigte sich. »Ruaraidh! Komm her und sieh dir das an!«
    Widerwillig stieg Ruaraidh von seinem Pferd. »Was willst du von mir?« Nervös schaute er sich um. »Die Dunkelheit bricht herein, und wir stehen hier an diesem teuflischen Ort und betrachten all die Toten.« Ihm war anzusehen, dass es ihn schauderte. »Wir sollten unsere Suche nach den Jungs fortsetzen. Wenn es stimmt, was du sagst, John, sind sie in weit größerer Gefahr als gedacht.«
    John erhob sich sogleich und nickte. »Du hast vollkommen recht. Lass uns weitersuchen.«
    Sie getrauten sich nicht, nach Malcom und Micheal zu rufen, weil niemand wissen konnte, ob die Höllensöhne, die dieses Massaker angerichtet hatten, noch in der Nähe waren.
    John war der Erste, der ein scharrendes Geräusch wahrnahm. Er machte ein Zeichen und hob den Kopf, wie ein Hund, der Witterung aufnimmt.
    Paddy und Ruaraidh hatten es auch gehört. Aber wo kam das Geräusch her? Kein lebendes Wesen war zu sehen, und die meisten Gebäude hatte man in Schutt und Asche gelegt. Das Kratzen schien aus einer verfallenden Scheune zu dringen, deren eingestürzte Balken noch qualmten.
    Die Männer eilten über den verwüsteten Hof und blieben an einem Schutthaufen stehen, wo sie mit bloßen Händen die grobbehauenen Sandsteine beiseiteschafften.
    Darunter kam eine verwitterte Holzklappe zum Vorschein, die zu einem Erdloch führte. Paddy und Ruaraidh hielten ihre Degen kampfbereit, während John die Klappe schwungvoll öffnete.
    »Wer da?«, rief John mit dunkler Stimme.
    Momente vergingen in nervöser Anspannung.
    »Komm hervor, oder wir räuchern dich aus!« Paddy machte einen Schritt nach vorn, um in das finstere Loch zu schauen.
    Dann war ein Rascheln zu hören. Die Blicke der Männer hefteten sich gebannt an den Ausgang. »Ich bin unbewaffnet«, rief eine klägliche Jungmännerstimme, und dann tauchte ein dunkler Lockenschopf auf.
    John atmete tief durch, als er erkannte, dass es tatsächlich Micheal war, der auf allen vieren die enge Steintreppe emporkroch. Auf den ersten Blick erschien er unverletzt zu sein, doch seine Miene zeigte die reinste Verwirrung. John sprang ihm bei und stützte seinen Ellbogen, damit er sich aufrecht hinstellen konnte.
    »Wo ist Malcolm?«, fragte er mühsam beherrscht und spähte den Abgang hinunter.
    »Sie haben ihn mitgenommen.« Die Stimme des Jungen bebte vor Aufregung.
    »Mitgenommen?« Paddy sah ihn bestürzt an. »Wer hat ihn mitgenommen?«
    Micheal war ein großer sehniger Bursche, der wie sein Bruder auf den ersten Blick recht unerschrocken wirkte, aber in Wirklichkeit hatten beide einen weichen, manchmal noch kindlichen Kern. Beim Anblick des zerstörten Dorfes und all der Toten brach er unvermittelt in Tränen aus.
    »Micheal.« Johns Stimme war heiser, als er ihm einen Arm um die Schulter legte. »Wir benötigen deine Hilfe, sonst können wir nichts für Malcolm tun. Also sag uns, wo er sein könnte!«
    »Ich glaube, dass

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