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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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und manchmal weinte sie auch, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. John beschlich ein furchtbarer Verdacht. Vielleicht liebte sie ihn doch nicht so sehr, wie er geglaubt hatte. Dagegen sprach allerdings, dass sie es zu genießen schien, wenn er sie in seine starken Arme nahm. Doch auch im Bett zeigte sie nicht mehr das gleiche Temperament wie noch vor seinem Abmarsch. Vielleicht lag es gar nicht an ihm, sinnierte John, sondern an dem Barden, der bei den allabendlichen Zusammenkünften in der großen Halle den Kampf in Moidart besang. Seit ihrer Rückkehr wurde der Mann nicht müde, vom Mut der Krieger zu berichten, vor allem von Ewen, der einem Söldner angeblich mit den Zähnen die Kehle durchbissen hatte, und von John, der mit seinem Claymore mehrere feindliche Gegner ins Jenseits geschickt hatte, indem er sie aus dem Stand enthauptet hatte. Welche Frau liebte schon die Aufzählung solcher Grausamkeiten? Womöglich verabscheute Madlen sein Verhalten im Kampf, weil sie ahnte, dass er sich in Wahrheit wie ein Monster verhielt.
    Auch Ewens Verlobte schien nicht gerade glücklich darüber zu sein, einen Mann küssen zu dürfen, der sein Gebiss wie ein Wolf in die Kehle eines Feindes geschlagen hatte.
    Aus irgendeinem Grund wagte es John nicht, Madlen auf ihren Kummer hin anzusprechen. Er konnte spüren, dass es etwas mit ihm zu tun hatte, und die Angst, dass sie ihn als Ehemann abweisen könnte, saß zu tief. Dabei verzehrte er sich beinahe vor Sehnsucht nach ihr. Das verdammte Elixier hatte nicht nur eine stärkende körperliche Wirkung, die seine Wunden auf der Stelle heilen ließ. Sein Drang, bei Madlen zu liegen, hatte ebenfalls zugenommen. Vor dieser grausamen Prozedur war er ein ganz normaler Kerl gewesen, dem es vollkommen ausgereicht hatte, einmal pro Woche zu einer Hure zu gehen. Jetzt konnte er an nichts anderes mehr denken, als Madlen zu nehmen, wenn er sie nur sah – und erst recht, wenn sie vollkommen nackt neben ihm lag.
    Zu seiner körperlichen kam eine bisher nicht gekannte seelische Empfindsamkeit. Er spürte jede Gefühlsregung der Menschen in seiner Umgebung. Manchmal sah er ihre Gemütszustände vor seinem geistigen Auge sogar in flammenden Farben: die hellrote Kampflust seiner Kameraden, den graugrünen Unmut von Paddy, wenn er ihn wieder einmal wegen seiner Einfältigkeit neckte, oder die tiefblaue Todesangst seiner Gegner, die sich zu eisblauer Hysterie steigerte, wenn sie begriffen, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Schließlich wurde aus diesem Blau ein helles Weiß, wenn sie starben.
    »Es ist die Schwangerschaft«, erklärte ihm Bran, als er John einen Tag vor dem Weihnachtsfest dabei ertappte, wie er mit besorgter Miene zu Madlen hinübersah, die den übrigen Frauen dabei half, in der großen Halle die Tische für das Hochzeitsmahl am nächsten Tag zu decken. Bran war John in den letzten Wochen von allen Kriegern am meisten ans Herz gewachsen.
    »Ich weiß, wovon ich spreche«, fügte Bran mit einem schmerzlichen Lächeln hinzu und reichte John einen Krug mit Whisky. »Weiber sind launisch, wenn sie ein Kind erwarten – noch launischer, wie sie es vor ihren unreinen Tagen sind.«
    John blickte auf und nahm einen großen Schluck Whisky, bevor er ein fatalistisches Lächeln aufsetzte. »Ich habe keine Ahnung von Madlens unreinen Tagen«, erklärte er beinahe mit Bedauern. »Wir haben gleich bei unserem ersten Treffen beieinandergelegen, und sie war sofort guter Hoffnung.«
    Bran hob eine seiner buschigen Brauen und grinste.
    »Es war meine Schuld«, fügte John erklärend hinzu. »Sie war noch Jungfrau, und ich konnte mich nicht zurückhalten, weil sie mir auf den ersten Blick den Verstand geraubt hat.«
    Bran lächelte milde. »Dann seid ihr also wahrhaft füreinander bestimmt. Das behauptete jedenfalls meine Schwiegermutter, wenn eine Frau gleich beim ersten Mal guter Hoffnung ist. Ich habe ihrer Tochter sechs Kinder gezeugt. Kaum war sie wieder fruchtbar, hat sie das nächste empfangen.«
    John erwiderte nichts, er beobachtete die Frauen, wie sie Ewens und seinen Platz mit getrockneten Rosen schmückten, weil frische Blumen an Weihnachten nicht zu bekommen waren. In seinen Augen jedoch waren getrocknete Blumen eher ein Zeichen von Vergänglichkeit und nicht von Freude und Zuversicht.
    Bran schien seine Bedenken zu spüren. »Ich weiß, was in dir vorgeht. Die Frauen tragen das ganze Risiko. Ich kann es mir nicht verzeihen, dass meine Kitty bei der Geburt unseres siebten Kindes

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