Die Teufelshure
seines Vaters, die sich unter dem Tisch zu Fäusten ballten, konnte John dessen Anspannung erkennen. Duncans prüfender Blick wanderte zu Madlen hin. Wohlwollend glitt er über ihr Gesicht und ihre üppigen Rundungen.
»Mit dem Mädchen hast du eine gute Wahl getroffen«, bemerkte er anerkennend, wobei er Madlen nicht ansah, sondern John und dabei einen Blick aufsetzte, als wolle er ihm zum Kauf einer Zuchtstute gratulieren. »Ich kann ihren Vater zwar nicht leiden, aber ihre Mutter ist ein wahres Goldstück gewesen. Von ausgesprochener Schönheit und weitaus klüger als ihr betrügerischer Gemahl. Ich hätte sie gerne als die meine gesehen, wenn Iain ihr nicht vorzeitig die Jungfernschaft geraubt hätte. Somit kommt also zusammen, was schon lange zusammengehörte.«
Duncan schien ehrlich begeistert zu sein, Madlen hingegen war ein wenig schockiert über die Äußerungen zu ihrem Vater und das späte Bekenntnis zu ihrer Mutter.
»Dass du diesen Nichtsnutz zum Manne nimmst«, erklärte Duncan an Madlen gewandt und deutete mit einem Nicken auf John, »ist dir hoch anzurechnen. Weiß dein alter Herr davon?«
Madlen, die offenbar nicht wusste, was sie antworten sollte, schüttelte den Kopf.
»Das nenne ich wahre Gerechtigkeit«, murmelte Duncan und lächelte dabei. »Dein Vater hat mich oft genug übers Ohr gehauen, da ist es nur richtig, dass er keinen Brautpreis erhält.«
»Den Brautpreis hat Ewen bezahlt«, warf John mit tonloser Stimme ein, ohne darauf einzugehen, dass der Brautpreis Onkel Cuthberts Leben gewesen war, was seinen Vater sicherlich amüsiert hätte.
»Ich trage Johns Kind unter dem Herzen«, erklärte Madlen mit überraschend harter Stimme, »und ich werde das Glück dieses Kindes nicht von der Zustimmung seiner Großväter abhängig machen.«
John musste grinsen, als er die verblüffte Miene seines Vaters bemerkte. Er war selbst erstaunt, wie mutig Madlen sich dem Alten entgegenstellte. John legte seine rechte Hand auf ihre Hand, und Duncan konnte sehen, wie der Ehering in einem Sonnenstrahl aufblitzte. Er trug ihn rechts, wie jeder gute Katholik.
Duncan blickte zu Madlen hin. Plötzlich wurden dem Alten die Augen feucht. »Ich merke schon, ihr habt euch verdient«, brummte er und nickte John missmutig zu. »Deine Mutter wäre stolz auf dich. Sie war genauso widerspenstig wie Madlen, als wir geheiratet haben. Vielleicht schafft deine Frau es ja, einen anständigen Kerl aus dir zu machen.«
»Das ist immer eine Frage der Sichtweise«, antwortete John diplomatisch. Er musste nun lauter sprechen, weil die Musik zu spielen begonnen hatte und Ewen und Mary zu Bagpipes und Geigen die Hochzeitspolka eröffneten. »Ich bin nach Hause zurückgekehrt, und ich diene treu unserem Laird, was man von dir und Tomas nicht gerade behaupten kann. Also, was willst du mehr?«
Duncan erwiderte nichts und trank einen großen Schluck Whisky. Dann sah er Madlen an. »Ich freue mich, dass ihr euch mit Ewen und seinen Leuten so gut versteht.« Er räusperte sich, während er dem Paar auf der Tanzfläche zusah. »Ich hoffe nur, dass ihr beiden auf dem richtigen Pfad seid und nicht eines Tages mit euren Familien vom Teufel zermalmt werdet.«
Dann gab Duncan seinem Sohn Tomas, der die ganze Zeit über gar nichts gesagt hatte, ein Zeichen, dass er aufzubrechen gedachte.
Madlen saß wie versteinert am Tisch und rührte sich nicht. John hätte gerne gewusst, was ihre plötzliche Blässe ausgelöst hatte. War es das unverschämte Verhalten ihres Schwiegervaters gewesen oder die schroffe Art, mit der er sich verabschiedet hatte, ohne ihnen Glück zu wünschen?
19
West Highlands 1647 – »Claymore«
Einen Moment lang hatte John auf eine Versöhnung mit seiner Familie gehofft. Am liebsten wäre er seinem Vater hinterhergelaufen und hätte ihn zur Rede gestellt, aber bei dem alten Starrkopf war es zwecklos, auf Vernunft zu hoffen.
Der restliche Tag verlief für ihn und Madlen in gedämpfter Freude – nicht nur wegen des unfreundlichen Familienbesuchs. Madlen sah alles andere als fröhlich aus. Sie war noch bleicher als die Tage zuvor und entschuldigte sich bei allen, die mit ihr tanzen wollten, und erklärte, sie sei unpässlich.
Während Ewen und Mary sich buchstäblich die Füße wund tanzten, wich John nur selten von Madlens Seite. Was ihn allerdings nicht davon abhielt, sich hemmungslos zu betrinken. Immer wieder gesellten sich seine Männer zu ihm und prosteten ihm und seiner Braut zu. Die Mägde servierten
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