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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gestorben ist. Sie war etwas ganz Besonderes. So eine Frau findet man nicht alle Tage.«
    »Madlen ist für mich auch etwas Besonderes«, erwiderte John mit belegter Stimme. »Und nichts wäre schlimmer, als wenn sie sterben würde.«
    »Ich weiß, John.« Bran klopfte ihm auf die Schulter. »Deshalb habe Geduld mit ihr, und pass gut auf sie auf. Mit Gottes Hilfe werdet ihr noch eure Enkel erleben.«
    John durchfuhr es wie ein Blitz. Die Vorstellung, dass Madlen eines Tages sterben musste und ihn auf ewig allein zurückließ, empfand er als grausam. Er würde auf Cuninghame und dessen Wissen angewiesen sein, wenn er ihr auch das ewige Leben schenken wollte – vorausgesetzt, dass sie es überhaupt wünschte. Also würde er in die Höhle des Löwen zurückkehren müssen, und außerdem dürfte er den Lord nicht töten, bevor er ihm das Geheimnis zur Herstellung und Verabreichung des Elixiers entrissen hatte.
    Bevor John weiter darüber nachdenken konnte, erschienen die Bräute. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Madlen für einen Moment den Raum verlassen hatte, um sich umzuziehen. Die Schneiderin der Burg hatte sie und Ewens Braut Mary zur vorabendlichen Jungfernfeier mit blassblauen Seidenkleidern ausstaffiert, tief ausgeschnitten und mit reichlich Spitze verziert. Madlen und Mary sahen beinahe aus wie Geschwister, nur dass Mary kohlschwarze Augen hatte.
    John und Ewen trugen festliche Plaids aus feinem Stoff in den grünroten Farben der Camerons. Die Musik spielte auf, und Madlen schien auf dem Dielenboden des Saals für einige Zeit ihre Sorgen zu vergessen. John tanzte die halbe Nacht mit ihr, obwohl er etlichen anderen Frauen einen Tanz versprochen hatte. Rosie, die eine von Marys Brautjungfern war, gehörte nicht dazu. Seit der Sache in der Vorratskammer hatte sie weder mit John noch mit Madlen gesprochen. Ihr Streit war einer der Gründe dafür, warum Paddy die Hochzeit mit ihr auf das Frühjahr verschoben hatte.
     
    Am späten Vormittag des nächsten Tages fanden die Trauungszeremonien statt. Madlen und Mary sahen wundervoll aus. Ihre Kleider waren ein Traum aus cremefarbener Seide, die Ewen trotz der schlechten Zeiten auf Umwegen über Antwerpen besorgt hatte. Die braunen Locken der Bräute waren jeweils mit seidenen Blüten zu einer kunstvollen Turmfrisur hochgesteckt worden. Ihre zarten Gesichter hatte man nach der neuesten Mode mit pastelligen Farben geschminkt.
    Ewen und John waren noch mehr herausgeputzt als am Abend zuvor. Im Gegensatz zu den Gästen, die ihre Waffen beim Eintritt in die Burg hatten abgeben müssen, trugen sie eine Radschlosspistole samt Pulver- und Pistolengürtel, dazu mehrere Dolche, eine Gürteltasche aus Dachspelz und einen fein gearbeiteten schottischen Säbel, der viel leichter als ein Claymore war und um dessen Griff man einen reich verzierten silbernen Korb geschmiedet hatte.
    Die Männer wurden von vier Brautführern begleitet. John hatte Paddy und Bran gewählt. Ewen wurde von seinem Schwager und einem älteren Cousin begleitet. Auf dem Weg zur kleinen Kapelle, die sich fünfzig Yards außerhalb der Burg am Ufer des Loch erhob, hatten sich nahezu einhundert Krieger zu einem Spalier versammelt, darunter Randolf, David, Ruaraidh und die MacGregor-Zwillinge. Zwanzig Männer von Ewens eigener Garde schossen mit ihren Musketen Salut, als die beiden Paare zum Kirchenportal schritten, und die versammelte Mannschaft rief aus heiseren Kehlen das Motto des Clans: »Aonaibh ri chèile – Vereinigt Euch!«
    Madlen zitterte trotz aller Pracht wie eine Bettlerin im Regen, als John und sie, gefolgt von Ewen und dessen Braut, vor den irischen Pfarrer traten.
    Ewen und Mary hatten mit dem Minister der Episkopalkirche bereits eine ähnliche Zeremonie gefeiert. Nun kam der Clanchief dem Wunsch seiner Frau nach, den Segen eines katholischen Priesters zu erlangen. Beinahe wehmütig schaute Mary zu, wie der schwarzgewandete Jesuitenpater die Hände von John und Madlen vereinte. Als Bran den Brautring an John überreichte, zuckte Madlen zurück. Auch Bran gegenüber benahm sie sich seit seiner Rückkehr merkwürdig. Dabei war er stets freundlich zu ihr gewesen. Nur Wilbur, der kleine Mohr, der nun in einem neuen Plaid neben ihr stand, konnte ihr ein Lächeln entlocken. Zärtlich strich Madlen ihm über das Haar, als er sie mit seinen großen Brombeeraugen ansah. Erst danach hauchte sie ihren gälischen Trauspruch, der sie auf ewig an ihren Ehemann in Gehorsam und Liebe binden würde. Die Stimme des

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