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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ignorierte sie, als er sich in einer fließenden Bewegung auf seinen Rappen schwang.
    »Bran, du kennst nur die halbe Geschichte«, bekannte er leise. »Mercurius ist der Teufel, der sich an Madlen vergangen hat. Wir dachten, dass wir ihn mit dem Tod des Paters beseitigt hätten, doch das war nur eine Illusion. Er will mich und meine Männer. Und ich habe eine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte. Wenn wir ihm folgen, wird er dafür sorgen, dass wir ihn finden.«
    Vom Ende der Straße näherte sich ein Regiment von Stadtsoldaten. Eile war geboten, wenn sie die Stadt noch rechtzeitig und ohne Schwierigkeiten verlassen wollten.
    John ließ die beiden MacGregors im Lager zurück. Nur Paddy, Ruaraidh, David und Randolf folgten ihm. Bran ließ sich nicht abschütteln, obwohl John ihn mehrmals gewarnt hatte, dass diese Mission außerordentlich gefährlich werden würde.
    Es fiel ihnen nicht schwer, Madlens Spur zu folgen. John und die anderen konnten sie buchstäblich riechen, auch wenn ihr Duft nach Maiglöckchen und Rosen von Schweiß und Tränen überdeckt wurde.
    Die schwarze Kutsche des Lords hatte in Tynedale offenbar eine längere Rast für die Nacht eingelegt. John war ihr mit seinem Trupp so nahe gekommen, dass es durchaus möglich schien, Madlen mit Gewalt zu befreien. Doch so einfach würde es Mercurius ihnen nicht machen. Ein Trupp von zehn schwarzgewandeten Reitern begleitete das noble Gefährt, das von sechs Rappen gezogen wurde.
    »Es sind zu viele Söldner«, flüsterte Paddy, der aus einer Entfernung von zweihundert Yards hinter sicherem Buschwerk Cuninghames Schergen reden hören konnte.
    »Dann müssen wir eben eine List anwenden«, erwiderte John, der ebenso gut wie die anderen wusste, dass ein offener Angriff ein unkalkulierbares Risiko für Madlen und das Kind bedeuten würde.
    Madlen wurde von fünf Söldnern eskortiert, als man sie in einem schwarzen Kapuzenmantel aus der sicheren Kutsche heraus in die Gaststube führte. Johns Herz verkrampfte sich für einen Moment, als er sah, wie sie sich schützend den Bauch hielt. Er trug die Schuld, dass sie in diese verzweifelte Lage geraten war.
    Bei Anbruch der Dämmerung bat er Bran, bei den Pferden zu bleiben.
    »Denk dran, du musst ganz leise sein«, flüsterte John. »Sie können dich hören, auch wenn du glaubst, sie seien zu weit weg.«
    Bran nickte verständig. Bereits seit geraumer Zeit wusste er um Johns besondere Fähigkeiten, und doch fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, dass es noch andere Soldaten gab, die über ähnliche Möglichkeiten verfügten. Trotzdem verkniff er es sich, weitere Fragen zu stellen, als John mit seinen Männern bis an die Zähne bewaffnet in der hellen Nacht verschwand.
    Vorsichtig näherten sich John und seine Männer den ersten Wachen, die Mercurius rund um die Gastwirtschaft hatte aufstellen lassen. John hatte dieses lautlose Heranschleichen mit seiner Truppe seit Monaten geübt, weil er gewusst hatte, dass sie sich auf einen völlig neuen Feind einstellen mussten. Wie recht er hatte, wurde ihm klar, als der Blick eines Söldners auf eine streunende Katze fiel. Aus reiner Boshaftigkeit warf der Mann ein Messer, mit dem er das Tier in die rechte Flanke traf. Die Katze schrie vor Schmerzen und rannte mit dem Dolch im Leib davon.
    John nutzte die Gelegenheit und stürmte, ohne ein Geräusch zu verursachen, auf den Söldner zu. Er drückte dem überraschten Soldaten eine Hand auf den Mund und stieß ihm das Messer ins Herz. Paddy und Ruaraidh nahmen sich die anderen Söldner vor und machten sie gleichfalls unschädlich. Ohne Schwierigkeiten kletterte John an uralten dicken Efeuranken an der Fassade des Wirtshauses empor und starrte durch die Ritzen der zugeklappten Fensterläden in die dunklen Räume hinein, bis er Madlen endlich fand. Man hatte sie in einer winzigen Kammer untergebracht. Fieberhaft überlegte John, wie er Madlen unbemerkt durch das Fenster nach unten bringen konnte.
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, flüsterte er vor sich hin, während David unter ihm die Wache übernommen hatte. Als er versuchte, die Läden zu öffnen, erschien ihm das Knarren des Holzes beinahe so laut wie ein Donnerschlag. Madlen schien seine Nähe zu spüren, anders war es nicht zu erklären, dass sie gar keine Angst zeigte, als sie aufsah und sein Gesicht am Fenster erblickte.
    »John!« Mit flüsternder Stimme lief sie ihm entgegen. »Du hättest mir nicht folgen dürfen! Es ist zu gefährlich …«
    Er verschloss ihre Lippen

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