Die Teufelshure
hatte.
Inzwischen hatte John seine zweite Pistole nachgeladen und richtete sie erneut auf den am Boden liegenden Mann.
»Wenn du mir nicht sagst, wo sie ist, wird nicht nur dein Bein daran glauben müssen«, stieß er schwer atmend hervor.
»Wer seid Ihr?«, krächzte Hornsby, während das Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll. »Ihr Geliebter oder einer ihrer vielen Verehrer, denen sie das Geld aus der Tasche gezogen hat.« Er schien zu ahnen, dass dieser Überfall mit Madlen zu tun haben musste. »Ich sage Euch, Ihr macht Euch nur unglücklich! Sie ist eine Hexe und hat es verdient, mit ihrem Satansbalg gehenkt und verbrannt zu werden!«
John zögerte nicht und schoss ein zweites Mal. Hornsby heulte auf, als die Kugel sein zweites Knie traf. Wie auch immer die Geschichte ausgehen würde – er würde fortan ein Krüppel sein. »Ich frage dich jetzt ein letztes Mal«, zischte John ihm zu. »Wo … ist … sie?«
»Sie wurde abgeholt«, keuchte Hornsby mit schmerzerfüllter Miene.
»Ein Fremder war hier. Ich dachte zuerst, er sei ihr Ehemann. Wer würde sonst tausend englische Pfund in Gold als Kaution hinterlegen, damit sie bis zur Verhandlung auf freiem Fuß bleiben darf?« Hornsby begann vor Schmerzen zu wimmern.
John starrte ihn fassungslos an, dann glitt sein Blick zu Paddy und Bran. »Ehemann? Wer sollte das sein?«
»Er ist ein Mönch und ein Hexenjäger wie ich«, stöhnte Hornsby beinahe triumphierend, »und er sagte, er sei schon seit längerem auf ihrer Spur.«
»Du lügst!« John übergab die Pistolen an Paddy und zog seinen Degen. Dann hielt er dem Witch Finder die geschärfte Klinge an den Hals.
In Hornsbys Gesicht siegte die Angst über den Schmerz. »Der Mann hat einen Brief hinterlassen«, bemerkte er schwach. »Darin hat er sich verpflichtet, die Frau pünktlich zur Gerichtsverhandlung zurückzubringen. Dort hinten liegt das Schreiben. Darauf könnt Ihr seinen Namen lesen.«
Der Hexenjäger schien zu hoffen, dass John ihn in Ruhe lassen würde, wenn er den Beweis in Händen hielt, dass er nicht gelogen hatte. Mit zitternden, blutüberströmten Fingern deutete er auf einen Sekretär, der an der Wand gegenüberstand.
Bran nahm sich das gesiegelte Schreiben, das offen auf der Ablage von einer Bibel beschwert wurde, und gab es an John weiter.
Als John das Papier las, beschlich ihn ein Gefühl, als würde das Blut in seinen Adern gefrieren. Die Unterschrift war klar und deutlich: Bruder Mercurius. Darunter stand eine persönliche Losung, wie sie in Adelskreisen gebräuchlich war. »Der Eintritt ins Himmelreich wird mit dem Leben bezahlt – der Eintritt in die Hölle kostet die Seele.«
John sah Hornsby mit einer Verachtung an, als ob er selbst der Leibhaftige wäre.
»Wann war der Mann hier?«
»Vor nicht ganz zwei Stunden.«
»Hat er gesagt, wo er hinwollte oder was er mit Madlen vorhat?«
»Nein«, keuchte Hornsby. »Aber er hat versprochen, dafür zu sorgen, dass die Teufelshure ihre Brut nicht lebend zur Welt bringt. Er sagte, er benötige die Frau, um den Satan, der sie geschwängert hat, zu finden und um ihn dann vernichten zu können.«
John wechselte mit Paddy einen schnellen Blick. Trotz seiner Schmerzen schien Hornsby das stumme Einverständnis zwischen den beiden nicht zu entgehen.
John trat ganz nah an ihn heran und zog seinen Dolch. Der Hexenjäger schreckte zurück, doch anstatt ihn zu töten, schnitt sich John mit einer schnellen Geste in den linken Unterarm. Die Wunde war tief und blutig.
»Ihr habt Glück«, hauchte John mit eisiger Stimme. »Ihr habt den Satan gefunden.«
In Hornsbys Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen wider, als sich die Wunde vor seinen Augen und ohne Narbe wieder schloss. Er öffnete den Mund, um zu schreien, doch aus seinem Mund kam nur ein gurgelnder Laut. John hatte ihm den Dolch in die Kehle gerammt.
Mit steinerner Miene zog er die Klinge aus dem sterbenden Mann. Dann wandte er sich zu seinen Begleitern um.
»Wir müssen ihnen folgen, bevor Mercurius ihr und dem Kind etwas antun kann!«
Paddy starrte ihn düster an. »Verdammt«, sagte er. »Wir müssen die anderen zusammenrufen. Alleine schaffst du das nicht.«
Bran sah ihn fragend an, als sie draußen vor dem Haus ihre Pferde bestiegen. »Warum bist du dir so sicher, dass wir Madlen und diesen Mercurius finden? Sie können überallhin geritten sein.«
Vor der Tür hatten sich ein paar Schaulustige versammelt, die sich aber offenbar nicht getrauten, ins Haus zu gehen. John
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