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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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mit einem Kuss, während er sich mit der anderen Hand am Fenstersims festklammerte. Erst nachdem er sich aufgeschwungen und ein Bein ins Innere der Kammer gestellt hatte, bedeutete er ihr, dass sie zu ihm hinausklettern sollte, um sich an ihm festzuhalten, damit er mit ihr absteigen konnte. Dass dies mit einem hochschwangeren Bauch nicht einfach sein würde, war abzusehen, aber Madlen begriff, dass es keine andere Möglichkeit gab, Mercurius und seiner Bande zu entkommen. Tapfer kletterte sie über den Fenstersims und legte in schwindelnder Höhe beide Arme um Johns breiten Nacken.
    John war froh, dass sie den Kopf erhoben hielt und nicht hinunterschaute. Er spürte ihren heißen, bebenden Atem an seinem Ohr und spürte das Kind, wie es sich streckte und regte, weil ihm diese nächtiche Kletterpartie überhaupt nicht gefiel.
    Unten nahm David die beiden in Empfang, und gemeinsam schlichen sie in geduckter Haltung davon.
    Ebenso unbemerkt kehrten sie zu Bran zurück, der in einem Pinienwäldchen mit den Pferden auf sie gewartet hatte. Erleichtert fiel Madlen ihm in die Arme. Bis hierher war ihre Befreiung erstaunlich einfach gewesen. Doch John bedeutete beiden, dass sie immer noch nicht sprechen durften. Schon das Klirren des Pferdegeschirrs erschien ihm zu laut. John half Madlen vor sich auf das Pferd und straffte die Zügel, als plötzlich ein Schuss krachte. Beinahe gleichzeitig verspürte er einen furchtbaren Schmerz, der seinen Rücken durchzuckte und sich dann wie ein loderndes Feuer in seiner Brust ausbreitete. Die Pferde scheuten, und Paddy stieß einen seiner unchristlichen Flüche aus. Madlen stürzte zu Boden, bevor John sie zu halten vermochte. Seine Arme waren wie gelähmt. Von einem Augenblick auf den nächsten wurde er von einer tiefen Eiseskälte erfasst und musste ohnmächtig zusehen, wie sein Gaul durchging und ihn zu Boden warf. Dabei wäre er beinahe auf Madlen gefallen, die nun unmittelbar neben ihm lag. Sie war auf den Rücken gefallen und versuchte vergeblich aufzustehen. Um sie herum pfiffen Musketenschüsse. David und Ruaraidh kamen in geduckter Haltung heran und mühten sich, Madlen in Sicherheit zu bringen. Bran versuchte auf seinem Ross, den fliehenden Pferden zu folgen. Für einen Moment sah John das Gesicht von Paddy, der eine Pistole gezogen hatte und auf die herannahenden Verfolger zielte. Die Angreifer gehörten eindeutig zu Mercurius. Sie hatten die Flucht also doch bemerkt.
    John versuchte zu sprechen, doch kein Wort kam ihm über die Lippen. »Er hat dich ins Herz getroffen«, sagte Paddy, der sich denken konnte, warum John zur Bewegungslosigkeit verurteilt war. »Aber das müsste gleich wieder vorübergehen. Die Kugel ist nicht steckengeblieben.«
    John keuchte und rang nach Luft. Er hustete Blut. »Madlen!«, krächzte er.
    David und Ruaraidh kümmerten sich um die Verletzte. Paddy nahm die Verfolger ins Visier, indem er aus sämtlichen Rohren schoss. Es war die einzige Möglichkeit, sich die Meute vom Leib zu halten.
    Anders als Madlen konnte John nach kurzer Zeit wieder aufstehen. David war an ihre Seite gerutscht, während er Paddys Pistolen nachlud. »Das sieht nicht gut aus«, flüsterte er. Ruaraidh hatte sich inzwischen mit zwei Musketen hinter einem Felsen verschanzt und zielte auf die Herzen der Angreifer. Einige erlitten das gleiche Schicksal wie John und blieben regungslos liegen, andere luden nach und feuerten zurück.
    Die Kugeln pfiffen an John vorbei, als er seine Lähmung abgeschüttelt hatte und sich zu Madlen beugte.
    »John«, flüsterte sie erstickt. »Mir ist kalt, und ich kann nicht atmen.«
    John spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, als er ihren Rücken untersuchte und das klaffende Loch auf Höhe der Lungen entdeckte.
    »Bleib ruhig liegen«, stieß er gepresst hervor und zog seine Handschuhe und das Halstuch aus, um es ihr in die Wunde zu drücken. Gleichzeitig sah er sich um, wo er sie am besten in Sicherheit bringen konnte.
    »Iain …« Ihre Stimme wurde schwächer. »Tha mi a’bäsachadh … ich werde sterben …«
    »Nein«, widersprach er ängstlich. »Du wirst leben.«
    »Küss mich …« John zerriss es schier das Herz, als sein Mund ihre Lippen berührte.
    »Ich liebe dich … John. Ich war es … der Mercurius herbeigerufen hat, kannst du mir jemals verzeihen?«
    »Du darfst nicht sprechen«, flüsterte John.
    Die Angreifer hatten sich bis auf zehn Yards genähert, als Bran neben ihm auftauchte und ihm half, Madlen zwischen zwei

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