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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Felsbrocken auf weiches Gras zu betten. Doch sie konnten nichts mehr für sie tun, wie John mit zitternden Händen feststellen musste. Vergebens tastete er nach ihrem Herzschlag. Er spürte, wie der Tod sie mit sanfter Gewalt umschloss und in seinem eigenen Geist in ein strahlend weißes Licht zersplitterte, das jede Wärme an sich zog.
    John drückte Madlen die Augen zu. Wie aus dem Nichts schlug eine Kanonenkugel neben ihm ein.
    »Covenanters!«, schrie Paddy.
    Durch den Schusswechsel waren offenbar die Soldaten auf sie aufmerksam geworden und hatten einen Angriff der Royalisten vermutet.
    Große Geschosse sausten ihnen um die Ohren und explodierten in unmittelbarer Nähe. Fast gleichzeitig griffen Cuninghames Schergen erneut an.
    Paddy zerrte John von Madlens Leiche weg.
    »Komm schon!«, brüllte er ihn an. »Wir müssen verschwinden!«
    John dachte jedoch nicht daran, die Flucht zu ergreifen. Alles in ihm schrie nach Vergeltung. In blinder Wut verfolgte er zwei von Cuninghames Söldnern, die nun in entgegengesetzte Richtung rannten, offenbar um weitere Verstärkung zu holen. John konnte ihnen mühelos folgen und stellte die beiden auf einer Anhöhe. Voller Todessehnsucht stürzte er sich in den Kampf. Schwerter und Messer flogen so schnell, dass es für das menschliche Auge nicht zu sehen war. Schon bald lag der erste Söldner mit durchbohrtem Herzen am Boden. Den Kopf würde John sich holen, sobald er den zweiten erledigt hatte. Erneut krachte ein Schuss. John spürte sofort, dass es ihn noch einmal erwischt hatte. Wieder erfassten ihn die Kälte und ein ungeheurer Schmerz, aber nun war es ihm gleichgültig, ob er starb.
    Plötzlich war er von Söldnern umzingelt. »Ihr sollt ihn nicht töten!« Die Stimme kannte er. »Ergreift ihn und legt ihn in Ketten!«
    Noch während sich jemand an Johns Handgelenken zu schaffen machte, brach ein neuer Tumult aus. Paddy, Ruaraidh und David preschten vor, um ihn zu befreien.
    John sah, mit welcher Gewalt sie sich gegen die Söldner des schwarzen Lords zur Wehr setzten.
    Ruaraidh stellte sich mit erhobenem Claymore vor John, der sich noch immer nicht rühren konnte, und benahm sich wie eine Hirschkuh, die ihr Junges vor einem Rudel blutgieriger Wölfe zu schützen versuchte. Plötzlich wurden sie von Soldaten mit Fackeln umringt. Ein Heer von brüllenden Männerstimmen drängte sich in das bestehende Scharmützel. Cuninghames Männer, die weit in der Unterzahl waren, gingen überraschend zum Rückzug über.
    Royalisten näherten sich, mindestens hundert Mann, ein Aufklärungskommando unter General Munro, das ganz in der Nähe campierte und von Bran alarmiert worden war.
    John war immer noch vollständig gelähmt, als Paddy ihn zusammen mit Bran hinter einen Busch zog und ihm die Kugel mit seinem Dolch aus dem Herzen schnitt. Bran hielt unterdessen Wache, damit niemand sie beobachtete. Gebannt fiel sein Blick immer wieder auf die tiefe, blutige Wunde.
    »Ihr seid doch mit dem Teufel im Bunde«, bemerkte er matt.
    »Nein, wir sind Engel in Menschengestalt«, verteidigte sich Paddy. »Das hört sich besser an. Findest du nicht?«
    »Madlen«, flüsterte John, als das Leben wieder durch seine Adern floss.
    »Ich habe Ruaraidh und David losgeschickt«, beruhigte ihn Paddy, »sie sollen bei ihr wachen, bis wir dazustoßen können.«
    Paddy nahm John auf seine Schultern und trug ihn zu jener Stelle, wo sie Madlens Leiche zurückgelassen hatten. John kroch auf allen vieren an sie heran. Sanft legte er ihr seine Hände auf die Brust. Ihr Kleid war mit Blut durchtränkt. Die Gewissheit, dass sie tot war, traf ihn schlimmer als ein Pistolenschuss. Voller Trauer sah er auf. »Paddy, gib mir eine Fackel!«
    »Großer Gott!« Paddy brachte es offenbar nicht über sich, Madlens Leichnam zu betrachten. »John, ihr ist nicht mehr zu helfen. Du machst es dir nur noch schwerer.«
    »Das Kind«, stammelte John und tastete verwirrt über ihren Leib.
    »John …« Paddy wagte es nicht, ihn zu berühren. »Ja, das Kind ist auch tot. Du kannst es nicht mehr retten.«
    »Es ist nicht tot, Paddy«, flüsterte John. »Es ist fort.«
    »Fort?« Paddys Frage klang wie ein ungläubiges Echo.
    John glaubte, dem Wahnsinn zu verfallen. Seine Stimme war kaum mehr als ein heiserer Hauch.
    »Irgendjemand hat es aus ihr herausgeschnitten.«
     
    Beinahe lautlos ruderte eine Gruppe von sieben Männern das längliche Boot über die dunklen Wasser von Loch Leven. Vor ihnen lag, im Nebel versunken, die Insel Sankt

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