Die Teufelshure
der Name. Ihre Eltern starben sehr früh, sie nannten sich Johnson und hatten zweifelsohne schottische Wurzeln, aber sie lebten in den Staaten.«
»Bran?« John war froh, dass es jemandem gab, dem er sich bedingungslos anvertrauen konnte. »Was soll ich tun? Ich könnte Lilian retten, wenn ich wüsste, dass sie kein falsches Spiel spielt.«
»Und wenn sie es tut und wir sie schnappen, können wir sie nicht am Leben lassen. Einem initiierten Panaceaer kannst du niemals vertrauen. Du kennst das Gesetz.«
»Ja«, seufzte John. »Du hast recht.«
Bran lächelte mitfühlend. »Ich schlage vor, wir beobachten die Angelegenheit noch eine Weile. Falls Lilian doch zu Cuninghames Bruderschaft gehört, ist es am besten, du verdrückst dich in eine unserer Außenstellen und lässt mich die schmutzige Arbeit machen.«
»Und wohin sollte ich deiner Meinung nach gehen?« John sah ihn resigniert an. Die Vorstellung, Lilians Tod zu beschließen, sie auf die Fahndungsliste der meistgesuchten Panaceaer zu setzen und dann einfach abzuwarten, bis seine Kameraden das Urteil vollstreckt hatten, ließ ihn frösteln.
»Alaska.« Bran lächelte schwach. »Da ist es ruhig, und das Einzige, was dich stören könnte, ist das Heulen der Wölfe.«
31
Schottland 2009 – »Nachtwache«
Es war drei Uhr nachmittags, als die Welt plötzlich düster wurde und der Regen auf Edinburgh Castle herniederprasselte wie zur Mittagszeit in einem tropischen Urwald. Lilian saß in der Küche ihrer Wohnung und blickte unentschlossen auf eine Platte frischgebackener Scones, die Jenna extra bei Greggs gekauft hatte, bevor sie Lilian aus dem Hospital abgeholt hatte.
»Ich denke nicht, dass es gut ist, jetzt schon deinen Detective Murray zu informieren.« Lilian schaute ihrer Freundin zu, wie sie ihr einen Tee bereitete, und lenkte dann ihren Blick zum Fenster hinaus.
Jenna zündete eine Kerze an, die trotz der bedrückenden Situation ein wenig Gemütlichkeit spendete. »Zu spät«, erwiderte sie mit einem entschuldigenden Schulterzucken und goss Lilian den Tee in eine Tasse ein.
»Was willst du damit sagen?« Lilian blickte verstört zu ihr auf.
Jenna setzte sich ihr gegenüber und nahm sich ein Scone, schnitt es auf, legte es auf einen Teller. Sorgsam bestrich sie die Hälften mit Butter und Marmelade, bevor sie herzhaft hineinbiss und sich zwischen dem Kauen die Marmelade von den Lippen schleckte. »Ich konnte meinem Chef deine Aussage nicht verschweigen«, sagte sie mit halbvollem Mund. »Erstens hatte ich Angst um dich, und zweitens wollte ich die Sache zu einem logischen Abschluss bringen.« Jenna trank vorsichtig von ihrem Kaffee, den sie in jener Kaffeemaschine zubereitet hatte, deren Anblick Lilian schlagartig an John erinnerte und daran, wie er sie angesehen hatte, als das rote Licht aufleuchtete. Im Nachhinein erschien es ihr wie ein Wink des Schicksals, der besagte, dass sie diesem Mann besser aus dem Weg gegangen wäre.
»Ich habe Steve lediglich gesagt, dass dir der Typ aus Weirs Personenbeschreibung bekannt vorkommt und dass es vermutlich derselbe war, der in unsere Wohnung eingebrochen ist. Schließlich haben wir Anschluss an sämtliche Datenbanken. Wer außer Scotland Yard ist in der Lage, weltweit einen flüchtigen Verbrecher zu finden?«
»Was bedeutet – du hattest Angst um mich?« Lilian sah Jenna misstrauisch an. »Denkst du etwa immer noch, ich würde halluzinieren. Wolltest du deshalb auf Nummer sicher gehen, ob es den Typen überhaupt gibt?«
»Nein, das hast du vollkommen falsch verstanden. Es war eine heiße Spur, vor allem weil ich wusste, dass der Verdächtige – wenn überhaupt – bei CSS zu finden ist.«
»Du hast deinem Chef von meinem Aufenthalt bei CSS erzählt?« Lilians Stimme erhob sich vor Entrüstung. »Warum hast du mich nicht vorher gefragt?«
»Es tut mir leid.« Jenna sah sie resigniert an und ergriff ihre Hand. »Es ist sowieso nichts dabei herausgekommen.«
Lilian ließ ihre Teetasse sinken und stellte sie neben den Unterteller. »Was willst du damit sagen?«
»Bei CSS kennt man keinen John Cameron. Das heißt, es gab mal einen, auf den die Beschreibung gepasst hätte, aber das ist schon zweihundert Jahre her. Er war Amerikaner und sozusagen der Firmenbegründer. Damals hat er das Imperium unter anderem damit aufgebaut, dass er Privatarmeen für Reedereien rekrutierte, die ihre Handelsschiffe auch ohne Unterstützung der britischen und amerikanischen Marine vor Piraten schützen wollten. Camerons
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