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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Männer waren bekannt dafür, dass sie weder Tod noch Teufel fürchteten und dass ihnen selbst auf hoher See kein Gemetzel zu blutig war. Das einzig Interessante an der Sache ist, dass es in der National Gallery ein Ölgemälde von diesem Typen gibt, das unserem Gesuchten verblüffend ähnlich sieht, aber das war’s dann auch schon.«
    Lilian sah sie ungläubig an. Das konnte nicht sein! Sie hatte den Eindruck gehabt, dass John bei CSS eine leitende Position bekleidete.
    »Bist du sicher? Immerhin hat sich der John Cameron, den ich meine, ähnlich skrupellos verhalten wie dieser Seeräuberschreck. Vielleicht ist er ein Nachfahre dieses Mannes und sein Benehmen so etwas wie eine Erbkrankheit?« Lilians Hoffnung auf eine Erklärung schwand zusehends.
    »Steve hat alle Dateien checken lassen. Ohne Ergebnis. CSS ist ein amerikanisches Unternehmen mit einem Vorstand aus zwanzig Mitgliedern weltweit, aber niemand von ihnen sieht so aus wie dein John.
    Das Unternehmen ist wie ein Geheimdienst organisiert und in verschiedene Sparten unterteilt. An die Mitarbeiter der brisanten Abteilungen kommt man nicht heran. Sie arbeiten stets unter einer Legende, und ihre Namen werden auf keiner Liste geführt.
    Eine Anfrage in deren britischem Hauptquartier, oben in Moidart, wurde negativ beschieden. Man gebe grundsätzlich keine Auskunft in Personalfragen. Schließlich sei man ein international anerkannter Sicherheitsdienst, der mit Zustimmung der britischen Regierung die Anonymität seiner Mitarbeiter zu schützen habe. Der Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl wurde abgelehnt. Die Firma hat Kontakte bis in die höchsten Regierungskreise. Die haben sich wohl für unseren Verteidigungsminister schon mehrmals die Finger schmutzig gemacht. Sie werden in solchen Krisengebieten eingesetzt, wo unsere Soldaten nicht reingehen wollen oder können. Entweder weil es zu gefährlich oder politisch zu heikel ist. Trotzdem oder gerade deshalb möchte niemand mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Allein der Name riecht nach Skandal. Steve hat einen eindeutigen Wink aus London bekommen, dass er die Finger von CSS lassen soll, falls er noch weiter Karriere machen möchte.«
    »Und was sagst du?«
    »Dass du da in irgendetwas Sonderbares hineingeraten bist, dem ich noch keinen Namen geben kann. Und dass es nicht nur die Personenbeschreibung ist, die dein Fall und der Fall Dough Weir gemeinsam haben. Auch die merkwürdigen DNA-Spuren waren die gleichen.«
    Lilian hob eine Braue. »Inwiefern?«
    »Ich habe verändertes menschliches Genmaterial auf deinem Bettlaken gefunden. Die DNA ist nicht vollständig und sieht aus wie mutiert, ähnlich wie die DNA, die wir im Hafen von Leith gefunden haben. Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen. Es ist, als hättest du Besuch von einem Alien gehabt.« Jenna grinste, doch Lilian war nicht zum Lachen zumute.
    »Das Blut kann nur von mir selbst oder von meinem Bruder stammen.« Lilian machte eine Pause und sah zum Fenster hinaus. »Ich könnte Alex bitten, mir eine Blutprobe zu schicken, aber dann hält er mich wahrscheinlich für vollkommen übergeschnappt.« Ihr Blick wanderte zurück zu Jenna, die sich ein zweites Scone genommen hatte. »Klingt alles verrückt, oder?« Hastig nahm Lilian noch einen Schluck Tee, wie um sich zu beruhigen.
    »Nicht so verrückt wie zu Beginn der ganzen Angelegenheit. Aber ich sehe im Moment keinen Ansatzpunkt, wie wir in der Sache weiterkommen. Solange wir kein Verbrechen haben, gibt es auch keinen Täter, den man suchen könnte. Und damit gibt es auch kein Geld von oben, um die Sache aufzuklären. So einfach ist das.«
    »Ehrlich gesagt, hatte ich mir von Scotland Yard ein bisschen mehr versprochen«, meinte Lilian. »Aber ich weigere mich zu denken, dass ich ein Fall für die Klapsmühle bin.« Lilian machte eine Pause und sah Jenna an. »Ich weiß, was ich gesehen habe und was nicht. Und ich habe einen Verbündeten.«
     
    Biedere Reihenhäuser waren das Erste, was Lilian ins Auge fiel, nachdem sie bei schönstem Sonnenschein in die Callander Road Richtung Glen Village abgebogen war. In einer Seitenstraße bewohnte Dough Weir ein kleines Haus. Der Vorgarten erfreute sich einer kunterbunten Truppe aus Gartenzwergen, die mit Harken, Spaten und Laternen bewaffnet hinter Büschen und Beeten lauerten, wie Söldner, die in einen erbarmungslosen Krieg gegen Schnecken und Wühlmäuse ziehen. Doughs Frau sah allerdings nicht aus wie Schneewittchen, eher wie Aschenputtel, das vergeblich

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