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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sprach leise und eindringlich – und er erzählte nicht alles. Er sprach lediglich von einem alchemistischen Experiment vor mehr als dreihundert Jahren. Die genaue Vorgehensweise zur Erlangung der Unsterblichkeit erklärte er nicht, und auch die grausamen Einzelheiten zu Cuninghame und seinen Panaceaern ließ er zunächst außen vor. Als er geendet hatte, sah Lilian ihn immer noch vollkommen fassungslos an.
    »Und das soll ich glauben?« Zunächst untersuchte Lilian noch einmal die Stelle, wo er sich geschnitten hatte, konnte aber noch nicht einmal eine Narbe finden. Ohne Scheu hob sie schließlich die Hand und fasste nach seinem Kinn. Er ließ sie gewähren, als sie seinen Kopf hin- und herschob und ihn einem prüfenden Blick unterzog. »Jede Kosmetikfirma würde dich um dein Geheimnis beneiden. Also wie lautet Ihr genaues Rezept, Mister Cameron?« Ihre Stimme klang ein wenig ironisch, als sie fortfuhr: »Telomerasebeschleuniger? Nanopartikel? FOXO 3 A – das Unsterblichkeitsgen? Oder einfach nur der gute, alte schottische Haferbrei, gewürzt mit ein paar unbekannten Besonderheiten?«
    John beugte sich zu ihr herab und küsste sie auf die Wange. »Nichts von alldem. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist, das alles zu verstehen, und vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, für mich war das auch nicht einfach.«
    »Und was ist mit dem Tod? Bedeutet deine Unverletzlichkeit etwa, dass du niemals sterben kannst?« Ihre Lider verengten sich.
    »Im Prinzip trifft es zu. Es gibt ein paar Ausnahmen, die Details möchte ich dir gerne ersparen.«
    »Ich muss wissen, was dahintersteckt«, erwiderte sie und schaute forschend in sein Gesicht, als ob sie nach Spuren des Verfalls suchte. »Ich sehe es aus der Sicht einer Molekularbiologin, die eines Tages damit einen Nobelpreis erlangen könnte.«
    John lächelte schwach. »Dahinter steht eine lange, grausame Geschichte, die ich dir mit Absicht vorenthalten habe.« Seine Stimme zitterte leicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob du sie wirklich hören willst. Das Ganze eignet sich nicht für die Öffentlichkeit und erst recht nicht für einen Nobelpreis. Das Rezept ist streng geheim und kommt direkt aus der Hölle.«
    »Das ist mir gleich, ich bin Wissenschaftlerin und benötige einen wissenschaftlichen Ansatz für eine Erklärung.«
    »Für deine Visionen hast du doch auch keinen Beweis, und trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du tatsächlich Madlen bist.« Er warf ihr einen treuherzigen Blick zu. »Ich weiß es«, er legte seine Hand auf sein Herz, »hier drin.«
    »Vielleicht bin ich nur eine Art genetischer Klon und besitze lediglich all ihre Eigenschaften und ihre Erinnerungen.«
    »Du besitzt ihre Anziehungskraft und ihre Ausstrahlung.« John schluckte seine Rührung hinunter. »Ich glaube fest, dass sie in dir wiedergeboren wurde. Ich habe die Bilder gesehen, und ich kann es spüren.« Er war sich absolut sicher, dass es Madlen war, die durch Lilian hindurch zu ihm sprach, obwohl er trotz all seines geheimen Wissens nicht die geringste Ahnung hatte, wie so etwas möglich sein konnte. Gott, den Allmächtigen, wollte er nicht bemühen, mit ihm hatte er sich bis heute noch nicht vertragen. Aber vielleicht würde sich das ändern, wenn sich herausstellen sollte, dass er es gewesen war, der ihm Madlen in Gestalt von Lilian zurückgegeben hatte. Johns Blick ruhte auf ihrem erhitzten Gesicht, und plötzlich erfasste ihn ein langgehegtes Bedürfnis: »Ich möchte dir sagen, dass es mir unglaublich leidtut, dass ich dich damals im Stich gelassen habe. Ich mache mir heftige Vorwürfe, dass du dieses Grauen erleben musstest.«
    Lilian lächelte verständnisvoll, dabei wusste sie nicht, ob die Entschuldigung an sie selbst oder an Madlen gerichtet war. »Spätestens als du um mich geweint hast, war mir klar, dass du mehr gelitten hast als ich.« Sie ergriff seine Hand und drückte sie leicht. »Aber selbst wenn es so ist, dass ich Madlen bin, hätte ich lieber, dass du mich weiterhin Lilian nennst.«
    »Ich liebe dich«, sagte er leise und betrachtete ihr makelloses Gesicht. »Ich bin mir sicher, ich habe dich schon immer geliebt. Ganz gleich, wie dein Name lautet.« Die kleine Nase, die der von Madlen so verblüffend ähnlich war. Die dunklen, kräftigen Brauen und die vereinzelten Sommersprossen auf ihren Wangen, die ihre Augen so strahlend erscheinen ließen. »Mein Gott, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe von nichts anderem geträumt, als dich eines

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