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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Hauptdarsteller in all ihren Visionen. Und sie wollte endlich Gewissheit, was hier tatsächlich vor sich ging. Ganz gleich, ob dabei herauskam, dass er mit dem Teufel paktierte.
    Mit den Fäusten trommelte sie an seine Tür, und als sie sich öffnete, war sie erstaunt, dass er ihr nur spärlich bekleidet entgegentrat.
    Für einen winzigen Moment checkten sie sich gegenseitig ab. Er schien genauso verwundert zu sein, weil sie nur in Unterwäsche vor ihm stand. Dann brach er das Schweigen. »Du siehst ziemlich aufgebracht aus. Kann ich dir helfen?«
    »Darf ich reinkommen?« Lilian war es gleichgültig, dass er nicht mehr als ein lässig um die Hüften geschwungenes Handtuch trug. Ihr Blick wanderte über seine breite Brust, hin zu dem merkwürdigen Zeichen auf seiner Schulter, und mit einem Mal war sie sicher, dass sie keine Sekunde länger auf Antworten warten konnte.
    John schloss die Tür hinter ihr. Sein Overall hing auf einem Bügel am Schrank. Seine schwarzen Springerstiefel standen darunter auf dem Boden. Der Gürtel mit dem Pistolenholster lag neben seinem Bett. Seine merkwürdige Waffe steckte darin, nur mit einer Manschette gesichert, und für einen Moment dachte sich Lilian, wie John wohl reagieren würde, wenn sie das täte, was das Monster im Traum von ihr verlangt hatte. Während sie sich dem unberührten Bett zuwandte, sah sie aus dem Augenwinkel, wie er das Handtuch über den Sessel warf und sich in einer fließenden Bewegung einen schwarzen Slip überzog. Für einen Moment war sie ganz gefangen von seiner physischen Gegenwart, und als er bemerkte, dass sie ihn heimlich beobachtete, lächelte er vieldeutig. Peinlich berührt wandte sie sich ab, nicht wissend, wo sie als Nächstes hinschauen sollte.
    Er zeigte sich weniger scheu und fasste sie am Arm. Dann zog er sie zum Bett. »Setz dich doch«, sagte er nur, und dabei machte er keinerlei Anstalten, sie zu mehr zu bedrängen. Er selbst setzte sich nicht, sondern ging immer noch halbnackt zum Kühlschrank und öffnete ihn. »Darf ich dir was anbieten?«
    »Nein, danke. Ich hatte gerade eben schon einen Whisky.« Sie legte sich eine Hand auf den Magen. »Ich glaube, ich kriege Alpträume von dem Zeug.«
    John nahm sich ein Bier und grinste, nachdem er den ersten Schluck aus der Flasche genommen hatte. »Alkoholfrei«, sagte er, als ob er sich rechtfertigen müsste. »Vielleicht die bessere Variante.«
    Lilian schüttelte den Kopf. »Nein, auch nicht.«
    Er nahm neben ihr Platz und schaute sie auffordernd an. »Also, was raubt dir den Schlaf? Abgesehen davon, dass ich dich in diese verstörende Einöde entführt habe.«
    »
Du
bist schuld, dass ich nicht schlafen kann.« Ihre Miene verdüsterte sich.
    »Seit wann geht das schon so?« Er schmunzelte amüsiert und trank noch einen Schluck Bier.
    »John, ich habe jetzt keinen Sinn für Humor. Ich will eine Erklärung, hier und jetzt. Für alles. Ich kann nicht bis morgen warten.«
    John stellte das Bier zur Seite. Sein Blick war ernst und gleichzeitig hypnotisierend. Er kam näher, langsam und so unmerklich, dass sie ihm wie verhext in die grünen Augen starrte. Sie konnte nicht anders. Er wirkte auf sie wie ein großer Magnet, und sie war ein winziges Eisenteilchen, das nicht die geringste Chance hatte, seiner gewaltigen Anziehung zu entgehen. Als sie seine Lippen auf den ihren spürte, war es wie ein elektrischer Schlag. Bebend erwiderte sie seinen Kuss, der so verheißungsvoll war, dass sie alles vergaß, was sie noch Sekunden zuvor tief bewegt hatte. Als sie in seinen Armen versank, schien es, als ob sie gemeinsam durch einen Strudel aufblitzender Bilder an einen längst vergangenen Ort gerissen wurden. Sie tanzten, sie lachten, sie liebten sich – in einer Umgebung, die Hunderte von Jahren zuvor zu existiert hatte und deren Gegenwart durch Vernunft nicht zu erklären war. Und während sie in einem altertümlich anmutenden Bett zu einem einzigen Lichtpunkt verschmolzen, glaubte sie eins mit ihm zu sein. Er küsste sie fortwährend, und sie bemerkte nicht einmal, wie er sie von ihrer Kleidung befreite. Sie liebten sich mit einer Intensität, die sie nie zuvor mit einem Mann erlebt hatte, nicht einmal, als sie das erste Mal mit John geschlafen hatte. Sie konnte seine Gedanken lesen, seine innerste Sprache verstehen, seinen Herzschlag spüren, als wäre es ihr eigener, während die Zeit einfach stehenblieb.
    »Mein Gott«, flüsterte sie, als er nach einer Weile schwer atmend neben ihr lag. »Das waren

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