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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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vor Hunderten von Jahren in Afrika angeblich vom Himmel gefallen war und sich seitdem im Besitz der Panaceaer befand. Spätere Untersuchungen hatten ergeben, dass der direkte Kontakt des Blutes mit dem Stein die menschliche Zellstruktur nachhaltig veränderte. Die Strahlung machte den Organismus immun gegen jegliche Erkrankungen – die wichtigste Eigenschaft aber war, dass der Alterungsprozess gestoppt wurde, solange wie der Stoff in lebenden Zellen kursierte. Mit der Zeit wurde die Substanz jedoch ausgeschieden und verringerte sich, was die unerwünschten Nebenwirkungen mit sich brachte. Nur eine Komplettumwandlung der Stammzellen, wie die Panaceaer sie an John und seinen Kameraden vorgenommen hatten, führte zu einer dauerhaften, von Eternity unabhängigen Unsterblichkeit, doch auch dafür benötigte man den »Stein der Weisen«.
    Nachdem der Film beendet war, saßen Lilian und Dough noch eine ganze Weile sprachlos in ihren Sitzen. John reichte Lilian die Hand, um ihr aufzuhelfen, doch sie verweigerte sich.
    Mit zitternden Knien erhob sie sich schließlich. »Das war es also, was du mir letzte Nacht verschwiegen hast?« Lilian wusste nicht, was sie angesichts all dieser Enthüllungen von John denken sollte. War er ein Hexer oder ein Heiliger? Sie ahnte, dass sie es schwer haben würde, mit dieser Erkenntnis so ohne weiteres klarzukommen.
    »Cuninghame hat unsere Stammzellen insoweit beeinflusst, dass wir Unsterbliche wurden«, bestätigte John mit einem abgeklärten Gesichtsausdruck.
    »Ein Komplettaustausch? Vor fast vierhundert Jahren?« Lilian sah ihn ungläubig an. »Wie kann so etwas möglich gewesen sein? Es gab keine Spritzen, keine Hygiene? Wie kommt es, dass ihr eine solche Prozedur überleben konntet?«
    »Cuninghame war bestens ausgerüstet«, erklärte ihr John. »Er besaß bereits Injektionsnadeln und Schläuche mit hydraulischen Pumpen, Dinge, von denen man damals in mancher Hinsicht noch nicht einmal zu träumen wagte. Frag mich nicht, woher er das alles hatte. Und nach der Umwandlung konnten uns Infektionen nichts mehr anhaben. Aber die Sache hatte ihre Tücken, und das bis heute. Manchmal kann ein Umwandlungsversuch zum Tode führen, wenn der Betroffene nicht ganz gesund ist oder sein Körper die zugeführte Substanz abstößt. Außerdem gibt es da noch ein paar lästige Nebenwirkungen wie Lichtempfindlichkeit, verstärkter Geruchs- und Gehörsinn und eine übermäßige Sensibilität der Geschmacksnerven. Dass Kraft, Schnelligkeit und Potenz überproportional gesteigert werden, gehört wohl eher zu den erwünschten Phänomenen. Allerdings kann auch dieser Zustand gelegentlich zu Depressionen führen.«
    »Und was ist mit den Menschen, die ihr im Koma haltet und denen du das Blut abzapfst? Hast du denn gar kein Mitleid mit ihnen?«
    »Die Bruderschaft der Panaceaer kennt selbst keine Gnade«, rechtfertigte sich John eine Spur zu heftig. »Sie haben es nicht besser verdient.«
    »Aber diejenigen, die Eternity kaufen, sind doch auch keine Unschuldslämmer. Sie verschleudern ihr Geld, indem sie es einem wahren Teufel in den Rachen werfen. Und wenn sie nicht mehr zahlen können und sterben müssen, nimmst du sie auch noch in Schutz?«
    »Wer ohne Sünde ist …« John sah sie mit düsterer Miene an. »Du denkst also, wir sollten sie sterben lassen, nur weil sie reich und eitel waren und einen Fehler gemacht haben?« Er warf ihr einen fragenden Blick zu, doch sie antwortete nicht. »Ich für meinen Teil«, fuhr er fort, »hege eher die Überzeugung, dass nicht die Sünder aus dem Paradies vertrieben werden sollten, sondern eher die Teufel, die sie dazu verführt haben.«
    Ohne ein weiteres Wort geleitete er sie zum Ausgang und ließ sich dabei nicht anmerken, ob ihn Lilians immer noch entsetzter Blick beunruhigte. Bran kümmerte sich inzwischen um Dough und beantwortete leise dessen aufgebrachte Fragen.
    Bevor Lilian einen weiteren Einwand vorbringen konnte, erhielt John auf seinem Organizer ein Signal. Rasch nahm er die Nachricht entgegen. Dann drehte er sich um und ging nervös den Gang auf und ab, um zu telefonieren. Lilian und den anderen blieb nichts weiter übrig, als auf ihn zu warten.
    Als er zurückkehrte, verriet seine Miene, dass er offenbar eine unangenehme Mitteilung zu machen hatte. Er nahm Lilian beiseite und ging ein Stück mit ihr den Gang hinunter. »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen«, bemerkte er mit eindringlicher Stimme, »aber meine Ermittlungen haben sich bestätigt. Dein

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