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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Teufel persönlich.
    Es folgte eine Gedenkminute, mit einer heroisch anmutenden Dudelsackhymne unterlegt, in der die Gesichter all jener Opfer gezeigt wurden, die im Kampf gegen die Bruderschaft der Panaceaer gefallen waren. Das einzige Interesse der Bruderschaft bestand darin, das Chaos auf der Welt so weit zu mehren, bis die Menschen sich gegenseitig ausgerottet hatten und Bruder Mercurius damit den nie versiegenden Hunger einer universellen Macht stillte, die sich ausschließlich negativer Energie bediente. Mit dem streng gehüteten Verkauf einer unvorstellbar grausamen Droge, die ewige Jugend und in letzter Konsequenz sogar das ewige Leben versprach, waren die Panaceaer in der Lage, weltweit Einfluss auf politische Entscheidungsträger und Personen des öffentlichen Lebens zu nehmen.
    »Eternity« konnte sich nur leisten, wer über die nötigen Kanäle verfügte und zudem genügend finanzielle Mittel besaß, sich die Droge fortwährend beschaffen zu können. Bereits nach einmaliger Einnahme entstand eine lebenslang andauernde Abhängigkeit, die potentielle Kunden in eine nicht rückgängig zu machende Sucht trieb. Wurde der Einnahmeturnus unterbrochen, bewirkte das Ausbleiben der Droge grausame Entzugserscheinungen, die in kürzester Zeit zum Tode führten. Es kam zu rasendem, extrem körperlichem Verfall – und am Ende wartete ein qualvoller Sterbeprozess auf die Betroffenen. Sie verwesten letztendlich bei lebendigem Leib.
    Ungläubig nahm Lilian zur Kenntnis, dass John und seine Männer ein geheimes Notfallzentrum errichtet hatten, in dem sie Menschen behandelten, die in unselige Abhängigkeit von »Eternity« geraten waren und sich die Droge aus verschiedenen Gründen nicht mehr leisten konnten. Es gab nur eine Möglichkeit, ihnen zu helfen. Man musste sie zunächst rechtzeitig aus der Gefahrenzone bringen, weil die Panaceaer ihre unwilligen Kunden gerne verschwinden ließen, indem sie ominöse Unfälle initiierten, bei denen die Opfer für Polizei und Behörden auf natürliche Weise zu Tode kamen, noch bevor sich verräterische Spuren zeigten.
    Offiziell mussten die Patienten, die in Johns Sanatorium eingeliefert wurden, ebenfalls für tot erklärt werden. Später erhielten sie ein neues Gesicht und eine neue Identität, um sie vor der Rache der Panaceaer zu schützen. Dazu lieferte ihnen CSS regelmäßig eine Ersatzdroge, die ihnen ein Weiterleben unter halbwegs normalen Bedingungen ermöglichte – was bedeutete, sie alterten und starben irgendwann, wenn ihre Zeit gekommen war.
    Bilder schnellten über den Schirm, die im Zeitraffer eine strahlend schöne Frau in eine mumienähnliche Geistergestalt verwandelten. Ein paar bekannte Gesichter folgten, die Lilian und Dough in noch größeres Erstaunen versetzten, galten diese Prominenten doch – wie Helen Rotherford – als verstorben oder gar als verschollen. Millionen hatten um sie getrauert, trauerten noch, und niemand von ihren Anhängern ahnte auch nur annähernd, dass sie in einem unterirdischen Sanatorium in Norwegen aufgepäppelt wurden, um irgendwo auf der Welt unter anderer Identität ein unscheinbares Leben führten – ohne Ruhm und ohne Reichtum, aber mit der Gewissheit, von CSS regelmäßig mit einem lebensspendenden Cocktail versorgt zu werden.
    Dass John und seine Mitarbeiter dafür das Blut von noch lebenden Unsterblichen benötigten, um die »Tränen der Nacht«, wie man die Ersatzdroge unter Eingeweihten nannte, herstellen zu können, war nur eine von vielen furchtbaren Einzelheiten, die Lilian zu begreifen versuchte. Emotionslos erläuterte der Sprecher die Hintergründe dieses brutal erscheinenden Vorgehens. Beinahe einhundert gefangene Panaceaer hielt man zurzeit in streng bewachten Laborräumen in einer Art künstlichem Koma, um sich in regelmäßigen Abständen ihres Blutes zu bedienen, aus dem man das notwendige Elixier herausfilterte. Bevor es die dafür benötigten technischen Möglichkeiten gegeben hatte, war man gezwungen gewesen, den Opfern – unter Betäubung, aber bei lebendigem Leib – Blut, Hirnwasser und Stammzellen zu entnehmen, zu filtern und unter aufwendigen chemischen Reinigungsprozessen zu einer Ersatzdroge zu verarbeiten. Diese Prozedur hatte bei den gefangenen Panaceaern unweigerlich zum Tode geführt.
    Dabei hatten John und seine Leute für ihr grausames Vorgehen keine Alternative gehabt. Lilian erfuhr auch, dass es John und seinen Mitstreitern am »Stein der Weisen« fehlte, einem hoch radioaktiven Gestein, das

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