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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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du den Verstand verloren?« Bran packte ihn noch fester. »Das werde ich nicht zulassen! Hast du gehört?«
    John ignorierte den Einwand und schob Bran zur Seite. »Ich muss ins Labor und mir pro forma eine Ampulle ›E‹ beschaffen. Obwohl Cuninghame selbst genug von dem Zeug besitzt, gehört es schließlich zu seinen Forderungen. Also lass mich gehen, damit ich keine Zeit verliere.«
     
    »Lilian?« Ein heiseres Flüstern durchbrach die Stille. Lilian glaubte im ersten Moment zu träumen. Hatte sie zunächst nach der Injektion unsagbare Schmerzen verspürt, so fühlte sie sich nun, als würde sie schweben. Der Schmerz war vollkommen verschwunden, und an seine Stelle war ein unglaubliches Hochgefühl getreten. Abrupt erhob sie sich von ihrer harten Liege, auf die man sie gebettet hatte. Für einen Moment war ihr Blick verschwommen.
    »Lilian?« Wieder hörte sie ihren Namen. Als sie die Lider zusammenkniff, sah sie Jenna. Ihre Freundin hockte in einem zerknitterten grauen Kostüm neben ihr. Ihre weiße Bluse war schmutzig, und ihr Haar stand verschwitzt und wirr vom Kopf ab.
    »O mein Gott!« Lilian sprang hastig auf und geriet ins Wanken. Jenna gab Lilian Halt, während sie sich erschrocken umschaute.
    »Wie kommst du denn hierher?« Ohne Jennas Antwort abzuwarten, lief Lilian zu einer vergitterten Tür und rüttelte daran. Offenkundig waren Jenna und sie allein und saßen tatsächlich in einem lausigen Kerker fest. Überall hingen Eisenringe von den Wänden und Decken, daran lange Ketten in verschiedenen Ausführungen. In einer Ecke befand sich ein wuchtiger Kamin aus verwittertem Stein, der zu ihrem Bedauern nicht beheizt wurde.
    »Vielleicht haben sie darin früher die Hexen gebrutzelt«, spottete Jenna, als sie sah, wie Lilian den Abzug der uralten Feuerstelle sorgsam untersuchte.
    Lilian fröstelte, nicht nur weil es hier unten so kalt und feucht war. Die ganze Umgebung erschien ihr überaus furchteinflößend. Einzig die elektrische Deckenbeleuchtung, die wohl nachträglich installiert worden war, und zwei chemische Toiletten der Marke LooLoo nahmen ihr das Gefühl, unversehens im Mittelalter gelandet zu sein. Ihr Blick fiel auf den grob gepflasterten Boden. Das Einzige, was in dieser perfekten Gruselkulisse noch fehlte, waren das stinkende Stroh und die Ratten.
    »Hast du eine Ahnung, wo wir hier gelandet sind und wer unsere Entführer sein könnten?« Jenna sah sie fragend an, dabei wirkte sie sichtlich erschöpft.
    »Ich fürchte«, erwiderte Lilian mit einem lakonischen Augenaufschlag, »dass es eine längere Geschichte wird, wenn ich erst einmal anfange. Und das sie nicht dazu beiträgt, dich aufzumuntern.«
    Sie setzte sich wieder, und Jenna, die sich neben sie hockte, schaute sie erwartungsvoll an. »Schlimmer kann’s doch nicht kommen, oder?«
    »Ich fürchte, doch«, entgegnete Lilian und lächelte gequält. Der Verdacht, dass man Jenna auch mit der Droge behandelt hatte und sie ihr nicht helfen konnte, versetzte sie in eine unterschwellige Panik, die sie sich nicht anmerken lassen wollte. »Sag mir lieber, was sie mit dir gemacht haben und wie du hierhergekommen bist.«
    »Nachdem ein paar maskierte Kerle mich bei Nacht und Nebel aus unserer Wohnung verschleppt hatten«, erklärte ihr Jenna und ballte unwillkürlich die Fäuste, »dachte ich erst, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Vor allem, weil diese Typen mir gleich eine Injektion verpasst haben.« Mit einem verärgerten Schnauben entblößte sie ihre linke Armbeuge. »Seit der Injektion geschieht etwas Merkwürdiges mit mir«, fuhr sie fort und hob im schwachen Licht, das von der Decke herabfiel, ihre Hände und drehte sie hin und her. »Es ist, als ob ich im Zeitraffer zu altern beginne, und wie im wirklichen Leben lässt sich dieser Zustand allem Anschein nach nicht aufhalten.« Unter einem zischenden Schmerzenslaut versuchte sie ihre Finger zu biegen, die wie gichtbefallene Krallen aussahen – knochig, runzlig und voller Altersflecken. Der unnatürlich beschleunigte Alterungsprozess hatte bereits die gesamten Unterarme erfasst.
    »Bald nach der Injektion hatte ich wahnsinnige Schmerzen. Dann ging es mir plötzlich blendend«, erläuterte Jenna. »Ich habe mich nie im Leben besser gefühlt. Und jetzt ist es furchtbar. Irgendetwas kriecht meinen Körper hinauf«, flüsterte sie, »es ist, als ob ich von einer Seuche befallen wäre. Hast du so etwas schon einmal gesehen?«
    »Ja«, erklärte Lilian mit fester Stimme. »Aber ich bin

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