Die Teufelshure
verbot.
»Also …«, begann Paddy mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. »Ich komme selbstverständlich mit. Ich gebe unseren Teams hier vor Ort nur noch ein paar abschließende Anweisungen, was zu geschehen hat, wenn wir in Schwierigkeiten geraten sollten.«
Dough musste zu seiner großen Überraschung erkennen, dass Murray im Handschuhfach seines Wagens einen GPS-Empfänger installiert hatte, der ziemlich genau angeben konnte, in welche Richtung der Helikopter mit John davongeflogen war und wo er sich nun befand. Murray hatte Dough das Steuer überlassen, während er sich mit dem vorhandenen Kartenmaterial befasste. Zwischenzeitlich telefonierte er immer wieder mit London. Das Lagezentrum des Innenministeriums hatte sogar dem Einsatz von zwei Kampfjets der Marke Eurofighter 2000 Typhoon zugestimmt und sie an jene Stelle entsandt, wo das Signal zuletzt geortet worden war.
Dass die Maschinen tatsächlich aufgestiegen waren, hatten sie vor zehn Minuten zu spüren bekommen, als die Jets im Tiefflug über sie hinweggedonnert waren.
Dough fuhr strikt nach Anweisung, und so wie es schien, näherten sie sich unaufhörlich einer regelrechten Steinwüste. Mittlerweile fragte er sich ernsthaft, ob sie womöglich auf dem falschen Pfad gelandet waren, weil es hier weit und breit keine Häuser und auch keine Vegetation gab. Nach einer Weile nahm Murray einen weiteren Anruf seiner Zentrale entgegen, und dann folgte plötzlich ein heftiges Wortgefecht. Murray brüllte, dass er sich bei der Queen höchstpersönlich über das Verhalten seines Innenministers beschweren werde.
»Was war denn los?«, wollte Dough wissen, nachdem Murray schwer atmend und mit hochrotem Kopf aufgelegt hatte.
»Scotland Yard hat den Einsatz abgebrochen.« Murray war die Resignation anzusehen. »Sie sagen, sie hätten das gesamte Gebiet vor zehn Minuten mit Militärjets abgeflogen und dabei sogar Infrarotsucher und Funkortungssysteme eingesetzt. Nichts. Nur Berge und Steine. Kein einziger Hinweis weit und breit auf die Anwesenheit von Technik und Menschen in diesem Gebiet.«
»Aber was ist mit dem Signal?« Dough hatte den Wagen gestoppt und sah den Detective verständnislos an. »Es gab doch ein Signal – ganz in der Nähe?«
»Keine Ahnung«, schnaubte Murray verärgert. »Vielleicht hat Cameron sein Hemd ausgezogen und es aus dem Helikopter geworfen?«
»Aber dann wäre das Signal doch noch da«, gab Dough zu bedenken. »Dass es nicht mehr vorhanden ist, lässt doch vermuten, dass Cameron sich nun irgendwo befindet, wo er abgeschirmt wird. Vielleicht in einem Bunker?«
Murray sah ihn an, als ob er überlegen müsse. »Oder man hat den Chip zerstört.«
»Ach was!«, erwidert Dough und wischte Murrays Bedenken mit einer entschlossenen Geste beiseite. »Wenn Scotland Yard und das Innenministerium uns die notwendige Unterstützung versagen, müssen wir eben auf eigene Faust ermitteln.«
»Na gut.« Murray seufzte. »Schlimmstenfalls erreichen wir nichts und bleiben ohne Benzin auf einer einsamen Straße liegen – oder auf der Suche nach einer offenen Tankstelle verirren wir uns in den Highlands. Also fahren Sie schon, Dough!«
John wurde es langsam mulmig zumute. Ein paar Helfer der Panaceaer hatten ihn mit Räucherwerk und feuchten Tüchern rituell gereinigt. Überall um ihn herum hatte man Kerzen angezündet. Sphärische Klänge erfüllten den Raum. Eigentlich entspannend, dachte er, wenn sich über ihm nicht ein futuristisch wirkender Aufbau befunden hätte, der ihn an eine bevorstehende Hirnoperation erinnerte – ein Gestell aus Aluminium mit mehreren LCD-Leuchten und einem Schwenkarm, der eine Vorrichtung enthielt, in die man etwas einspannen konnte. Für ein »Caput Mortuum« benötigte man den radioaktiv geladenen Stein der Weisen – oder »Lapis Philosophorum«, wie er auch genannt wurde. Die Strahlung des Steins löschte binnen Minuten jegliche Persönlichkeitsmerkmale im Hirn des Probanden und machte ihn zu einem leeren Gefäß – einer Cornuta, das Symbol der Panaceaer. Dann wurde sein Geist im Sinne der Bruderschaft wieder aufgebaut. Diesen Vorgang hatte John bisher weder beobachten noch nachvollziehen können. Einzig, dass gefangene Panaceaer, die nicht zur Führungsebene gehörten, für kein normales Gespräch mehr zu gebrauchen waren, verriet ihm, wie barbarisch dieser Vorgang sein musste.
Die Abendsonne stand tief über Loch Scridain, einem langgezogenen Fjord auf Mull, der vor der Insel Iona in den
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